Butter bei die Fische!

Ich hänge mit dem Blog mal wieder etwas hinter der Realität her; tatsächlich bin ich mitten in einem wahrlichen Großprojekt, welches ich ja hier und da schon mal angedeutet hatte.

Im RealLife bin ich ja Mitinhaber einer Firma für Veranstaltungstechnik, und eben diese zieht in eine neue Lagerhalle. Da diese neuen Räume einige Zeit leer standen und auch räumlich das ein oder andere geändert werden soll, warten hier eine Menge handwerkliche Herausforderungen. Und die Zeit ist wie immer knapp: Umzugstermin ist der 1.März, mit den ersten Arbeiten sind wir im Januar angefangen. Wohl an!

In den Hallenteilen, in denen nicht viel umgebaut werden muss, haben wir zunächst die Wände ausgebessert und geweißt; über das Airless-System habe ich ja schon hier berichtet. Der niederländische Verhuur war da nicht ganz problemlos, beispielsweise war der Filter der Maschine verstopft und auch sonst mussten wir etwas Experimentierfreude an den Tag legen, bis das Gerät dann endlich lief.

Was ich damals nicht wusste: Es gibt ja tatsächlich Firmen, die nichts anders machen, als Airless-Geräte vermieten (und verkaufen); und so schickte mir die Firma Airless-Discounter aus Berlin Ruckzuck einen quasi fabrikneuen Porsche unter den Farbsprühern:

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Binford Airless 2700

Auf der Website gibt es eine Miet-Übersicht; wenn man aber den Farbtyp und die Fläche durchgibt, suchen einem die Fachberater direkt das passende Gerät aus, packen es auf eine Pallette, und ein bis zwei Tage später kann man starten.

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Liebe zum Detail: Zubehörfach mit Ersatzfilter, Öl und nützlichen Helfern

So ausgestattet konnten wir das Projekt „Wandanstrich“ in einem halben Tag abschließen, und das bei etwa 300 m² Wandfläche.

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in Action!

Weiter ging es dann mit Trockenbau: in einen Hallenteil sollte ein Aufenthaltsraum eingerichtet werden. Wie gewohnt wurde hier zunächst Boden- Wand und Deckenanschlüsse mit UW-Profilen ausgestaltet. Als Steher dann CW-Profile im Abstand von 62,5 cm; eine offene Ecke sowie die Türöffnung mit UA-Profilen, das sind die stabileren; diese dann direkt mit den System-Steckwinkeln. Ich bin großer Freund dieses Systemgedankens und erinnere mich an ein ähnliches Projekt, bei dem wir vor fast zehn Jahren in unserer jetzigen Lagerhalle einen Raum eingebaut haben; damals haben wir mit Holzbalken gebastelt, was (gefühlt) vier mal so lange gedauert hat. Hier war jetzt die Metall-UK und beidseitige Beplankung in netto weniger als drei Tagen fertig.

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Ständerwerk: U-Profile an Boden, Wand und Decke; UA’s für die Ecke und Türrahmen

Die U-Profile werden aus Schallschutzgründen mit Dämmband beklebt und dann per Nageldübel befestigt. Zu diesem Zweck habe ich mir ein neues Spielzeug gegönnt:

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Binford DHR243Y1J 18V

Ein akkubetriebener Bohrhammer mit Zweitakku und Ladegerät; und der macht tatsächlich sehr viel Spaß. Leistungsmäßig steht er meinem kabelgebundenen Gerät in nichts nach. Für 100 m² Fliesen wegstemmen sicherlich nicht die erste Wahl, aber für viele Löcher an den unmöglichsten Stellen bohren: genau das richtige.

Ich bin ja großer Freund des Fachhandels und hätte ihn liebend gern in Harry’s Toolshop gekauft; dafür hätte ich auch, sagen wir mal, 50, vielleicht sogar 60 oder 70 Euro mehr ausgegeben. Aber ein Preisunterschied von exakt 165,10 € war es mir dann einfach nicht wert und ich habe das Gerät online bestellt; Werkzeugstore24.de hat eine beeindruckende Auswahl und das Ding war tatsächlich am nächsten Tag bei mir.

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CW-Profile als steher, in die UWs gestellt.

Vor dem Beplanken werden dann die C-Profile in die U’s gestellt und nicht verschraubt. Wenn dann die ersten Platten kommen, können die Steher noch bequem verschoben werden, damit der Abstand auch zum Plattenmaß passt. Die Platten werden dann an den CW’s verschraubt, dadurch entsteht reichlich Stabilität.

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Beplankung

Am nächsten Tag haben wir dann die Innenseite beplankt; hier auch wichtig, dass keine Kreuzfugen entstehen sondern die nächste Plattenreihe idealerweise eine halbe Plattenbreite versetzt ist.

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Außen: Die Harte

An der Außenseite haben wir dann „die Harte“ Gipsplatte benutzt; einerseits ist diese widerstandsfähiger für den rauhen Lagerbetrieb, andererseits hat die einfache Beplankung bereits die Feuerwiderstandsklasse F30. Am Mittwoch kommt der Brandschutzsachverständige, das wird dann sowieso noch mal spannend!

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Eckausbildung mit UA-Profil…

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…Türsturz aus UA und UW-Profil

Oben sieht man nochmal die Ausbildung des Türsturzes. Die beiden senkrechten werden mit UA-Profilen gemacht, als Sturz kommt dann ein entsprechend eingeschnittenes U-Profil zum Einsatz. Es gibt auch spezielle Türsturzprofile die schon vorgestanzt sind, wenn man das möchte. Über der Tür sorgen zwei zusätzliche CWs für die nötige Stabilität.

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Trennwand-Dämmung

Die Trennwand wird mit soganannten Trennwandplatten gedämmt. Dabei geht es weniger um eine Wärmedämmung, sondern um eine Schalldämmung. Eine Wand ohne Dämmung „fühlt“ sich auch hohl an und man hat das Gefühl, in einem Pappkarton zu sein. Eine Dämmung ist also obligatorisch.

In der nächsten Woche kommt noch das Spachteln und Streichen, dann ist die Wand fertig, der Boden wird dann noch gefliest. Wir sind derweil eine Halle weiter gezogen, wo eine mehrteilige Trennwand zwischen Lagerfläche und Büro geschaffen wird:

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Die nächsten Wände

Hier wird zwischen Betonsäulen und unter einem vorhandenen GK-Sturz jeweils eine Trennwand eingebaut, in die später mittig ein Fensterelement eingesetzt wird. Während die Wand- und Bodenanschlüsse wieder aus U-Profil bestehen, wurde als obere waagerechte ein UA-Profil eingesetzt, ebenso für die Aufnahme der Fensterelemente. Da der Blog für heute fast überläuft, zeige ich nächste Woche ein bißchen mehr dazu.

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GK-Reparatur

Das noch kurz: Oben im Bild sieht man, wie ein Loch in der Gipskartonwand repariert werden kann: Defekte Stelle ausschneiden, eine Dachlatte mit Schraubzwingen hinter der Platte fixieren und verschrauben, neues Stück GK einsetzen, verschrauben, verspachteln, fertig!

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Trockenbau-Tresen

Zu guter Letzt noch einen Ausblick auf ein besonderes Projekt: Hier soll ein geschwungener Empfangstresen komplett aus Trockenbau entstehen. Das am Boden sind eingeschnittene U-Profile (gibt’s auch schon fertig  vorgestanzt, waren mir aber zu teuer!), die einzelnen Träger sind UA-Profile, die auf Steckwinkel gestellt und später noch versteift werden. Beplankt wird das Ganze dann mit 2x6mm Biegegips.

Also, man sieht – es passiert sehr viel im Moment! Ich bekomme es hier fast nicht alles unter! Nächste Woche geht es dann weiter mit der Informationsflut. Ich schätze, es gibt genug Material bis zur Sommerpause! Und nun machen wir heute nochmal schön Sonntag, morgen geht’s dann weiter – Butter bei die Fische!

 

Nasszellentrockenbau

Heiter geht es weiter im Badezimmer der Träume. Nachdem beim letzten mal die Wände und Fliesen entfernt und die Außenwände verputzt wurden, geht es nun an den Trockenbau. Es sollte eine neue Trennwand mit Türöffnung installiert werden, außerdem hat man sich entschlossen, die Decke abzuhängen.

Die Decke hätte ich ehrlicherweise nicht abgehängt, denn die Deckenhöhe in diesem Teil des Hauses beträgt ohnehin nur 2,12m. Die niedrigste Abhängung mit Profilen sind 5cm (und viel weniger macht auch hinsichtlich Decken-Einbauspots keinen Sinn), plus Gipskarton ist man dann bei 6,25cm und es bleibt noch eine Raumhöhe von, ähh, also sehr wenig. Duschen ist dann schonmal nix für große Leute.

Aber es ist ein häufig zu beobachtendes Phänomen, wenn mehrere Handwerker an einem Objekt zugange sind: Wer am lautesten schreit, hat Recht und überzeugt meistens den Bauherren. In diesem Fall war es der Elektriker. Er hat nicht nur zur Bad-Deckenabhängung wegen der Einbauspots und leichterer Kabelverlegung geraten; tatsächlich wurden im Haus drei weitere Zimmerdecken mit Paneele abgehängt, weil der Elektriker neue, dreipolige Lampenanschlüsse verlegen musste. Und bevor man da den Schlitz wieder zuschmiert, kann man doch besser die ganze Decke vertäfeln? Ich sage nichts dazu und denke mir meinen Teil.

Das Abhängen der besagten drei Decken mit Gipskarton habe ich auch angeboten, aber tatsächlich hat man eine Baumarkt-Paneele gefunden, die billiger ist als mein Rigips-Einkaufspreis. Was stimmt in dieser Welt nicht?

Doch ich schweife ab. Zuerst habe ich also die Trennwand gebaut. Ich habe 100er UW-Profile benutzt, mit schalldämmendem Dichtband beklebt und mit Nageldübeln (da gibt’s extra welche für Profile mit einem breiteren Kragen!) an Wand und Decke befestigt und dabei die Türöffnung freigelassen. Wichtig ist natürlich auch der rechte Winkel zur Bestandswand, da wäre jetzt dieser Stabila-Laser sensationell gewesen, aber Onkel Pythagoras hat’s auch wieder gut hinbekommen.

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Tür mit Sturz

Alle 30 cm ungefähr wurde nun ein CW-Profil eingestellt und befestigt. Für die Tür habe ich dieses mal tatsächlich richtige UA-Profile genommen. Sie haben eine Stärke von 2mm (also die musste ich dann schon mit der Flex schneiden) und sorgen für ordentlich Stabilität, zumal ja auch eine Wand gefliest wird, und da nichts runterkommen soll, wenn mal einer die Tür knallt. Zur Befestigung gibt es von Rigips Befestigungswinkel speziell für UAs, da muss man nicht basteln.

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Befestigungswinkel UA-Profil

Bevor ich die Beplankung gemacht habe, wurde dann erstmal die Decke abgehängt. UW-50-Profile mit Dämmstreifen wurden umlaufend direkt unter der Decke befestigt. Leider stellte sich später heraus, dass die Decke leicht schräg läuft (och nö), andererseits hätte ich beim Höhenausgleich ja noch mehr Deckenhöhe verloren (Prima Argument). Beim späteren Fliesen muss man allerdings schon ein wenig tricksen, um eine schiefe Decke zu kaschieren. Okay, die Decke war auch die letzten 60 Jahre schief und es hat keinen gestört, aber nun habe ich mir gemerkt, dass man auch Bestandsdecken einmal messen sollte und so zumindest die Möglichkeit eines Ausgleichs in Betracht ziehen kann.

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Befestigung der CD-Profile im UW-Profil

In die UW50 wurden nun CD-Profile eingelegt, die zwischen den UWs mit Direktabhängern befestigt wurden, um ein Durchhängen zu vermeiden. Direktabhänger können wirklich alles, auch die ein oder andere Bastelstelle lässt sich damit bewerkstelligen. Die Ausrichtung der einzelnen CD-Profile erfolgt dann mit dem Richtscheit (auch da wäre ja der Laser wieder…) und die Befestigung mit den guten Würth-Ständerverbindungsschrauben.

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Direktabhänger zur zusätzlichren Befestigung

Die Beplankung erfolgte mit Rigips-Grün für Feuchträume einfach (Außenseite) und Doppelt (Innen/Fliesenseite). Wenn gefliest wird, sollte man immer doppelt beplanken. Wobei ich das bei meinem eigenen Bad damals nicht wusste, und das hält auch immer noch. (Moment, was war das wieder für ein Geräusch?)

Für die Beplankung von Decken habe ich mir jetzt dieses schöne Ding gebastelt:

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Selbstbau-Plattenhalter

Ein Kurbelstativ aus meinem Hauptberuf und eine schicke Halterung für die Platten. Man kann die Platte bis kurz unter die Decke kurbeln und dann millimetergenau ausrichten. Das geht tatsächlich ganz fabelhaft (auch für Profile!), finde ich sogar fast besser als den klassischen Plattenheber. Nur die Rollfunktion fehlt.

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Vorwandelement

Ärgern tu ich mich immer über das Verkleiden der Vorwandelemente. Immerhin habe ich mittlerweile die richtigen Schrauben gefunden, um die Platten direkt am Element zu befestigen (Trockenbauschrauben mir Bohrkopf), aber sobald das Element mit Profilen erweitert werden soll (wie hier bis zur Wand verbreitert), ist das mehr Gebastel als Routine. Aber auch das Ding habe ich dicht gekriegt. Wichtig ist hier im Bereich des Hänge-WCs, dass die Platten tatsächlich direkt auf das Gestell geschraubt werden, und dass doppelt beplankt wird. Denn wenn man sich richtig aufs Örtchen schwingt, sollen ja die Fliesen darunter nicht knacken!

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…und hier erweitert

Gespachtelt wurde nach der Ohlemeyerschen Spachtelschule, und schließlich wurden alle Wandflächen noch grundiert (Tiefgrund dranpinseln), erstens damit die Tiefgrundfirma was verkaufen kann, und zweitens, damit das Saugverhalten der Wände reguliert wird. Auch die neu verputzten Wände habe ich grundiert. Wenn die Grundierung weggelassen wird, kann die Wand wie ein Schwamm das Wasser aus dem Fliesenkleber (oder Tapetenkleister oder was auch immer) saugen und das ganze Schlamassel fällt im ungünstigsten Fall wieder von der Wand ab.

Am Schluss habe ich die Decke noch kosmetisch behandelt, sprich Reibeputz aufgebracht. Wegen der niedrigen Höhe dieses mal nur mit 1mm Körnung (alles andere wirkt wie eine Raspel für die Kopfhaut) und zum ersten mal Sackware; bisher hatte ich immer die Fertigmischung aus dem Eimer. Aber tatsächlich geht Sackware genau so gut und kostet weniger. Den Reibeputz habe ich nachher stellenweise wieder durch den Fliesenkleber der oberen Reihe versaut, also da kann man tatsächlich mal die Reihenfolge überdenken und die Decke nach den Wand- und vor den Bodenfliesen machen. Oder, wie in diesem Fall, den Maler einfach nochmal die Decke überstreichen lassen, wenn er sowieso gerade in der Nähe zugange ist.

Nächste Woche folgt der letzte (oder vorletzte?) Teil der Badgeschichte, und da geht es um Fliesen. Was habe ich neulich im Obi-Prospekt gesehen? Selbstklebendes Fliesen-Mosaik. Selbst-klebendes-Fliesen-Mosaik! HALLO!

Wann gibt es eigentlich selbstklebende Fenster und Haustüren? Oder den neuen Türsturz für Wand-Durchbrüche mit einfachem Clip-Verschluss? Außenputz-Elemente mit Klettverschluss? Fliesen zum an-die-Wand-nageln? Oh, du schöne Baumarktwelt.

Ach, übrigens war ich heute tatsächlich im Baumarkt (heimlich! Es ging nicht anders!) und habe ALLE, wirklich ALLE Charaktere aus meiner Käuferanalyse wiederentdeckt. Plus noch ein paar Neue.

Die kleine Spachtelschule, Teil II

Die Ereignisse überschlagen sich im Moment und tatsächlich ist es – glaube ich – das erste mal, dass der Blog hinterherhinkt, also dass ich schneller arbeite als schreibe. Denn während ich bereits mit dem Reibeputz angefangen habe (mit dem ich hochzufrieden bin, aber dazu dann demnächst mehr), schulde ich der geneigten Leserschaft ja noch Teil zwei der kleinen Spachtelschule. Vielen Dank übrigens für das viele positive Feedback und die Kommentare, da war Teil 1 wohl doch ganz hilfreich 🙂

Ich hoffe, ihr habt Eure Hausaufgaben gemacht und das letzte Woche erlernte geübt (klar kann man auch in fertigen Wohnungen üben!), denn dann können wir uns heute noch drei Dingen widmen: Das Benutzen von Bewehrungsband, das Spachteln von Kantenschutzprofilen und die Übergänge zwischen den einzelnen Flächen.

Bewehrungsband (oder Fugendeckstreifen/Armierungsband/was auch immer) wird dann benutzt, wenn die Gefahr des Reißens von Fugen im Trockenbau besteht. Zwar ist der von mir verwendete Spachtel schon ziemlich reißfest, und auch Kreuzfugen habe ich vermieden, aber bei gewissen Anwendungsfällen macht der kleine Streifen schon Sinn. Beispielsweise können dies Innenecken, Übergänge zwischen einzelnen GK-Flächen oder andere kritische Bereiche sein, in denen es zu Bewegungen und damit zu Rissen kommen kann.

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1. Schritt: Spachtel auftragen

Im Beispiel hatte ich einen kleinen Ausriss in einer Innenecke und habe diesen gespachtelt, aber auch mit einer Bewehrung versehen. Als ersten Schritt wird Spachtelmasse als „Bett“ für den Streifen aufgetragen.

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Bewehrungsstreifen wird in das Spachtelbett hineingedrückt

Auf dem Bild sieht man leider den Streifen nicht so gut, aber er wird im zweiten Schritt in das Spachtelbett hineingedrückt; dabei darauf achten, dass er nicht knickt oder wellig liegt.

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Spachteln

Nun wird der Streifen zärtlich gespachtelt. Ich mache das mit der Gipserkelle, weil mir der Streifen mit dem Breitspachtel immer schnell gerissen ist. Naja, vielleicht Übungssache. Wenn man jedenfalls zu ’scharf‘ spachtelt, reißt das Band.

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Anhübschen

Nun wird der Spachtel noch schön geradegezogen. Beim Abstoßen und Schleifen muss man etwas vorsichtiger sein als sonst, um das Gewebe nicht zu beschädigen.

Apropos Beschädigen: Eine Gewisse Aufmerksamkeit sollte man beim Trockenbaukampf den Außenecken widmen. Da ja dort nur Gips auf Gips zusammenkommt, man sich aber an Außenecken gerne mal den Kopf stößt, die Einkaufskiste aneckt oder die Tischkante dagegen knallt, verwendet man hier sogenannte Eckschienen/Dünnputzeckleisten/weitere Namen… und in diesem Internet wird so viel Blödsinn erzählt, wenn es um diese Schienen geht, dass ich einmal tief durchatme und an dieser Stelle erkläre: Eckschienen werden nicht festgetackert, festgeschraubt oder genagelt. Vor allem werden sie nicht mit BAUSCHAUM oder TESAFILM angeklebt. Das einzige, was gebraucht wird, ist Gips, etwas Geschick und gute Laune.

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Gipsbett für Eckschiene

Ähnlich wie beim Gewebeband wird zunächst ein großzügiges Gipsbett an der Kante angelegt. Beide Seiten der Kante werden üppig mit Spachtel versorgt. Bei Eckschienen sollte man mit dem Gipsspachtel nicht sparsam sein. Es ist übrigens natürlich dasselbe Zeug, was in die Fugen kommt.

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Eindrücken der Schiene

Nun wird die Eckschiene passend zugeschnitten (Blechschere, habe ich ja wieder) und in das Gipsbett gedrückt. Aus den Löchern quillt die Masse raus, soll aber auch so sein. Richtig auf die Kante drücken, sonst steht sie nachher ab.

Achja: Die Enden der Eckschiene sollten auch nicht abstehen:

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Krumme Enden durch das Schneiden

Durch das Schneiden passiert das schonmal, aber wenn die Schiene erstmal eingespachtelt ist, schauen dann die Ecken raus. Besser also vorher geradebiegen:

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Besser!

Die Eckschiene ist zwar schon ziemlich dünn, aber immer noch etwas dicker als die dahinterliegene Fläche ohne Schiene. Diese beiden Niveaus müssen also angeglichen werden. Dazu wird quer zur Eckschiene gespachtelt:

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Quer spachteln

Dadurch wird der Höhenunterschied sehr unauffällig ausgeglichen. Man könnte auch längs zur Eckschiene hinspachteln, aber dann wird man im Bereich der Schiene eine kleine Erhöhung haben, die beim quer Spachteln auf viel mehr Breite verteilt wird. Ja, es verbrtaucht mehr Spachtelmasse. Für ein Dachfenster habe ich mit dieser Methode auch mal einen halben Sack verbraucht. Aber ein Sack kostet der Bruchteil eines Dachfensters 😉

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eingespachtelte Eckschienen

Dadurch, dass das Spachtelwerkzeug nicht richtig auf der Fläche aufliegt, entstehen schneller mal Grate. Dadurch nicht entmutigen lassen! Die kann man auch im zweiten Gang füllen. Wichtiger ist, dass man keine Dellen und Täler hat. Die „Lehren“ für den Spachtel sind die Auflageflächen Gipskartonplatte auf der einen und Eckschiene auf der anderen Seite. Und dazwischen muss in einer Linie die Spachtelmasse rein.

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Erker

Beim Erker sieht man im Bild die Eckschiene noch durchschimmern. Die Oberfläche fühlt sich aber glatt an und so reicht es mir für meinen Reibeputz. Sollte aber einfach nur gestrichen werden, müsste man hier ggf. noch mal rübergehen.

Als letztes Thema greife ich einen der Top-Suchbegriffe meiner Seite auf: „Übergang Drempel Dachschräge“ ist scheinbar ein Thema, das die Nation beschäftigt. Man könnte es auch verallgemeinern und die Übergänge zwischen einzelnen Gipskartonflächen untersuchen. Das ist übrigens was anderes als Übergänge von Gipskarton auf Mauerwerk: hier wird in der Regel mit einer Acrylfuge gearbeitet (die aber auch nicht handbreit ist 🙂 )

Für den Übergang gibt es zwei Herangehensweisen. Welche man wählt, hängt von der Endbehandlung ab. Wenn die Fläche tapeziert oder gestrichen wird, geht man wie folgt vor:

1. Der Übergang wird ganz normal gespachtelt
2. Zwischen den Flächen wird ein Kellenschnitt gemacht (habe ich hier schonmal erklärt; also mit Kelle oder Messer die Spachtelmasse gerade einschneiden; damit es gerade wird, z.B. das Werkzeug an einer der Flächen entlangführen)
3. die entstandene Fuge mit Acryl füllen

Alternativ zum Kellenschnitt kann man auch ein Trennband kleben (Alternative: Malerband, hab ich mal gehört), das etwas herausgucken lassen und nach dem Aushärten des Spachtels bündig abschneiden und die entstandene Lücke ggf. mit Acryl füllen. So sind die beiden Flächen durch das Band getrennt, und genauso wie beim Kellenschnitt wird dadurch ein Riss zwar nicht unbedingt verhindert, aber kontrolliert und erscheint dann idealerweise als schnnurgerade, mini-kleine Fuge.

Ich habe mich allerdings gegen diesen Übergang entschieden, weil ich eine Oberfläche aus Reibeputz plane. Konsequenterweise hätte ich dann den Kellenschnitt im Reibeputz fortführen müssen und das hätte sicher schei besch kack nicht so gut ausgesehen.

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Gewebeband grob einspachteln

Also habe ich, und das wäre die zweite Herangehensweise, durchgehend gespachtelt, aber ein Bewehrungsgewebe eingelegt, das Gleiche wie oben beschrieben. Dieser Streifen wurde ganz normal eingespachtelt und dann abgestoßen+geschliffen. Diese Vorgehensweise ist auch hier beschrieben-übrigens auch eine gute Informationsquelle für alle anderen Arten von Anschlussfugen.

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Gespachtelter Drempel

Nun, das Spachteln ist jetzt durch und ich werde meine Anschlussfugen in den nächsten Jahren gut beobachten. Sobald da etwas reißt, seid ihr die ersten, die es erfahren!

Inzwischen sind die Holzdielen für den Boden bestellt, die Wände grundiert und die ersten Flächen geputzt. Wie das alles weitergeht, und warum Bauschaum als flächige Wandgestaltung nur bedingt geeignet ist, demnächst auf diesem Blog.

 

 

Ooops…!

Aus der Reihe „Heimwerker-Anekdoten“: Meine näheren Verwandten hatten im Wohnzimmer (abgehängte Decke) drei LED-Einbauspots der ersten Generation, über die man sich schon seit Anbeginn ärgerte (Helligkeitsstufe Glühwürmchen und Lichtfarbe Leichenhaus) und die nun auch gar nicht mehr funktionierten. Ich habe großspurig angeboten, diese auszutauschen. Wir besorgten Neue und durch das Loch des mittleren Spots konnte ich den alten Trafo erreichen. Diesen nam ich heraus und als ich vorsichtig an der Zuleitung zog, hörte ich irgendwann das Geräusch, das entsteht, wenn man einen Stecker aus einer Steckdose zieht. Den Stecker hatte ich in der Hand, die vermeintliche Steckdose befand sich über der abgehängten Decke etwa zwei Meter entfernt in Richtung Raummitte, also unerreichbar für den Anschluss des neuen Trafos. Wie unangenehm! Wie dieses Debakel gelöst werden konnte, erzähle ich nächstes mal (muss ja spannend bleiben 🙂 )

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Na, wird doch!

Aber das nur am Rande, denn: wie die obige Abbildung beweist, habe ich eine Dachseite schon fertig beplankt! Auch die Dachfenster, vor deren Einkleidung ich erst etwas Respekt hatte, erwiesen sich als wenig problematisch.

Ich habe rundherum den selben Winkel gewählt; vom Fenster aus einen rechten Winkel und dann die GK-Platte jeweils 15cm schräg nach außen laufen lassen. Wenn an der Auflagestelle nicht gerade ein Profil war, habe ich dort eine Holzlatte aufgeschraubt. Die zugeschnittenen Platten wurden dann am Fenster in die dafür vorgesehene Nut geschoben (wie beim Saugblaser Heinzelmann) und dann an der Latte verschraubt. Die Teile habe ich etwas länger gelassen als nötig:

Dachfenster GK
Seitenteile, etwas länger als nötig

Dann wurde rundherum die Schräge beplankt, und nachher konnten die Dachfenster-Seitenteile bündig abgesägt werden für einen guten Übergang:

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Angleichen mit der Säge

Ich werde später an den Kanten Putzschienen einarbeiten, habe aber neulich gehört, dass die wahren Profis sowas mit Gipskarton-Falttechnik machen. An der Kante wird eine V-Fräsung vorgenommen und dann die kartonierte Seite über die Kante gefaltet. Ich denke, dazu gehört schon etwas Übung und spezielles Werkzeug.

Anspruchsvoll war übrigens auch das Einpassen der Deckenbalken:

Deckenbalken Gipskarton
Deckenbalken in Gipskarton

Da musste ich schon ein wenig überlegen, welcher Schnitt wie und wo gemacht werden muss, um die Balken in einem Guß einzupassen und nicht stückeln zu müssen.

Gipskarton-Hobel
Gipskarton-Hobel

Eine gute Hilfe war mir neben der Säge übrigens auch der Gipskarton-Hobel. Da kann man mal eine Kante sanft bearbeiten oder auch die Schrägen für die Fugen machen. Denn was ich auch früher nicht wusste: wenn man zwei ’stumpfe Kanten‘, also geschnittene GK-Kanten aneinander stoßen lässt, müssen diese angeschrägt werden, damit der Fugenspachtel vernünftig hält und man eine saubere Verspachtelung hinbekommt. Das lässt sich entweder mit einem Cutter, oder eben auch gut mit einem solchen Hobel machen.

Beim nächsten mal erfolgt dann Teil II der bewegenden Geschichte „Der verschollene Lampenanschluss“. Musste die Decke aufgestemmt werden? Eine Kernbohrung vom Stockwerk drüber? Oder ein Schlitz, der nun mit Efeu kaschiert ist? Bleiben Sie dran und erleben Sie einen packenden Thriller, in der Hauptrolle wie immer Gérard Depardieu als Angela Merkel.