Traufenkasten-Kasten

In den letzten Tagen war ich wenig zuhause und konnte daher auch wenig Produktives dort leisten. Heute habe ich dann das erste Dach-Viertel fertig verholzt (also der Norden ist dicht! Da kann mir keiner mehr was!) und kümmerte mich um die kleinen Ecken.

Man ist ja geneigt, in den Winkeln und Ecken wo man nur liegend, kriechend oder keuchend hin kommt, wo Spinnennetze, Dreck und Marderköttel sind, schludrig zu werden. In die Ecke kriechen, sich mehrfach den Kopf stoßen und irgendwas aufschürfen, merken, dass man ein Werkzeug vergessen hat, zurückkriechen, Werkzeug holen, wieder reinkriechen, Schraube verloren, wieder zurückkriechen…. und so weiter; dann schnell das Nötigste irgendwo hinschrauben oder irgend eine Pampe in ein Loch schmieren und nix wie raus da. So ähnlich, als müsste man im Dschungelcamp unter Wassser und mit ekligem Getier eine Schatztruhe öffnen-die wird man dann auch nicht erstmal entgraten.

Das ist natürlich falsch und verwerflich! Gerade in doofen Ecken muss man sorgfältig arbeiten. Und ehrlich zu sich selber sein. Und nicht alles auf den nächsten/übernächsten Arbeitsgang schieben („Warte ab, wenn erstmal Farbe drauf ist! Du siehst nix mehr davon!“). Je besser man den Grund macht, desto besser (und einfacher) werden die darauf aufbauenden Arbeiten. Wenn das Fundament zum Haus schief ist, können auch die Tapeten das nicht wieder rausreißen.

Das also als Appell an mich selbst.

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Traufenkasten unverkleidet, mit zwei Latten zur Aufnahme der DWD-Platte

Doch ich schweife ab; eigentlich wollte ich berichten, dass ich heute die DWD-Beplankung dahingehend verbessert habe, dass die Traufenkästen nun von Innen verkleidet sind. Traufenkasten ist die Verkleidung des Dachüberstandes. In der Traufe (also dort, wo die Dachziegel ‚zuende‘ sind), hatte ich ja die Traufbleche untergeschoben und diese an die Unterdeckung angeschlossen. Diese Traufbleche sind natürlich, weil nachträglich eingebaut, nicht durchgängig sondern liegen immer zwischen zwei Sparren. Dadurch entsteht naturgemäß zumindest die Möglichkeit, dass dieser Traufenkasten von Innen Kontakt mit Feuchtigkeit hat, sei es durch einen schrägen Regentropfen oder einfach die Außenluft. Ihn einfach mit Glaswolle vollzuproppen wäre also nicht besonders ratsam, weil die Isolierung dann hier Feuchtigkeit ziehen könnte und was nützt die schönste Unterdeckung, wenn man dann doch wieder solch eine Schwachstelle hat.

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Fertige Verkleidungen

Also habe ich mich entschlossen, die Isolierung komplett von diesem Traufenkasten zu entkoppeln und diesen, wie im Bild oben zu sehen, mit einer DWD-Platte zu verschließen. Dazu am unteren Ende der Sparren zwei kleine Latten befestigen und dann mit Reststücken der Holzfaserplatten das Ganze verschließen. So bleibt der Traufenkasten auch frei und wird belüftet („kann atmen“, das ist ja immer ein geflügeltes Wort bei sämtlichen Baubeurteilungen), denn wir haben ja hier schon festgestellt dass es beim Haus eben nicht so ist wie an der Wursttheke, denn bei Letzterem ist es immer gut, wenn alles ordentlich eingepackt ist.

Auch auf die Gefahr hin, wieder abzuschweifen, kommt mir der Gedanke, ob der ganze Dämmungs-Boom (WDVS) wirklich der Weisheit letzter Schluss ist. Als die „Altbauten“, wie hier 1926, errichtet wurden, hatte die Menschheit schon einige Jahrhunderte Erfahrung im Hausbau fernab vom Höhlenleben. Also unterstelle ich, dass die Häuslebauer Anfang des 20. Jahrhunderts nicht völlig dämlich waren und sich bei gewissen Sachen was gedacht haben, zum Beispiel was den Aufbau und die Belüftung von Außenwänden angeht.

Nicht mal 100 Jahre später stellen wir das alles komplett in Frage und packen unsere Häuser in dicke Dämmstoffhauben ein, die schon zerbröseln wenn man ein Fahrrad dagegenlehnt oder sich ein Specht verirrt. Das ist zwar für die Heizkosten und die Umwelt schön und gut, aber was da bauphysikalisch passiert ist zumindest auf lange Sicht noch ziemlich unklar. Denn so lange gibt es das Ganze noch nicht (seit 1990 etwa werden die aktuellen Dämmstoffe verbaut), und über Langzeitschäden kann man daher noch nichts sagen. Im Übrigen finde ich den Gedanken, dass irgendwann alle Häuser gleich aussehen, ziemlich abschreckend.

Ich bin da kein Experte und es ist auch nur eine subjektive Einschätzung, aber vielleicht sollte man nicht alles uneingeschränkt toll finden, was auf den ersten Blick ‚logisch‘ erscheint und auch noch gut propagiert beworben wird.

Der Umweltaspekt brennt unter den Füßen, und daher bin ich großer Freund energetischer Verbesserungen; da gibt es ja auch viele andere Stellschrauben, an denen man drehen kann. Ich bin gespannt, wann WDVS wieder „out“ ist und das ganze Poroflopp wieder von den angeschimmelten Fassaden runtergekratzt werden muss; wobei auch da freut sich das Malerhandwerk 😉

 

nix geschafft!

Also doch, eigentlich schon was geschafft. Immerhin zwei Sparrenfelder mit DWD-Platten und angeschlossenem Traufblech ausgestattet in etwa vier Stunden. Aber aller Anfang ist schwer und ich denke, wenn sich erst einmal ein gewisser „Workflow“ eingependelt hat, wird es bei den nächsten Feldern auch deutlich schneller gehen.

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Lattung und erste Platte angebracht

Heute war es jedenfalls ein ziemliches Gefummel. Bei den Traufblechen habe ich die Ränder etwas hochgekantet, damit eventuelles Wasser auch wirklich in Richtung Dachrinne läuft und nicht irgendwo danebenplörrt. Dann muss das Traufblech vorgebohrt und schließlich unter die Dachziegel geschoben werden.  Seitlich an die Sparren wurden dann die 3×2,5-Latten geschraubt, auf diese die DWD-Platten.  Schließlich gibt es noch einen Anschluss an die Folie vom Spitzboden mit Dampfsperren-Anschlussklebeband.

Das ist tatsächlich eine recht weiche Platte die so gar nichts mit Spanplattenkonsistenz zu tun hat. Schneiden kann man sie flott mit der Stichsäge, aber zum, Anschrauben des Traufbleches waren schon einige Schrauben 4×20 nötig. Eine Schraubenstärke unter 4mm hält kaum in der weichen Platte.

Nun hat mein Dach einen Knick (dafür gibt es bestimmt auch einen Fachbegriff, wer weiß ihn?) etwa 60 cm oberhalb der Traufe, so dass an dieser Stelle die Platten angesetzt werden müssen. Ich habe mich dafür entschieden, sie etwas überlappen zu lassen, so dass Wasser nicht in eine offene Plattenkante fließen kann:

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Untere Verbindung mit Nut+Feder, oben „Überlappung“ am Dachknick

Das zweite Feld ging schon flotter als das erste. Wichtiger als Geschwindigkeit ist hier aber die Sorgfalt, denn undichte Stellen könnten später mal äußerst unangenehm werden. Dennoch: Der Winter steht vor der Tür…. 🙂

 

Immer mit der Ruhe

Beruhigt Euch, Leute! Ich renne nicht ins Verderben. Heute vier (!) Anrufe von besorgten Leuten, ob ich mir das wirklich gut überlegt hätte und die Isolation einfach so „unters Dach proppen“ möchte. Nein, nein!

Ich habe mich mit dem Thema äußest lange beschäftigt und nun eine für mich gute Lösung gefunden, die ich hier liebevoll aufgemalt habe:

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Das Problem ist ja immer, dass die Isolierung nicht nass werden darf. Das verhindert nach Außen (Regenwasser, Schnee) die Unterspannbahn, also eine Folie, die normalerweise (also sagen wir etwa seit den 70er Jahren) beim Decken unter den Dachziegeln verlegt wird und eindringendes Wasser (z.B. Schlagregen oder Schnee, der unter die Dachpfannen geweht wird, oder andere kleine Undichtigkeiten) in die Regenrinner ableitet. Also eine zweite Dachschicht, wenn man so will.

Bei älteren Dächern gibt es diese Unterspannbahn nicht und würde man nun die Isolierung einfach „unters Dach proppen“ (ist proppen eigentlich ein ostwestfälisches Originalwort?), würde es nicht lange dauern und sie würde feucht werden und einen schönen Nährboden für diverse Schimmelpilzsorten abgeben.

Man könnte also nun eine Unterspannbahn nachträglich improvisieren indem man die Folie um die Sparren herumführt. Ein nahes Familienmitglied hat das auch mal so gemacht und es hat auch irgendwie funktioniert (zumindest der sichtbare Teil des Dachbodens ist immer noch trocken, und das ist schon 30 Jahre her!).

Ich habe mir bei einer Holzfirma einen Ausbau abgeguckt (ja, ich gestehe…), bei dem anstatt Folie DWD-Platten (Diffusionsoffene Wand- und Dachplatte) benutzt wurden, die zwischen die Sparren gesetzt werden. Die Platten sind wasserabweisend und haben sogar noch Vorteile gegenüber der Unterspannbahn: sie haben eine zusätzliche dämmende Wirkung und halten im Sommer die Wärme draußen.

Also, wie in der Skizze zu sehen werden links und rechts an die Sparren Dachlatten geschraubt, darauf kommt die DWD-Platte. SO ist erstens nichts mit der Deckung verbunden und man kann unabhängig irgendwann das Dach neu decken; zweitens entsteht hinter der Platte ein Abstand zu den Latten der Deckung. Dadurch staut sich das Wasser nicht und es gibt eine Hinterlüftungsebene. Wenn das evtl. auf der Platte auftretende Wasser gut weg kann und die Platte noch belüftet wird, wird Schimmelbildung vermieden. Das Wasser auf der DWD-„Rutsche“ wird übrigens dann über eine Art Traufblech hinausgeführt in die Dachrinne.

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Vorarbeiten mit Dachdeckermörtel

Heute waren erstmal die Vorarbeiten dran. Gefühlte 90% der Zeit bei Renovierungen verbringt man ja mit Dingen, die später kein Mensch sieht. Hier zum Beispiel: Die Dachziegel sind alle von innen verschmiert (hat man früher so gemacht, wird heute nicht mehr gemacht); hier und da ist der Mörtler rausgefallen und obwohl ich ja eine 1a-Unterdeckung plane muss man den Regen ja nicht herausfordern und so habe ich die größten Lücken wieder schön geschlossen.

Der Vorbesitzer hat das übrigens auch schon probiert, mit PU-Schaum (kennt man vom Türeneinbau), ist natürlich eine einfache Lösung aber erstens dehnt sich das Zeug aus und wird bei großzügiger Anwendung möglicherweise das Dach schonnal selbst abdecken, zweitens zieht dieser Schaum Feuchtigkeit, wenn die Oberfläche spröde wird. Ich habe die vorhandenen Schaumnähte nicht rausgekratzt, aber mich dann doch für Dachdeckermörtel entschieden.

Übrigens, Dachdeckermörtel: Der ist eigentlich für das Setzen von First- oder Gratziegeln (wo die Schwerkraft Dein Freund ist!); zum Ausbessern ist er von der Konsistenz (eher so wie grober Sand) und der Haftung (gegen Null) nur bedingt geeignet. Man braucht also etwas Geduld, ich habe ihn dann irgendwann mit einer Prise normalem Zementmörtel versetzt, was die Haftung verbesserte. Generell sollte man das Zeug aber schon benutzen weil er (Achtung solides Halbwissen) soweit ich weiß elastischer und robuster als normaler Mörtel ist, und da so ein Dach sich ja ständig bewegt…

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Luflöcher schaffen

Wo oben zugeschmiert wird, wird unten rausgekloppt: Wie schon erwähnt, braucht die DWD-Platte eine Hinterlüftungsebene, außerdem muss später das Traufblech unter den Dachziegeln hergeschoben werden. Zu diesem Zweck habe ich also „mal eben“ an allen Traufen die untere Lage Mörtel weggenommen. Nicht ganz einfach: liegend mit Hammer und Meißel zärtlich zwischen den Dachziegeln stemmen.

Dabei leistete mir dieses Werkzeug gute Dienste:

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Das habe ich da oben gefunden (ein alter Schürhaken oder irgend eine Befestigung?). Ich konnte also ein Loch in die unterste Mörtelschicht stemmen und dann mit diesem Ding den Rest nach und nach rausziehen, um nicht die Dachziegel zu beschädigen (ein paar hab ich trotzdem ‚geknackt‘.

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Gebrochene Dachlatte

Beim Inspizieren seiner Dachziegel entdeckt man dann auch den ein oder anderen Mangel, wie oben im Bild eine gebrochene Dachlatte, die ich wieder geschient habe. Man sollte also tatsächlich regelmäßig sein Dach untersuchen (macht kein Mensch…)

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Gute Butter!

Auf dem Dachboden hat tatsächlich mal jemand gewohnt! Zwischen Holzuntergrund und ein paar hingelegten Bahnen Linoleum fand ich „Die Welt“ aus dem Mai 1960. Damals hatte die Butter noch ein besseres Image 🙂