Das zwei-Wochen-Bad, Teil 2

Geschafft! Auf den Punkt nach zwei Wochen ist das Badprojekt fertiggestellt und man kann drauflosplanschen. Lediglich die Klempnerabteilung muss Montag nochmal ran, einen Heizkörper und die Duschabtrennung anbringen, aber ich persönlich habe es pünktlich (okay, mit einer „Nachtschicht“) geschafft und werde nun die fünfstellige Bonuszahlung einstreichen.

Leider fühle ich mich jetzt wie Mitte 70 und mir tun alle Knochen weh. In meinem Hauptjob habe ich ja ungefähr 70% Bürotätigkeit und nun hatte ich zwei Wochen 100% durchgehendes Gerödel. Aber auch das wird schon wieder; gut, dass ich das nicht ständig mache.

Nach erfolgtem Trockenbau ging es Anfang dieser Woche ans Abdichten des Duschbereichs. In diesem Fall haben wir nämlich zwei sensible Fälle: erstens ist das ganze Häuschen in Holzständerbauweise errichtet, und Holz und Wasser vertragen sich nunmal nicht, und zweitens ist ja eine bodengleiche Dusche immer viel mehr Rundumnässe als eine definierte Duschtasse. Also muss unterhalb der Fliesen eine dichte Schicht aufgetragen werden, in diesem Fall Flächendicht von Sopro. Das Zeug ist leider nicht ganz billig, aber Feuchtigkeitsschäden beheben ist sicher teurer.

Zunächst werden die Kanten abgedichtet; dazu gibt es ein Dichtband, das direkt ins nasse Flächendicht eingelegt und dann angearbeitet wird:

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Einarbeiten des Dichtbandes

Es wird also, beispielsweise mit einer Schaumwalze, die Dichtflüssigkeit aufgetragen, das Dichtband daraufgeklebt (schön in die Ecken drücken, sonst stört es später beim Fliesen) und dann nochmal drübergerollt. Wenn alle Kanten fertig sind, werden die Ecken auf dieselbe Weise angebracht:

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Sopro Dichtecke

Vorrollen, Ecke eindrücken, nachrollen:

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Dichtecke anbringen

Zuletzt gibt es für „Durchdringungen“ noch diese Dichtmanschetten:

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Dichtmanschetten

Diese werden zum Beispiel für die Armatur-Anschlüsse benutzt:

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Anbringen der Dichtmanschetten

Für die Dusche wurde ein Duschboard benutzt, also ein Hartschaum-Bauelement mit Abfluss und vorgegebenem Gefälle. Der Übergang zum Trockenestrich wird dabei ebenfalls mit dem Dichtband ausgestattet.

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Alle Kanten und Ecken dicht! Jetzt noch die Wandflächen…

Danach werden die Wandflächen mit einer größeren Rolle vollflächig mit Flächendicht behandelt, und nach einer Trocknungszeit von 1,5-2,5 Stunden wird noch eine zweite Schicht aufgetragen. Der Raum ist jetzt abgedichtet und quasi Schwimmbadtauglich – „nur“ Fliesen würden diese Anforderungen nicht erfüllen.

Apropos Fliesen: dieses war der nächste Streich. Alle Flächen übrigens grundieren! Habe ich das erwähnt? Grundierung – Flächendicht – Fliesen wäre die Reihenfolge. Die Grundierung habe ich nun erstmalig mit einem Sprühgerät gemacht-das ging deutlich schneller und besser als die alte Quast-Methode; zur besseren Verteilung muss man nachher nochmal mit einem Roller drüber, aber die Methode hat sich absolut bewährt. Auch der Boden (Fermacell Trockenestrich) muss vorm Fliesen grundiert werden.

So, und papperlapapp mit Fliesenkeilen! Es hält sich ja immer noch die Meinung, großformatige Fliesen rutschen runter und man muss ganz unten anfangen und mit Keilen oder Hölzchen oder Fliesenkreuzen(!) die Kacheln aufeinanderstapeln. Nein, muss man nicht – hier ist der Beweis:

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Anfangsfliese 🙂

Ich habe das vielleicht schonmal erzählt, aber warum fängt man nicht unten an? Weil nicht jeder Raum so schön gerade und waagerecht ist wie dieser, und wenn es dann irgendwo eine tiefere Stelle am Boden gibt als meine Anfangslinie, habe ich dann plötzlich Platz untendrunter. Man sucht sich also entweder die Raummitte oder eine prägnante Raumkante; in diesem Fall war es die Fensterbank, die ich als waagerechte Grundlinie benutzt habe. So wirkt das Fugenbild harmonisch mit dem Lichteinfall des Fensters und auch nach Feng-Shui sollte das so passen.

Vielleicht geht das auch nicht mit jedem Kleber, aber die Sopro-Jungs (nein, da werde ich nicht gesponsort-WARUM EIGENTLICH NICHT?) haben mit dem No.1 einen Kleber zusammengerührt, der das anstandslos mitmacht. Die Fliese wird etwas zu hoch angesetzt (von daher gut, von oben nach unten zu arbeiten) und rutscht dann ein paar Millimeter herunter, sitzt danach aber anstandslos im Kleberbett und kann noch gut ausgerichtet werden. Hier hat mir der Laser wieder gute Dienste erwiesen, ich weiß gar nicht, wie ich das vorher nochmal gemacht habe? 😉

Apropos gute Dienste: Das ich nur einen 60cm-Fliesenschneider habe, diese Kacheln aber 90 cm breit sind, habe ich mir einen geliehen; zunächst einen vom Baustoffhandel, eine Schneidhexe, mit der ich so-naja-zufrieden war: der reine Schnitt war nicht schlecht, aber die Brechmechanik war ganz am Ende des Gerätes, so dass man also die Fliese erstens verschieben und zum Brechen neu ausrichten musste, und auch nur an einer Stelle brechen kann. Bei schmalen Streifen beispielsweise gehen dann die ersten 20cm ab, danach ist nix mehr und dann heißt es mit der Zange abknabbern oder den Nassschneider anwerfen. Wobei mir der auch sehr nützlich war, um Aussparungen zu machen.

Ich habe dann upgegradet und mir bei BÖLLZ den Knaller-Fliesenschneider geliehen; was ich noch nie erlebt habe, schafft dieses Gerät doch tatsächlich, einen 2cm-Streifen von einer 90cm-Fliese sauber abzutrennen:

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der Beweis! 2cm Längstreifen am Stück.

Recherchen ergaben, dass die Firma RUBI die Teile baut und so ein Prachtstück, würde man es kaufen wollen dann auch über 400 Euro kostet. Den orangen Vermieter muss ich aber an dieser Stelle tatsächlich mal loben; ich habe da bisher immer 1a-Werkzeug bekommen und mieten kann das Handwerkerherz auch kurzzeitig höher schlagen lassen! Es muss ja nicht immer Kaufen sein.

Manchmal aber dann doch: Ich habe mir eine neue Flex erlaubt; die bisherige war eine Leihgabe meines Vaters, der sie nach zwölf Jahren tatsächlich zurückhaben wollte; Makita hatte dann da ein Angebot mit kleiner und großer Flex mit Scheibchen und Köfferchen und da konnte ich nicht direkt nein sagen. Meine Diamant-Bohrkrone passt:

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Diamant-Bohrkrone

Das Ding ist übrigens auch der Wahnsinn! Geht auch durch die härteste Bodenfliese wie Butter, und eine Größe reicht eigentlich auch für die meisten Fälle; passt genau für Wasseranschlüsse, bei Steckdosen setzt man einfach mehrere Bohrungen nebeneinander. Ich bin gerade ein wenig am Schwärmen, aber es ist einfach toll, mit gutem Werkzeug zu arbeiten. Sonst hätte das Bad locker sechs Wochen gedauert! 😉

So, am Schluss noch Bodenfliesen, Verfugen, Badmöbel aufhängen, Silikon – ach, Silikon: weiß auf weiße Fliese (also vertikale Kanten) geht ja noch, aber die Bodenfuge (grau auf weiß, da sieht man ja jeden Millimeter!) habe ich diesmal dann abgegeben – ich habe es versucht, aber so richtig gut war das nicht; und da ärgert man sich später, wenn alles schick ist, nur die Bodenfuge aussieht wie blind mit dem Wachsmalstift dahingeschmiert. Warum hat mir mein alter Chef eigentlich nicht das richtige Fugen beigebracht? Dafür hätte ich auch noch nen halbes Jahr drangehängt 😉

Gut, also kurzes Zähneknirschen, nun der Blick nach vorne und die direkte Gegenüberstellung:

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vorher…

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…nachher!

und die andere Seite:

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vorher…

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nachher!

Bilder vom ganzen Raum konnte ich leider nicht machen, weil das Zimmer zu klein ist 😉 Man sieht aber, der Raum ist nicht wiederzuerkennen ich schätze, alle können zufrieden sein; und vor allem: ich habe nicht ein einziges mal Bauschaum benutzt 🙂

So, nun drehen wir das Ganze nochmal um und in den nächsten zwei Wochen schildere ich hier dann den Rückbau auf das braungekachelte von vorher.

Cheers!

 

 

Das zwei-Wochen-Bad, Teil 1

Das Schöne an meinen drei bis vier Bad-Umbauten pro Jahr ist ja, dass es jedes mal etwas Neues ist, weil immer irgendwelche Besonderheiten lauern (ist das wirklich das Schöne? Hmmm…) Bei meinem jetzigen Projekt, das ich Anfang dieser Woche begonnen habe, gibt es gleich zwei Besonderheiten: Erstens muss der gesamte Umbau in etwa zwei Wochen fertig sein, und zwei Wochen für eine komplette Entkernung und Wiederaufbau ist schon recht sportlich und ambitioniert für mich alleine plus Sanitäronkel (wortwörtlich Onkel 🙂  ). Die zweite Besonderheit: es handelt sich um ein Häuschen in Ständerwerk-Bauweise, sprich die Bodenplatte ist massiv, aber die Wände aus Holz mit aufgenagelten Gipsplatten. Man muss hier also einerseits etwas behutsamer ans Werk gehen, andererseits erwiesen sich die bestehenden Fliesen und Platten doch als recht widerstandsfähig. Doch eins nach dem anderen, hier zunächst klassischerweise die „Vorher“-Bilder:

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vorher hier…

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…vorher da

Die Wände bestanden aus 20mm-Gipskartonplatten, darauf waren die Fliesen geklebt. Im Grunde ist es kaum möglich, Fliesen von Gipskarton zu entfernen, ohne die Oberfläche der GK-Platte zu zerstören. Selbst wenn man nur leicht den Karton beschädigt oder hier und da mit dem Bohrhammer etwas hinter die Fliesen stemmt, ist die Platte dann hin und sollte im Grunde gleich mitgetauscht werden. Nach 40 Jahren, die die Wand und auch die dahinterliegende (Schall)dämmung nun auf dem Buckel hat, darf man das auch mal austauschen. Also habe ich gar nicht lange probiert, die Fliesen einzeln abzuklöppeln, sondern habe die Wände großzügig entfernt.

Bei der Wand auf den Bildern wurde noch Holz eingebaut, so dass ich mit dem Bohrhammer einen kleinen Streifen in die Fliesen gestemmt und dann per Handkreissäge Segment für Segment abgebaut habe:

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Stück für Stück!

Die Eintauchtiefe der Handkreissäge kann man einstellen, so dass sie nicht zu tief eindringt:

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Eintauchtiefe einstellen!

Bei zwei Wänden war Gipskarton auf die Holzsteher genagelt, bei der Außenwand eine noch etwas stärkere Gipsfaserplatte; alles äußerst hartnäckig und mit vielen tausend Nägeln, dadurch zwar stabil gebaut aber auch mühsam zu entfernen. Am Boden war ein Trockenestrich, der sich mit den aufgeklebten Fliesen ebenfalls als recht zäh erwiesen hat. Zusammen hat die Entkernung statt des üblichen einen Tages dadurch nun knapp zwei Tage gedauert.

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Der muss weg!

Als kleines Schmankerl an Tag zwei musste der oben im Bild zu sehende Eckbalken der Ständerwand versetzt werden, da sonst die Dusche zu schmal geraten wäre. Hier hat mir meine Tigersäge wiede großartige Dienste geleistet; ich benutze sie tatsächlich fast jeden (Bau)Tag und weiß gar nicht, wie ich früher ohne ausgekommen bin? Mit dem langen Metallsägeblatt arbeitete sich das Gerät, hinter dem Holz geführt, durch alle Klammern und Nägel, bis der Balken schließlich freigelegt war und weiter rechts wieder eingebaut werden konnte.

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Der Tiger!

Ab Tag drei, das Bad ist komplett bis auf Holzständerwerk und Betondecke entkernt, ging es nun an den Wiederaufbau!

Was ist der Plan? Tine Wittler, erzählt mal.

Die Schalldämmung wird komplett erneuert und alle Wände mit zwei mal 12,5mm-Gipskarton (I für imprägniert) beplankt. Genutzt wird hier allerdings das vorhandene Holz-Ständerwerk, um den Raum nicht noch kleiner zu machen. Die beiden Lagen werden fugenversetzt angebracht, gespachtelt, grundiert und damit fürs Fliesen vorbereitet. An die Wände kommen vertikale Streifen aus Mosaik und weiße Wandfliesen im Format 90x50cm. Für die großen Biester musste ich mir erstmal einen Fliesenschneider ausleihen, meiner geht nur bis 60!

Die Decke wird mit Metallprofilen etwa 5cm abgehängt (CD-Profile mit Direktabhängern) und mit 12,5mm Gipskarton BPI (=BauPlatteImprägniert) beplankt. Dann gespachtelt, grundiert und mit Reibeputz 1,5mm Körnung versehen. Schließlich werden noch LED-Deckenspots eingebaut.

Für den Boden haben wir uns, analog zum Rest des Hauses, für eine Trockenestrichlösung entschieden, unter den eine Fußbodenheizung eingebaut wird. Dann wird ebenfalls grundiert und schließlich gefliest, dunkle Bodenfliesen im Format 90 x 45cm.

Sanitärmäßig werden sämtliche Leitungen erneuert; der Toilettenkasten kann (bis auf 4 cm) komplett in die vorhandene Ständerwand eingebaut werden. Die übrigen Leitungen für den Waschtisch verschwinden ebenfalls in der Wand. Links in der Ecke wird eine bodengleiche Dusche gebaut; hier benutzen wir ein Duschboard mit mittigem Ablauf, das in den Trockenestrich eingelassen wird. Verarbeitet wird hier später auch eine Familienpackung Sopro Flächendicht.

Man sieht also: viel Arbeit für zwei Wochen! Aber die Hälfte ist ja schon geschafft 😉

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Vorwand-Vorwand
Wie erwähnt, schaut der Spülkasten 4cm aus der bestehenden Holz-Vorwand heraus, so dass ich davor eine schmale Vorwand mit CD-Profilen (ja, die gehen nicht nur für Decken) auf Direktabhängern montiert habe. Am Boden und an der Decke bilden UD-Profile den Abschluss, damit auch bei Tritten vor die Wand die Fliesen einen stabilen Untergrund behalten.

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Vorwand mit eingearbeitetem Holz

Ich bin ja kein Freund von Holz in Badwänden; von dem doppelten Beplanken in OSB/Gipskarton würde ich eher abraten. Dennoch habe ich einige senkrechte Latten mit eingebaut, damit der schwebende Waschtisch, der Spiegel-Hängeschrank und die Glasduschwand besseren Halt finden.

Nach der Beplankung des Ganzen (zum Fliesen würde ich immer doppelt beplanken, besonders bei großformatigen Fliesen) war dann der Fußboden dran. Onkel Norbert hatte liebevoll die Fußbodenheizung verlegt:

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FdH äähhh FBH

Hierbei handelt es sich um ein System der Firma Schütz; in eine Trägerplatte aus styroporähnlichem Hartschaumstoff wird das Heizungsrohr schlaufenförmig eingelegt. Die im Bild zu sehenden dunklen Streifen sind Wärmeleitbleche, die die Wärme unter den Fliesen besser verteilen. Das System funktioniert wie ein normaler Heizkörper mit Wasser; ein Regelventil wird in die Wand eingebaut. Die Aufbauhöhe beträgt 25mm und wird dann mit einer 25mm-Fermacell-Platte (die Plattenstärke und -Eigenschaft ist tatsächlich vom Hersteller so im System festgelegt) bedeckt. Diese werden miteinander verklebt und verschraubt:

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Trockenestrich verschrauben

Wichtig ist, dass sich auf der Betondecke keine Unebenheiten befinden und auch im weiteren Verlauf sauber gearbeitet wird, damit eine ebene, belastungsfähige Fläche entsteht.

Was war noch? Die Decke! Hier bin ich wie gewohnt vorgegangen: zunächst UD-Profil mit Dämmstreifen an die Wände geschraubt und dann CD-Profile mit Direktabhängern befestigt (das habe ich ja hier schonmal auführlich beschrieben). Im Laser-Koffer habe ich noch ein schönes Zubehör gefunden, nämlich eine Metallplatte, die einfach an die Wand geschraubt wird und den Laser magnetisch festhält:

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Laser an der Wand

Das spart mir für’s erste das Stativ in dem engen Raum. Per Laser-Schablone werden nun die CD-Profile in den Abhängern ausgerichtet und verschraubt. Und damt ist die erste Woche auch schon rum:

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Stand Ende Woche 1

Eigentlich wollte ich Montag schon mit dem Fliesen anfangen, daraus wird aber wohl erst Dienstag was, denn Montag steht noch Decke beplanken, alles spachteln, grundieren usw. auf dem Programm. Streng genommen bin ich also einen Tag im Rückstand, und ich sehe schon ein paar Abend-Schichten auf mich zukommen.

Also, ihr und ich dürfen mal gespannt sein, wie es nächste Woche um diese Zeit aussieht!

Bis dahin, schöne Woche und immer ne Handbreit Spachtel unterm Schuh!

 

Das wird ja immer schöner!

Es wird spannend, Trommelwirbel und Tusch: Der Gewinner des Dyson-AM05 Heizlüfters ist: Tanja Hermann! Herzlichen Glückwunsch. Das Gerät wird direkt von Dyson verschickt, ich schreibe Dir eine eMail wegen der Adresse. Allen anderen Danke fürs Mitmachen und nicht traurig sein, sicher gibt es demnächst wieder ein Gewinnspiel.

Während schon wieder die nächste Baustelle mit den Füßen scharrt, habe ich noch gar nicht das letzte Badprojekt zuende erzählt. Nach Beendigung des Trockenbaus ging es mit dem Fliesen weiter. Bisher habe ich mit solidem Halbwissen immer von unten nach oben gefliest, damit die Fliesen nicht herunterrutschen und eine auf der anderen „steht“. Dem professionelen Fliesenleger wird sich bei dieser Vorgehensweise das Haar sträuben, und tatsächlich war es bisher immer problematisch, wenn der Fußboden nicht schnurgerade-glatt-in-Waage war. Also habe ich mich schlau gelesen und bin dieses mal – tätärätäää – in der Raummitte angefangen.

Schön zwischen den Wänden und zwischen Boden und Decke die Mitte ausgemessen und mit dem Laser ein Kreuz projiziert. Dann den Fliesenkleber auf der Wand aufgezogen (Sopro No.1, der hält ja tatsächlich Bombe) und die Fliesen unter leichtem hin- und herdrehen ins Kleberbett gedrückt. Man kann sie auch etwas zu hoch ansetzen und sie rutschen dann minimal runter auf die richtige Position.

Dass sie weiter rutschen als sie sollen passiert tatsächlich nur mit Bodenfliesen, die an die Wand geklebt werden (ja, das geht auch, sie sind nur schwerer und besch****er zu bohren). In diesem Fall hatte ich hinter der Dusche einen Senkrechtstreifen aus Bodenfliesen, die neigen dann schon zum Runterrutschen. Von Fliesenkreuzen halte ich nicht viel, aber es gibt auch Fliesenkeile, oder in meinem Fall: Zollstock-Stückchen, die ich in die Fugen stecke, dann bleibt die Fliese auf ihrem Platz.

Alternativ zur Raummitte kann man auch gegebene Linien wie die Oberkante des Vorwandelements, Fenster etc. benutzen. Auf jeden Fall ging das Fliesen von der Mitte aus deutlich besser von der Hand, und auch wenn der Raum nicht genau winklig ist (was ja bei speziell bei Altbauten schonmal vorkommt) kann man dann an den Rändern die Fliesen passend zuschneiden und hat keine ganzen Kanten an diesen Problemzonen. Eine Vorgehensweise, die ich mir auch für GK-Decken angeeignet habe, da fange ich auch nicht mehr in einer Ecke an; wenn die Wand aus der Flucht läuft, wird der Spalt zur Wand immer größer, und 2cm-Gipskartonstreifen einsetzen ist natürlich Gepfusche. Also, an einer Wandmitte (idealerweise die, an der man auch die Unterkonstruktion ausgerichtet hat) anfangen und dann zu den Rändern hin passend zuschneiden.

Obwohl ich es in meinem eigenen Bad damals gemacht habe, werden großformatige Fliesen (60×30 in diesem Fall) nicht halb versetzt verlegt. Das hat mit der Schüsselung zu tun. (Ein super Begriff, wenn man schlau daherreden will! Auch im Holzbereich ist immer viel mit Schüsselung) Hierbei handelt es sich um eine Wölbung, d.h. die Ränder der Fliesen sind produktionsbedingt etwas dünner als die Fliesenmitte, und das fällt dann auf, wenn in zwei übereinanderliegenden Reihen eine Fliesenmitte auf einen Fliesenrand trifft.

Ich finde es bei mir jetzt nicht so schlimm, aber aus diesem Grund werden diese Flisen entweder als Drittel-Verbund oder, wie hier, genau untereinander verlegt:

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Verfugen der Wandfliesen

Beim Verfugen wird übrigens im Wandbereich bei weißen Fliesen gern silbergrau genommen, das ist etwas heller als normales grau, und kleine Unregelmäßigkeiten im Fugenbild fallen nicht so auf. Man kann natürlich auch weiß nehmen, das hab ich auch schonmal gemacht, aber jede Unsauberkeit im Werkzeug oder Dreck im Eimer rächt sich da ganz fürchterlich. Für den Boden nimmt man eine dunklere Fugenfarbe, die ist dann etwas unempfindlicher, hier war es Betongrau.

Um das Vorwandelement und das Fenster herum habe ich Edelstahl-Kanten (mit extra kleinen Eckelementen) verwendet; das sieht zwar hübsch aus, wenn es fertig ist, aber zum Verarbeiten macht das jetzt nicht so viel Spaß. Für die Löcher in den Bodenfliesen habe ich mir übrigens eine Diamant-Bohrkrone (für die Flex!) besorgt, und das Ding ist wirklich traumhaft. Superglatte Schnitte auch in die harten Bodenfliesen. Herrlich! (Über was Mann sich so freuen kann, hihi….)

Nach der Wand kam dann der Boden dran, alles verfugen und dann noch Silikon grau für die Übergänge der Fliesenflächen und weiß für den Deckenanschluss, und fertig war die Laube!

Jetzt aber noch der vorher-nachher-Vergleich, weils so schön ist:

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vorher

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nachher!

Ich bin auch immer noch total geflasht, wenn ich das Bild sehe 🙂 Oh, hier ist noch eins:

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noch eins

Da immer viele nach Zeit und Kosten fragen: Mit dem ganzen Projekt war ich gut 80 Stunden beschäftigt, also zehn volle Tage, könnte man sagen. Die Materialkosten lagen grob bei 1500-2000 €. Dazu kommt noch Arbeitszeit und Material für die Sanitärabteilung.

Aber, nach dem Bau ist vor dem Bau und munter geht es weiter! Im Moment bin ich gerade dabei, die Werkstatt auf Vordermann zu bringen und mir Werkzeugkisten für die Außeneinsätze zu bauen. Wie das so geworden ist, sieht man nächste Woche hier. Bis dahin, schaut Euch Euer Bad mal an, da kann man bestimmt auch was hübsches draus machen 😉