Szenen aus dem Leben, Folge 4

In den Rollen:
Mario, ambitionierter Heim- und Handwerker, Schrauber, Stemmer, Nagler und Wisser. Beruflich Lagerist.
Felicitas, seine Freundin, beruflich macht sie Leuten die Nägel
Jacqueline, die Tochter von Felicitas‘ Schwester
Frau Beermann, Erzieherin in Jacquelines Kindergarten

Szene: Innenraum Kindergarten. Als Eltern-Kind-Aktion werden gemeinsam Laternen für das baldige Laternenfest gebastelt. Einige Eltern sitzen auf deutlich zu kleinen Stühlen und schnippeln geduldig mit ihren Kindern an den Laternen herum. Es herrscht eine ruhige und entspannte Atmosphäre. Plötzlich hört man Gepolter vom Flur.

Mario (schreit): Schackeline! Komm hier bei die Tante bei! Komm wir wolln doch hier mitte Laterne! Runter da getz sonst fängsse dir’n paar!
Felicitas: Da hinten isses.

Die Tür  zum Gruppenraum öffnet sich, Mario und Felicitas kommen mit der kleinen Jacqueline im Schlepptau herein. Mario trägt einen stark verschmutzten Blaumann und riecht penetrant nach Öl. Er hat einen kleinen Karren mit Werkzeug dabei, Felicitas trägt ein Blech mit Muffins.

Frau Beermann:Ach, hallo! Da ist ja Jacqueline! Und die Mutti konnte heute nicht? Freut mich, ich bin Frau Beermann.
Mario: Jau. Nee hier sie is die Schwester. Schackelinz Mutti is heute mein ich bein Frauenarzt. Aber wir kommen hier schön zun Basteln! Zeich ma her wie dat geht hier?
Felicitas: Ja, meine Schwester ist heute leider verhindert, deswegen kommen wir mit. Ich habe auch ein paar Muffins mitgebracht!
Frau Beermann: Ach, das ist aber nett! Maya, Taya, Aya, wollt ihr auch einen Muffin? Guck mal die sind aber lecker! Hmm, schmecken ein bißchen ölig?

Mario (zu Felicitas): Hömma wo haste denn dat Muffin-Blech her? Ist dat ausse Garage?
Felicitas: Ja?
Mario: Oh, dat nehm ich immer zun Ölwechsel!

Frau Beermann erklärt den Laternen-Bastelbogen und verteilt Schere und Klebestift. Mario macht sich am Werkzeugwagen zu schaffen.

Mario: So, hier, dat könn wa doch schön mitte Laubsäge! MDF-Platter hab ich mit!
Frau Beermann:; Ja, nun, äähh, wenn sie wollen, können sie natürlich auch…

Mit ohrenbetäubendem Krawall startet Mario seine Säge mit Verbrennermotor. Die ersten Kinder verlassen weinend und kreischend den Raum. Die Luft ist schnell von den Abgasen geschwängert und hinterlässt einen bitteren Geschmack auf der Zunge, der aber gut zu den Ölmuffins passen würde.

Mario: Oh, getz hab ich hier bissken in‘ Tisch gesägt. Aber sonst is schon ganz gut geworden! Guck mal, Schackeline!
Felicitas: Mach das Ding aus!
Mario: Jaja, is ja gut. Weissewatt, mit Laterne überlass ich Euch mal. Is mir zu filibran.
Frau Beermann: Ich glaube, das ist eine gute Idee. (zu Felicitas): Vielleicht setzen Sie sich zum Basteln hier ans Fenster. Leider geht die Deckenleuchte im Moment nicht…
Mario: WAT? Kann ja gar nich sein! Lass ma gucken hier.
Frau Beermann: Die Birne habe ich schon gewechselt, das ist es nicht…
Mario: Birnen wachsen aufn Baum! Wo happta denn die Verteilerdose? Ah hier.
Frau Beermann: Sie müssen aber jetzt wirklich nicht…
Mario: Quatsch, kein Ding für den King! Hähä! Ham wa doch gleich! Oh was dat fürn Kabel?

Er zieht an einer Leitung, die sich daraufhin über eine Länge von etwa vier Metern aus der Wand löst. Der Putz platzt ab und rieselt auf die Auslegeware. Das Kabel schwingt durch den Raum, gefährlich nah an den Kindern vorbei.

Mario: Junge, Junge, wie ham die dat denn hier verdrahtet? Schackeline, tu den Papa mal die Zange!

Unter einem grünlich-blauen Lichtbogen fliegt Mario von seinem Standgerüst aus zwei aufeinandergestapelten Kinderstühlen schwungvoll von der Wand, mitten in die bereits fertiggestellten Laternen; nicht ohne dabei den Ventilkopf des Heizkörpers mit dem Fuß abzureißen. Ein Schwall von Heizungswasser ergießt sich über den Basteltisch mit den Ölmuffins. Die Kinder, die noch da sind, weinen. Aber: die Deckenleuchte geht wieder!

Mario: So, siehstewoll, Problem gelöst! Gut, mit dat Wasser müssta sehen. Irgendwann is der Heizkreis leer. Dat müsste bald aufhörn. So, muss getz erst nach Ömmes, Karre springt nich an. Lass mir noch per Muffins über wa? Viel Spaß noch!

Sprachs, setzte sich ins Auto und donnerte davon. Felicitas und Frau Beermann schauen ratlos auf einen Gruppenraum voller Schutt und Wasser. Aus dem Heizkörper zischt ein konstanter Strahl. Ein verbrannter Geruch liegt in der Luft. Eine Sprechpuppe sagt „Dada, Papa!“ Ausblende.

Szenen aus dem Leben, Folge 3

In den Rollen:
Mario, ambitionierter Heim- und Handwerker, Schrauber, Stemmer, Nagler und Wisser. Beruflich Lagerist.
Felicitas, seine Freundin, abwesend
Werner, Felicitas Vater und damit Marios Schwiegervater in spe
Ingrid, Felicitas Mutter und damit die Frau von Werner und damit Marios Schwiegermutter in spe

Ingrid und Werner haben sich eine neue Küche gegönnt und diese bei einem schwedischen Möbelhaus ausgesucht. Der ambitionoierte Heimwerker und Schwiegersohn Mario riet ihnen vom Aufbauservice ab („Habta se noch alle?“) und hat liebenswürdigerweise angeboten, beim Aufbau der Küche zu helfen. Er ist püntklich am Freitag um vier da und klingelt.

M: „Tach!“
W: „Ja, hallo, schön dass Du…“
M: „Hol ma schon Werkzeuch aussen Hänger! Ich guck schonmal hier!“
Mario steht in der Küche, die Arme in die Seiten gestemmt und schüttelt mit dem Kopf.
M: „Erstma muss hier alles raus wa?“ – er setzt den Bohrhammer an der Bedienblende des Backofens an. Die ersten Drehknöpfe fliegen ab.
W: „Moment, die Elektrogeräte wollten wir ja behalten!“
M: „Achso!“ (wischt etwas über den Backofen und stemmt dann weiter in Richtung Besteckschublade) „Junge junge, ganz schön zäh dat alte Zeuch! Guckma hier wie fest dat alle sitzt! Zeichma dat Stemmeisen!“

Nach rund einer Stunde liegt die alte Küche in Schutt und Asche. Mitten im Chaos beginnt Mario dann, den ersten Schrank der neuen Küche auszupacken.

M: „So, nehm ich an dat müsste ja oben sein. Oder hier? Ich sach ja, der letzte Scheiß. AUA!“
W: „Soll ich irgendwie was … halten?“
M: „Ja, die Fresse! Ach hier, dat muss ja die Rückwand sein. Und den Scheiß braucht sowieso kein Mensch!“ Leert die Tüte mit Schrauben und Beschlägen auf dem Schutthaufen der alten Küche aus
W: „Die Schrauben gehören aber doch dazu!?“
M: „Dat is allet Schwedenschrott! Dat hält keine zwei Wochen! Dat machen wa vernünftig oder gar nich! Hier, den Schrank machen wa mit dicke Winkel. Und hier, Spax habbich mit. Den ballern wa richtig ordentlich zusammen. Da kannze nachher n Panzer dran aufhängen!“ Macht sich mit Akkuschrauber und langen, dicken, Holzschrauben am Schrank zu schaffen
W: „Und die Front wird von vorne durchgeschraubt? So hatten wir uns das eigentlich nicht vorgestellt..?“
M: „Ja sicha! Dat muss doch richtig halten! Grade da zieht man ja immer dran rum!“ Er schraubt weitere dicke Holzschrauben in unregelmäßigen Abständen von vorne durch die weiße Hochglanzfront. Beim Versenken der Schraubenköpfe platzt das Holz in Faserrichtung auf.
M: „Die Löcher machen wa nachher schön mit Silikon dicht! So, kommt der Schrank nu unten hin oder anne Wand?“

I: „Soooo, wollen die beiden Handwerksmeister denn mal ein Bier trinken?“
M: „Ja dachte schon fragsgarnichmehr! Prost!“ Hörbares Rülpsen „Der Schrank muss bestimmt hier hin, ah Mist, dann müssen wa den Abfluss umlegen.“
W: „Sicher? Wollen wir nicht erstmal auf die Planungszeichnung schauen? Im Möbelhaus haben die uns da ja auch beraten?!“
M: „Ja, schöne Stussköppe! Leitung muss hier raus klarer Fall. Haut ja nich hin! Wie viel spült ihr denn hier in dat Waschbecken?“
I: „Naja, von Zeit zu Zeit schon, so jeden Tag zwei drei mal…“
M: „Ja, weil wennze getz nich so oft spülst, brauchse annefürsich kein Abfluss. Son bissken Wasser kann immer gut untern Schrank versickern. Gut für’t Raumklima und tut keinen weh.“
W: „Naja, mir wäre da mit einem richtigen Abfluss schon wohler!“
M: „Dann musse all-les-aufreissen! Würd ich getz nich machen. Kannze ja immer noch! Also komm, Spülenschrank davor gestellt, hier unten machen wa nachher noch bissken Schaum dran.“

Plötzlich ertönt „Maria“ von Scooter. Es ist Marios‘ Handy.

M: „Ja? Ömmes, Moin. Ja bin hier grade beie Küche. Wat sachse, Antriebswelle in Arsch? Ja Ömmes guck ich vorbei. Komm ich rum, ne, is kein Thema.“ zu dem verdutzten Willi: „Pass auf, Ömmes hat wieder Probleme mitte Karre. Aber den Rest krisse hin hier, wa? Die Schränke da drüben musse noch anne Wand tackern. Abwasser, wie gesacht, würd ich gar nich groß anschließen. Stromleitung da hinten musste bissken ziehen, dann reicht dat vielleicht. Ja, hinten am Hahn dröppelt bissken wat raus, würd ich einfach Brunnenschaum nehmen. Und hier die Ecke, dat sieht schief aus, wird aber anne Wand liegen. Altbau ne? Is immer schief wie Gurke. Hier dat Fenster is bissken blind geworden eben vom flexen, müssta vielleicht mal neu machen. Genau wie der Boden hier, leider total verbrannt. Sieht ja nich mehr aus. Aber wollteta nich sowieso neu tapp’ziern? Da oben is egal, da komm ja die Schränke vor! Also, viel Spaß noch!“

Sprachs, setzte sich ins Auto und donnerte davon. Willi und Ingrid schauen ratlos auf eine Küche voller Schutt und einem halb zusammengewürfelten Schrank. Aus dem Eckventil in der Wand zischt ein dünner Wasserstrahl. Ein verbrannter Geruch liegt in der Luft. Das Radio spielt „Won’t forget these days“. Ausblende.

 

 

 

 

Szenen aus dem Leben, Folge 2

In den Rollen:
Mario, ambitionierter Heim- und Handwerker, Schrauber, Stemmer, Nagler und Wisser. Beruflich Lagerist.
Felicitas, seine Freundin, beruflich macht sie Leuten die Nägel
Herr Biemel, Fachhändler Holz, kleiner, rundlicher Herr mit freundlicher Fiestelstimme

Mario und Felicitas sind mit der Einrichtung Ihres Heims beschäftigt und brauchen eine neue Tür zum Bad, weil der bislang dort vorhandene Vorhang weder blick- noch geruchsdicht ist und auch langsam von unten anfängt zu schimmeln. Im Baumarkt ist Mario leider nicht fündig geworden, daher begibt man sich zum Holz-Fachhändler des Vertrauens.

M: Tach!
F: (schaut sich verwirrt um)
B:
Guten Tag, die Herrschaften, womit kann ich dienen?
M: Ja, Tür eben, ne. Hab ja schommal grob gemessen. War in Baumarkt nix zu kriegen. Aber mach nich so teuer Kollege!
B: Nehmen Sie doch erstmal Platz. An was für eine Tür hatten Sie denn gedacht?
F: Also, ich finde ja schön, wenn…
M: Aufgehn, zugehn, feddich. Gar kein Geschiss.
B: Welche Farbe soll es denn sein?
M: Weiß, ganz normal weg.
B: Reinweiß, Blumenweiß, Antikweiß, Nordpolweiß, Schneeweiß, Elfenbeinweiß, Uniweiß, Querweiß, Cremeweiß, Dotterweiß oder Bitumenweiß? Glatt, gebürstet, gestählt, genietet, gehärtet, verzurbelt, quer verfräst oder längs genutet? Gestiftelt, verziebelt oder patiniert? Pigmentiert, glänzend oder imitiert?
F: Haben Sie normales weiß?
B: Wir können ja mal mit der Oberfläche anfangen. Da gibt es Weißlack, CPL, RAL-Lack, Uni, Holz, mund- hand- oder fußgebürstet, Echtholz, Furnier, Premiumfurnier, Granatenfurnier, Vollholz, Massivholz, Roheffekt, astig oder astfrei. Welches Maß soll die Tür denn haben?
M: Also die Maße sind…
B: Oh oh! Das ist aber kein Standard! (schüttelt den Kopf) Die muss sowieso angefertigt werden.
F: Und wann ist die dann fertig?
B: (blättert in einem Kalender herum) zu Weihnachten sollte sie drin sein. Nächstes Jahr, versteht sich.
M: Also jedenfalls Breite Achtenachzichfünf…
B: Sie meinen sicher das Baurichtmaß? Oder doch das lichte Maueröffnungsmaß? Wie sieht es denn mit dem stumpf gefälzten Türblattaußenmaß aus? Wenn die Bekleidungsbreite das Zargenfalzmaß um den Wert der Bandtaschenaussparung unterschreitet, passt ganz oft das Blattzargendurchgangsrichtmaß nicht mehr! (Fuchtelt warnend mit dem Finger in der Luft herum) Und dann haben Sie den Schlamassel! Zargenform?
M: (Zeigt mit den Händen herum) Ja, ich dachte, so…
B: Eckige Kante, Rundkante, mit oder ohne Gehrungsfuge, Softkante, Duoline- oder Profilkante A bis D. Blatttkante eckig oder rund? So wie die Zarge oder anders? DIN links, DIN rechts, DIN oben, unten oder lieber DIN mittig? Falzgestärkte Stärkenfalz? Haben Sie denn ein Spannmuffenspanngerät, um die Tür überhaupt fachgerecht einbauen zu können?
M: Da hab ich gedacht, hauptsache ordentlich Schaum…
F: Ich geh ins Auto.
B: Die Serie Madrid kommt werksseitig mit doppelt aufgepufferten Distanzplatten. Wenn Sie die Drückergarnitur ‚Korsika‘ dazu nehmen, erhalten Sie einen Glaseinsatz mit Sandstrahlmotiv „Helgoland“ zum Sonderpreis.
M: Ich weiß nicht…
B: Ich seh grad, das gibt es aber nur in neunundachtzigfünfer bauseitigem Aufmaß. Da müssten Sie also ein bisschen was rausstemmen.
M: (geht in Richtung Ausgangstür) Ich… wir werden das nochmal überlegen!
B: (hinterher) Was ist denn mit den Schließbändern? Flachkopf oder Rundkopf? Soll ein Einsteckschloss mit Flüster-Komfort-Falle dazu? Da würde ich Modell „Dorint“ empfehlen! Und die Gleitgleiter haben Sie noch nicht ausgesucht! Hey! So kommen Sie mir nicht davon! Bleiben Sie stehen! Soll die Tür nun einen doppelt geviertelten Dreifachdorn haben oder nicht? (Schreit in Richtung Auto) und suchen Sie sich noch den Bekleidungskantenradius aus! Und das Motiv Helgoland! Beidseits tiefenbestrahlt oder fasernd angearbeitet? Uni aufgebeizt oder lieber glattweiß kantgehobelt?
M: (wirft sich zu F. ins Auto)
F: Und, was kaufen wir jetzt?
M: Wir fahrn nachem Baumarkt, neuen Vorhang holen.

 

Szenen aus dem Leben, Folge 1.

In den Rollen:
Mario, ambitionierter Heim- und Handwerker, Schrauber, Stemmer, Nagler und Wisser. Beruflich Lagerist.
Felicitas, seine Freundin, beruflich macht sie Leuten die Nägel
Werner, Felicitas Vater und damit Marios Schwiegervater in spe
Ingrid, Felicitas Mutter und damit die Frau von Werner und damit Marios Schwiegermutter in spe

Zum Zeitpunkt der Begebenheit sind Mario und Felicitas knapp drei Wochen zusammen. Sie haben sich während dieser Zeit nicht allzu oft gesehen, weil Mario meistens „anne Karre schrauben muss“. Allerdings ist heute der große Tag: Felicitas möchte Ihren Eltern den neuen Freund vorstellen. Diese sind entsprechend aufgeregt. Ingrid hat den ganzen Tag lang die Wohnung sauber gemacht und eine leckere Kürbis-Ingwer-Quiche gezaubert. 19:15 Uhr, es klingelt.

Werner öffnet die Tür, Ingrid dahinter. Felicitas kommt herein und man drückt sich.

I: Wo hast Du denn Deinen Freund gelassen?
F: Der muss noch kurz mit dem Motor was schauen. Das Auto ist unterwegs ständig ausgegangen. Fand ich jetzt auf der Autobahn nicht so witzig. Hängt ihren Mantel auf.
M: (von draußen) VERDAMMTE DRECKSHURE!
Man hört einen Tritt gegen die Autotür. Werner und Ingrid schauen sich vielsagend an.
Nach einer Weile kommt Mario zur Haustür herein und reicht Werner seine ölige Hand.
M: Tach! Alter Schwede! Das Ding geht mir aber auch derartigaufnsack, Junge Junge, lief letzte Woche noch wie ne eins! Achja, da is jetz bisken Öl inne Einfahrt, nix für ungut.
W: Ja, äääh, freut mich, ich bin übrigens…Werner! Freut mich, ähh, sie kennenzulernen.
I: Und ich bin die Ingrid, Hallo!
M: Jau.
Mario sieht sich kritisch im Flur um. Sein Blick bleibt auf einer leicht lockeren Fußleiste hängen.
M: auuuh, dat würd ich aber neu machen!
Er fasst die Fußleiste am Ende an und zieht das etwa drei Meter lange Teil komplett von der Wand ab. Staub rieselt auf den Flur. Das letzte Ende bricht ab.
M: Da steicht Feuchtichkeit auf! Habta dat nich jedämmt?
M. Kniet, betastet hektisch die Wand und löst etwas Tapete ab, um mit der flachen Hand dahinter nach Feuchtigkeit zu suchen.
W: Was zum….
F: (lächelnd)Wollen wir nicht erstmal reingehen? Mami, kann ich Dir in der Küche helfen? Die Männer könnten sich doch solange im Wohnzimmer unterhalten?
M: (wirft die Fußleiste wieder in die Ecke) zu Werner: Jau, hä, die Weiber erstma inne Küche, wa! Wie hier, kennze den: Wat macht ne Frau in Wohnzimmer? Da wa die Kette vonne Küche zu lang! Hähä! Oder so ähnlich! Hähä! Schlägt Werner kräftig auf den Rücken, worauf dieser zu husten anfängt.
W: Kommen Sie doch rein! Sie haben wohl Ahnung von diesen handwerklichen Dingen, was, hihi.
M: Na, bissken hier bissken da. Ham ja letzte Woche dat Haus komplett aufn Kopp gestellt ne. Bitumen auffe Kellerwand geklatscht,  hier richtich mit Dickschicht allet dat volle Programm, Perimeter dranjeschmiert, komplett zurecht und allet du Junge Junge weisse-aba-watte-getan-hass. Junge Junge. Und selbst? (Kratzt sich ungeniert zwischen den Beinen)
W: Naja, wir lassen das meistens alles, sowas alles, machen. Also, eine Glühbirne mal wechseln, das mache ich natürlich auch selber. Dafür rufe ich nun keinen Elektriker an, hihi. Aber sonst…also ich habe da eher zwei linke Hände. Aber ich bewundere ja…
M: Ja, hasse davon, guck hier hammse aba gepfuscht! Lecko mio!
Mario hat an der Fensterdichtung ein herausschauendes Stück entdeckt und zieht am Gummi. Ähnlich wie bei einem Wollpullover, den man an einem Faden aufribbelt, zieht er jetzt die komplette Dichtung aus dem Fenster. Den Füllstoff knüllt er zusammen und wirft ihn verächtlich in die Ecke.
M: Kannze direkt morgen anrufen, NEU (wird ausgesprochen wie NOOOI). Nich diskuiteren, schönen Gruß, NEU.
I: So ihr lieben, zu Tisch zu Tisch! Das Essen ist fertig!
M: Ich muss ers nochma ein‘ abseiln.
Ingrid und Werner schauen ihn fragend an.
M: Die Kobra ausführen! Ne Stange Lehm aussen Rücken drücken! Ka- ken! Wo?
Mario wird die Toilette gezeigt. Die anderen setzen sich schonmal, nach einer Weile kommt M. dazu, wischt die Hände an der Hose ab und setzt sich hin.
M: Achja, watte ma! Ich happen guten Tropfen mitgebracht! Mögta Wein? Steht auf und holt den mitgebrachten Wein. Es ist ein weißes Tetrapack in schlichtem Design mit der Aufschrift „TAFEL-WEIN“
I: (gequält lächelnd) Ach, das ist aber nett…
F: Ein echter Gentleman!
M. reißt die Verschlusslasche aus dem Tetrapack und schüttet sich zunächst selbst das Glas randvoll. Dann schenkt er Ingrid ein. Durch das etwas zu starke Zusammendrücken des Tetra-Packs ergießt sich ein Strahl Rotwein über die ehemals blütenweiße Tischdecke. M. nimmt das kaum wahr.
I: Äääh, vielen Dank, dann hol ich mal das Essen…eilt in die Küche und holt die weiße Porzellanform mit der Kürbis-Ingwer-Quiche.
M: Wat is dattan? Bauschaum?
F: (faucht ihn an) Das ist eine leckere Quiche und es reicht jetzt mal!
M: Jau, passt schon. Mahlzeit. Er grabscht nach der Form und tut sich selbst einen sehr üppigen Haufen Quiche auf den Teller. Für die anderen bleibt ein eher überschauberer Rest. Plötzich erstarrt er.
M: Halt mal! Moment! Seid mal alle ruich! Pschhhhht!
I: Ja, was….
M: Schnauze!
Er lauscht gebannt.  Die anderen drei schauen sich verstört an.
M: Ahhh, wusst ichs doch! Kein Wunder dassa euch anne Heizung dumm und dämlich bezahlt! Der Heizkörper muss entlüftet wern! Hasse n Entlüftungsschlüssel?
F: Müssen wir das denn jetzt unbedingt…
W: Einen WAS?
M: Zamma her, ach, kannich ja wohl auch mitte Hand abdrehn. Bloßen Pott brauchenwa.
M. greift sich Ingrids Rotweinglas und kippt den Inhalt in die nächste Zimmerpflanze. Er hält das Glas unter die Entlüftungsschraube des Heizkörpers und macht sich daran zu schaffen. Unter Zuhilfenahme des Silbermessers vom Essbesteck bekommt er die Schraube gelöst, allerdings soweit, dass sie abfällt und sich das Wasser des Heizkörpers schwallartig über das Parkett ergießt.
M: Ach du kacke! Diese scheiß billigen Heizkörper!
Er hält den Strahl mit der Hand zu, was aber nur zur Folge hat, dass das Wasser quer durch den Raum spritzt. Die anderen kriechen mittlerweile auf Knien auf dem nassen Boden herum und versuchen, die Verschlusskappe wiederzufinden.
M: (zu Werner, schreiend, weil das Heizkörperzischen immer lauter wird): Wat hasse denn da fünn Leitungsdruck drauf? Zwei Bar? Dat is zuviel!
W: (schreiend) Waaaaas?
Der Strom fällt aus, weil das Wasser eien Steckdose getroffen hat. Die Personen stehen, oder knien, im Dunkeln.
M: Sach bloß da sitz auch nochen FI vor! Oh Mannohmann! getz is der FI rausgeballert. Samma binnichhierimfalschenfilmoderwas! Junge Junge Junge! Ich kann doch auch nich alles machen hier!
Ingrid stößt sich geräuschvoll den Kopf am Tischbein. Die völlige Dunkelheit erhöht nicht unbedingt die Wahrscheinlichkeit, die Verschlusskappe zu finden.
Scooters „Maria Maria“ (döp-döp-döp-dödö-döp-döp-döp) ertönt als Handyton. Mario geht dran. Das Display bildet die einzige Lichtquelle in der Dunkelheit des Wohnzimmers. Das Wasser zischt immer noch aus dem Ventil.

M: JA? Jaa, Ömmes. Jau! Ich bin hier bei Dinngenz. Ja bissken mitte Heizung isn Problem. Aber kommt nich aufn Tach an. Wat hasse? Ja…..Ja….Rücklaufkrümmer…..ja, passauf ich komm güste rum.
M: (zu Werner) Passauf, ich muss los. Die Kappe da wieder draufprügeln oda sonst musse unten abdrehn. Schatz, ich fahr nach Ömmes! Kann später werden! Viel Spaß noch!
M. verlässt das Haus, startet nach mehreren Versuchen den Wagen und fährt, begleitet von ein paar knallenden Fehlzündungen, vom Hof.
W. rennt in den Keller und dreht panisch alles zu, was man zudrehen kann. Das Licht geht wieder an. Das Telefon piept. I. und F. lehnen sitzend und sichtlich erschöpft an der Wand. Ausblende.