Albträume im Malergroßhandel

Es geht gut voran im Treppenhaus! In dieser Woche war ich Maurer, Trockenbauer, Tischler und Maler (zum Maler später mehr). Das Projekt Reibeputz im Treppenhaus war tatsächlich eine Herausforderung – vor Allem angesichts der Schweinerei; die Deckenschrägen lassen sich nur rücklings liegend auf der Leiter erreichen, dementsprechend klatscht beim Abreiben alles senkrecht ins Gesicht und ich glaube, ich war noch nie lange nicht so dreckig.

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Vorbehandlung mit Gipsputz

Bevor es dazu kommen konnte, wurden die Wände erstmal vorbereitet; Ganz oben im First habe ich mit Gipskarton an die bestehende Dachboden-Ausbaustufe angeschlossen, Unebenheiten in den Wänden habe ich mit Gipsputz behandelt, und am Ende wurden die Wände und Schrägen dann mit Putzgrund vorbehandelt.

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Gipskarton im First

Auch das Vertäfelungs-Kleinod habe ich aufgearbeitet: als untere Abschlussleiste habe ich noch ein Zierholz gefunden, das mit in die nachträgliche Vertäfelung eingebaut war und offensichtlich ebenfalls aus den goldenen 20ern stammt. Hier habe ich einen Viertelstab aufgeleimt und es dann vor den Spalt gesetzt, der seitlich der abgehängten Decke des 1. OG zu sehen war.

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Viertelstab leimen: Geht besser mit Kabelbindern als mit Schraubzwingen!

Auch die Vertäfelung habe ich ringsum mit Viertelstäben eingefasst, wobei ja ehrlicherweise diese ganz filigranen Holzarbeiten nichts für mich sind. Oben unterm Dach feine Holzstäbchen auf Gehrung geschnitten mit kleinen Nägelchen ohne Spalten irgendwo dranklöppeln, puh – da muss man zwischendurch schon mal laut rumfluchen tief durchatmen.

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Montierte Abschlussleiste (unten) und seitliche Verkleidung mit Viertelstäben

Ganz begeistert bin ich vom Holzkitt aus dem Holzhandel: Mit Spachtel auftragen, aushärten lassen, wird dann später abgeschliffen und füllt ganz ausgezeichnet vorhandene Löcher, Risse und auch größere Spalten.

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Holzkitt

Nach Fertigstellung der Holz- und Putzarbeiten kommt nun der vorletzte Abschnitt (vor dem Teppich): die Malerei! Das bisher graue Treppengeländer soll weiß mit einem rotbraunen Handlauf werden, die bisher graue Unterseite der Treppe (auf die man vom Erdegschoss aus guckt) soll ebenfalls weiß mit einem rotbraunen Streifen zur Wand hin werden. Die Treppenhauswand bekommt einen Anstrich mit Latexfarbe.

Im Rahmen meines Baunebengewerbes habe nun auch ich ein Kundenkonte beim örtlichen Maler-Großhandel einrichten lassen, und immer wenn ich dort bin, habe ich Angst, dass die merken, dass ich gar kein echter Maler bin! Nicht dass das tragisch wäre; man darf dort auch als Halbmaler einkaufen und ich habe ja auch Gewerbe und Handwerkskammer und Impfausweis, aber eben auch immer ein mulmiges Gefühl.

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Das ist doch schonmal schick geworden: aufgearbeitete Vertäfelung

Dann streife ich dort durch die Gänge und versuche, möglichst wissend auszusehen. Hmm, Seidenlatex, Premiumlatex, Seidenpremiumlatex? Lieber nicht fragen. Ich mache mich schon verdächtig durch meine schwarze Kleidung! Sind Maler nicht immer weiß? Wie teuer der Lack wohl ist? Im Baumarkt kosten 2,5l gut 30 Euro…ok, ich frage mal (nachdem ich ihn gekauft hab) – zweiundfünfzig nochwas? Ich nicke wissend und routiniert, denke aber: „Nagel im Kopp oder was?“ Aber der ist bestimmt total gut und viel besser als der aus dem Baumarkt.  (Ist er nicht, stellt sich nachher raus). Ich bin mal auf die Rechnung gespannt oh-oh…

Lesen hier eigentlich Maler mit? Ich habe mich gefragt, ob Maler wohl ihr Werkzeug auswaschen oder immer wegschmeißen. Mal ganz ehrlich: eine Fassadenrolle  kostet beim Baustoffhändler ein Euro nochwas. Das Auswaschen einer Fassadenrolle dauert sicherlich rund 10 Minuten, bis man da alles rausgequetscht hat, von der Sauerei mal abgesehen. Ein Malergeselle hat nach Tarif einen Stundenlohn von 12,15 €. Der Arbeitslohn fürs Auswaschen ist also höher als eine neue Rolle. Und das Streichergebnis wahrscheinlich auch.

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Geht gut: Schaumwalze am Stiel

Die Treppenunterseite habe ich übrigens nicht angeschliffen, weil man dort nur mit Akrobatik drankommt und die spätere Lackierung sowieso nie wieder jemand berühren kann. Allerdings musste ich zur Erzielung eines deckenden Ergebnisses auch mit dem Premium-Lack vier mal(!) streichen; bzw. Rollen: Ich bin ja großer Freund des Rollens mit Schaumstoffrollen in schmal und breit, und sowieso alles mit Stiel. Auch eine Wand lässt sich mit Stiel wesentlich ergonomischer und kräfteschonender rollen als ohne.

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Geht auch: Pinsel am Stiel!

Was ich übrigens beim Malerhandel vergessen habe, waren die Pinsel! Die habe ich mir dann, zugegebenerweise, von Lidl geholt. Tatsächlich kann man dort online schauen, was in der aktuellen Woche gerade im Angebot ist, und es gibt auch immer die Sektion Garten/Werkzeug, bei der ich schon einiges Interessantes gefunden habe. Sicherlich kann man keine Profi-Qualität erwarten, aber es gibt eben Anwendungen, da ist das nebensächlich. So kostete das 8teilige Pinselset zwei Euro nochwas (soviel zum Auswaschen!), und die pinseln auch gut. Oder ein Cuttermesser-Set für wenig Geld, das mich mittlerweile schon seit Jahren begleitet. Auch meine Forstnerbohrer sind vom Discounter, hihi…

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Treppenwangen weißen mit schmaler Schamuwalze

Nächste Woche heißt es dann „feddich werden!“ und der Treppenteppich wird  verlegt! Ich habe gestern Nacht sogar davon gerträumt. Im Traum war es der falsche Teppich, und ich hatte die Stücke entweder zu groß oder zu klein geschnitten, und das Ergebnis sah völlig besch**** aus. Also der Traum muss jetzt nicht unbedingt in Erfüllung gehen…

 

Freigelegt!

Endlich herrscht im Haus wieder ein Klima nach meinem Geschmack! Staub, Dreck, Baulärm und der liebliche Geruch von 89 Jahre altem Schutt lässt doch jedes Heimwerkerherz höher schlagen?
Nun, ehrlich gesagt finde ich es auch netter, wenn alles fertig und das traute Heim keine Baustelle ist. Ein Grund mehr, schnell fertig zu werden.

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Da geht die Rauhfaser…

Das Projekt „Treppenhaus“ bin ich diese Woche voller Elan angefangen, und es geht gut voran, wenn auch nicht ganz so schnell wie erwartet. Die Tapeten nämlich wurden scheinbar mit Saurierspeichel angeklebt und entsprechend lange hat es gedauert, die beiden Schichten(!) abzulösen. Unter der klassischen Rauhfaser enthüllte sich ein apartes Blumenmuster der 60er Jahre, darunter eine Wandmalerei – wenn man „ein Meter hoch grau angestrichen“ so bezeichnen möchte. Aber mit den üblichen Tricks (Anfeuchten der Tapete mit Wasser-Sprühflasche und ordentlich mit dem Spachtel spachteln) bin ich dem Ganzen zu Leibe gerückt.

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Zweite Schicht: Apartes Blumenmuster. Ich schätze 60er Jahre?

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Darunter: Wandmalerei der pragmatischen Sorte

An den freigelegten Wänden werde ich noch etwas nachspachteln müssen; u.a. zieht sich ein waagerechter Riss einmal durch den oberen Teil der Wand, der allerdings schon vor geschätzt 50 Jahren mit Gipsspachtel und Gewebe repariert wurde; außerdem gibt es diverse Stellen, wo sich neben der Tapete auch ein bißchen Putz gelöst hat. Würde man hier wieder tapezieren wollen, wäre sicherlich ein feiner Gipsspachtel das Mittel der Wahl; da ich aber mit 2mm Reibeputz drüber will, werde ich hier wohl zum normalen Gipsputz greifen, denn davon müsste ich noch einen Sack auf Lager haben.

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Riss, ganz früher schon gespachtelt.

Ganz putzig ist dieses kleine Schränkchen: zwei Rohre kommen von unten, zwei von oben, in der Mitte wurden sie gekappt, hmm, sieht doof aus, also hat man was gemacht? Ein Schränkchen drübergezimmert. Sehr schön 🙂 Das kommt jetzt auch mal weg. Rohre weiter abschneiden, drüberputzen, Reibeputzstruktur mit Reibeputz aufnehmen, fertig.

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Wandschränkchen: probates Mittel für doofe Stellen

Etwas aufwändiger gestaltet sich die Elektroinstallation. Da ich ja Elektrofachkraft bin, darf ich zum Glück sämtliche Tätigkeiten bis hin zu einfachen nuklearen Experimenten (für mittlere bis schwere brauche ich eine Gestattung vom Bürgerbüro) selbst durchführen. Achtung, nicht nachmachen! Grundsätzlich einen Obi-Mitarbeiter zu Rate ziehen!

Im oberen Bereich des Treppenhauses gab es schon ein Lämpchen mit Schalter, ich möchte allerdings das Ganze mit in das bestehende Treppenhaus-Lichtsystem enigebunden haben. Dabei handelt es sich um eine Schaltung aus mehreren parallelen Tastern, die bei Betätigung ein Stromstoßrelais („Eltako“) schalten und so die bestehenden drei Lampen (und bald eine Vierte) an- oder ausschalten.

Ich legte also die bisherige Installation still und habe einen neuen Taster in die Wand gesetzt, den ich parallel zum Taster weiter unten aufgelegt habe. Dazu mussten hier und da ein paar Schlitze gemacht werden. Wegen der unmenschlichen Staubentwicklung einer herkömmlichen Schlitzfräse (das ist ja strenggenommen in bewohnten Räumen wirklich kaum machbar) habe ich mit dem Bohrhammer und breitem Meißelaufsatz geschlitzt. Hierbei entsteht zwar auch Staub, aber er wird nicht so aufgewirbelt und dass es etwas länger dauert, fällt bei den zwei Metern Schlitz kaum ins Gewicht.

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Staubarme Schlitze mit Bohrhammer

Die neue Lampe wurde dann parallel mit der alten verbunden und die nötigen Leitungen unter der abgehängten Decke entlanggefädelt. Dass das manchmal schwierig ist, habe ich ja hier schon erfahren müssen; dieses mal habe ich einfach eine Zwischenstation eingebaut und mit dem Bohrer für Hohlwanddosen Fädel-Löcher gemacht. Die herausgebohrten Einsätze bewahrt man dann auf, die Kanten werden dann später etwas „entgratet“, die Deckel wieder eingesetzt und sauber gespachtelt. Sieht nachher kein Mensch mehr („in zwei Wochen sehen Sie das nicht mehr!“).(„und warten sie ab wenn erstmal Farbe drauf ist“).

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Kabel ziehen mit Zwischenstation

Beim Legen der Leitung für die neue Lampe oben habe ich ein Brett aus der 70er-Jahre-Vertäfelung herausgenommen, und siehe da, was ist denn dahinter? Ich habe ein hübsches Kleinod entdeckt, eine Vertäfelung mit Treppensockel aus den 20er Jahren, mit angefasten Profilkanten (oder wie sagt man? Genutete Rillenfräsungen? Gefräste Fräsung?) und rundherum liebevoll mit Viertelstab gearbeitet. Nun, auf den ersten Blick ist das Ding ziemlich fertig und hat auch durch die jahrelange Verkleidung etwas Schimmel angesetzt. Dennoch ist der Entschluss klar: anstatt zu Verkleiden ist hier Freilegen und Aufarbeiten angesagt!

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Huch, was ist denn dahinter?

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…ganz vorsichtig freilegen…

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Ist sie nicht wunderschön? Also, zumindest auf den zweiten bis dritten Blick…

Ach, es gibt auch wieder Neuigkeiten an der Werkzeugfront: Um die Treppenhausarbeiten halbwegs ohne Knochenbrüche überleben zu können, habe ich mir eine variable Stufenleiter angeschafft. Sie ist sowohl als Anlege- als auch als Aufstell-Leiter zu benutzen und jedes Segment kann dabei individuell ausgefahren werden. Damit sollte ich wohl jeden Winkel halbwegs sicher erreichen können.

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Supra Super-Leiter

Für die Unterputzdosen gab es einen neuen Bohrer mit SDS-Schaft, weil der Alte erstens die letzte Baustelle aus unerfindlichen Gründen nicht überlebt hat und er zweites noch ein normales Bohrfutter hatte (der letzte Grund für den Erhalt meiner einzigen konventionellen Bohrmaschine, die die letzte Baustelle ebenfalls aus unerfindlichen Gründen nicht überlebt hat); jetzt kann ich mit dem Bohrhammer bohren und es geht wirklich wie durch Butter! Leider waren sowohl die Wunderleiter als auch der Superbohrer schmerzhaft teuer.

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Arbeiten am Limit: Hier geht es mehrere hundert Meter steil nach unten !

Umso besser passte da das Sponsoring der Seite werkstatt-king.de, von denen ich eine Säbelsäge (oder Tigersäge) bekommen habe! Ich habe mir das Ding ausgesucht, aber gedacht, naja, so oft werde ich sie nicht brauchen, aber: wenn man sie erstmal hat, kann man sie tatsächlich überall einsetzen, wo mal schnell was abzusägen ist. Die Säge von DeWalt, Modell DCS3102D2 kommt mit zwei Akkus und Ladegerät daher, im Set außerdem ein Satz Sägeblätter in verschiedenen Größen und eine Dose Schneidöl.

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Säbelsägen-Set

Ich hatte bisher noch kein DeWalt-Werkzeug, es macht aber einen sehr soliden Eindruck, der Winkel des Handgriffs lässt sich verstellen und die Leistung ist tatsächlich beachtlich. In dem Online-Shop von werkstatt-king gibt es alle möglichen Werkzeuge, von daher an dieser Stelle meine Empfehlung, denn nicht nur, dass ich die Säge, zwei Magnum-Flaschen Champagner und die Karibik-Kreuzfahrt dafür erhalte: es muss ja nicht immer Amazon sein, also bitte mal reinklicken, denn pro Klick von meinem Blog aus bekomme ich direkt 1400,00 € überwiesen. Ka-Tsching!

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Macht sich gut!

Tatsächlich reißen sich die Marketingagenturen und Werkzeugfirmen um diesen Blog. Warum eigentlich? Meistens schreibe ich doch nur Blödsinn 😉 Aber keine Angst, die meisten Anfragen lehne ich ab, damit das hier keine Werbeplattform wird. Und auch fertige Gastbeiträge müssen leider draußen bleiben. Aber hübsche Spielzeuge stelle ich natürlich gerne vor. So, jetzt gehe ich mal den Whirlpool und die Gartensauna auspacken. Bis nächste Woche!

 

Mathematik für Heimwerker

Willkommen zurück, liebe Bastler, Kleber, MaulschlüsselMitRohrVerlängerer, BauschaumInDieRitzenSchmierer und Acrylfetischisten! Ja, die Sommerpause war arbeitsreich, aber am Ende auch erholsam, insgesamt also durchaus ergiebig, ich habe sogar ein paar Tage Urlaub gemacht und dieses mal nicht nicht die Ferienwohnung umgebaut. Wobei man im Strandurlaub, auch ohne eigene Tätigkeit (hatte ja auch gar kein Werkzeug dabei! Nur die Drehbank und die Flex, für den Notfall) Menschen beobachten kann, bei denen das Heimwerkerherz höher schlägt. Beispielsweise die Familie im Strandkorb neben uns, die täglich ritualisiert eine Strandmuschel aufbaute. Sowas ist ja auch immer was für Heimwerker! Echte Kerle eben! Schau, oh Weib, ich zeige wie es geht! Harrrr, ich habe Feuer gemacht!

Eigentlich wollte ich wieder was ganz anderes erzählen, aber nur mal kurz, um sich einen Überblick zu verschaffen:

Die Familie, dreiköpfig, er: hager, leichenblass, bekleidet mit einer Speedo-Badehose, so um die 40; sie: unauffällig, dann noch einen Knaben von etwa 12 dabei. Und: die Strandmuschel. Hmm – Strandmuschel, ähnlich einem Zelt, bestehend aus Stoff, in dessen Schlaufen zwei Zeltstangen überkreuz eingeführt werden müssen, der Stoff wird dadurch gespannt und man kann dann mit dem aufgebauten Objekt, naja, kann man in den Sand stellen und sich reinlegen oder einfach anschauen oder was man mit Strandmuscheln halt so macht (ans Ohr halten und das Meer hören? Möglich!)

Vater breitet zunächst den Stoff aus, der Rest der Familie steht in militärisch anmutender hab-acht-Stellung daneben. Er gibt, mit einer Stimme wie Fips Assmussen(!), nur eine Terz drüber, nordischer Schlag, Befehle. Mutti steckt die Zeltstangen zusammen, Sohnemann wird angepflaumt: „Kannst Du nicht vielleicht auch mal helfen?“. In diesem Moment kam dann auch jedes Mal eine Windböe, die den Zeltstoff umherwirbelte. Fips tat mir dann immer ein bißchen leid. Der Junior sieht sich zum Aktionismus genötigt und fasst irgendwo unbeholfen an. „Da nich! Lass mal die Ecke da liegen! Hier muss erst hoch!“ Mutti hat die Stangen fertig und fasst ebenfalls irgendwo am Stoff an.

Eine Strandmuschel ist realistischerweise nicht zu Dritt aufzubauen. Je mehr Leute gleichzeitig daran herumreißen, desto schwieriger wird es. Erste Gleichung der Strandmuschel.

Mutti schiebt eine Zeltstange durch die falsche Lasche, Vati befindet sich unter der Muschel und Sohnemann fasst eine Ecke an. „Auf Spannung! Hier muss die doch erst durch! Siehst Du das nich?!“ Junior hat schätzungsweise, trotz täglichem Aufbaus, keine Vorstellung davon, wie das Ding fertig aussehen könnte.

Vati wird mittlerweile hektischer und hat immerhin ein wenig Farbe bekommen (rotes Gesicht vor Wut), der Wind nimmt auch zu, Sohnemann hält konsequent immer die falsche Seite fest oder dann die richtige Seite in die falsche Richtung, nach einiger Zeit ist aber zumindest eine Stange reingefummelt. Fips Asmussen wird immer lauter: „Nee, du musst da anfangen! Mensch Kerl! Kerl Mensch! Jetz.. Neiiin! Da noch durch! Zurück!“

Ich liege im Strandkorb und philosophiere: Eine Zeltstange, bestehend aus Einzelteilen, wird sich beim Zurückziehen in ebensolche auflösen. Zweite Gleichung der Strandmuschel. Kam auch genau so.

Nach erfolgreichem Einführen der zweiten Stange müssen alle vier Stangenenden in dafür vorgesehene Löcher der Bodenplane eingeführt werden. Fips: „Das mach ich jetz! Geht mal weg!“

Wird die nicht vorgebogene Zeltstange, die in Loch A schon halb drin steckt, ins diagonal gegenüberliegende Loch B gesteckt, neigt sie dazu, aus Loch A wieder herauszuspringen. Dritte Gleichung der Strandmuschel. So ein Pech! Aber lustig.

20-30 Minuten nahm dieses Ritual jeden Tag ein. Stand das Ding dann endlich, lehnte sich Fips in Speedo an den Strandkorb, ließ den Blick übers weite Meer streifen und sprach, als wäre nichts gewesen, zum Nebenstrandkorb, der das Treiben ebenso beobachtete: „Schon praktisch die Dinger, wa?!“

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darum geht es eigentlich! Bei der Renovierung damals stikt getrennt: links Urzustand, rechts schon hübsch
Aber das, wie so oft, nur am Rande. Ich habe ein wenig Handwerksentzug und werde daher mit einem kleinen Projekt starten, das ich schon lange vor mir her schiebe: Die Vervollständigung des Treppenhauses. Auch nach erfolgtem Dachbodenausbau sieht die obere Hälfte des Treppenhauses noch sehr unfertig aus, und sicher könnten die Bauretter hier einige schockierende Bilder drehen. Die Dachschrägen sind noch ungedämmt und das wird auch so bleiben, da ich wegen der geringen Höhe nicht mehr viel draufbauen kann, oder ich lade nur noch Pygmäen ins Gästezimmer ein. Die Dämmung erfolgt dann von außen, wenn das Dach mal gemacht wird, und ja, es wird wohl nicht mehr so ewig dauern. Also ist es „nur“ das Beplanken einer Wand (an die man schlecht rankommt), einen zusätzlichen Schalter fürs Flurlicht nebst Lampe einbauen, den Reibeputz (2 oder 3 mm? Irgendwie sowas) des Flures nach oben hin fortsetzen, Treppengeländer anstreichen und Stufen mit Teppich belegen. Sollte ja an einem Vormittag gemacht sein.

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So soll es oben dann auch mal werden…

 

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und so ist es jetzt 🙁

 

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der schon renovierte Teile könnte bei der Gelegenheit von unten auch gestrichen werden…

 

Da der untere Teil des Treppenhauses schon fertig ist (also Teppich und hübsch und so) wird das Abkleben und Abdecken entsprechend sorgsam ausfallen müssen. Und auch, mit welcher waghalsigen Konstruktion ich die oberen Bereiche erreiche, weiß ich noch nicht ganz genau. Wichtig ist, dass ich jetzt erstmal anfange! Das wollte ich gerne einschieben bevor die nächsten größeren Projekte wie Badezimmer, Häuserzeilen und Kirchturmschiefern auf der Agenda stehen.

Achja, und mein Buchprojekt: „Die Gleichungen der Strandmuschel. Ein Kompendium.“

 

Sommerpause VI

Als letzten Sommerpausen-Beitrag kommt heute noch dieser dannwollenwirmal-Klassiker vom Oktober 2014. Nächste Woche geht’s dann wieder mit frischem Text weiter 😉

Blechschere

A.: „Hallo?“
Ich: „Hi, ich bin’s. Sag mal, hab ich Dir mal meine Blechschere geliehen?“
A.:„Oh ja stimmt, so ne blaue?“
Ich: „Nee, ne rote.“
A.:“ okay….wem gehört dann die blaue?“
Ich: „Keine Ahnung“
A.: „Dann hab ich Deine nicht. Was willst du denn damit?“
Ich: „Profile schneiden, so Trockenbauprofile.“
A.: „Nimm doch ne Flex!“
Ich: „Also Rigips sagt, das macht den Korrosionsschutz kaputt.“
A.: „Was macht das kaputt?“
Ich: „Den Korrosionsschutz. Wegen der Hitze. Also die rosten dann vielleicht irgendwann mal…“
A.: „…in 30 Jahren…“
Ich: „Ist ja auch egal, ich will halt meine Blechschere weil es meine ist.“
A.: „Ich hab nur ne blaue.“
Ich: „Na, ok, dann bis die Tage…“

B.: „Hallo?“
Ich: „Hallo, ich bin’s. Hast Du zufällig meine Blechschere?“
B.: „Nein, aber Deine Kreissäge habe ich noch!“
Ich: „Ich habe eine Kreissäge?“
B.: „Klar. Hast Du mir mal geliehen.“
Ich: „Ich kann mich gar nicht an eine Kreissäge erinnern?“
B.: „Na vielleicht weil sie immer hier ist? Egal. Bring ich die Tage mal vorbei. Oder wenn Du sie mal brauchst, kannst Du sie ja kurz abholen. Aber wäre gut wenn Du sie danach wieder zurückbringst.“
Ich: „Im Moment brauche ich die Blechschere.“
B.: „Was willst Du damit?“
Ich: „Profile schneiden.“
B.: „Nimm doch ne Flex!“
Ich: „Naja, Rigips sagt…“
B.: „Rigips hat überhaupt keine Ahnung. Die sagen auch, Kreuzfugen reißen wieder auf. Und, ist bei mir jemals was aufgerissen?“
Ich: „Bei dir ist ne Menge aufgerissen!“
B.: „Ach Blödsinn. Silikon macht das schon! Also viel Erfolg noch bei der Suche.“
Ich: „Danke…“

C.: „Hier ist C., hallo….“
Ich: „Hi, ich bin’s, suche meine Blechschere. Hatte ich Dir die mal geliehen?“
C.: „Nee nee….ich hab hier nur Deine Wasserwaage.“
Ich: „Welche Wasserwaage? Ich vermisse gar keine Wasserwaage!“
C.: „Die hab ich mal beim Rebenkötter auf Dein Konto gekauft.“
Ich: „WAS?“
C.: „Ich war grad knapp, da hab ich gesagt, sollen se bei Dir mit auf die Rechnung schreiben.“
Ich: „Na toll. War das die Rechnung mit dem Kantholz und der Steinwolle?“
C.: „Paar Kleinigkeiten, ja…“
Ich: „Ich habe nie was davon gesehen! Also hast Du jetzt die Blechschere?“
C.: „Was willst Du denn damit?“
Ich: „Ist doch egal was ich damit will ich hätte sie einfach gerne HIER!“
C.: „Profile schneiden? Kannste flexen.“
Ich: „Rigips sagt, das rostet dann.“
C.: „Wer sagt das?“
Ich: „Rigips!“
C.: „Kenn ich nicht.“
Ich: „Also hast Du jetzt die sch**** Schere oder nicht?“
C.: „Glaub nicht, nee. Wenn ich sie finde, sag ich Bescheid.“
Ich: „OK, tschüss….“

D.: „Ja?“
Ich: „Ich bin’s. Hab ich DIR mal meine Blechschere geliehen?“
D.: „Ne Schere aus Blech?“
Ich.: „Ne Schere zum Blech schneiden!“
D.: „Was fürn Blech?“
Ich: „Profile“
D.: „Was für Profile?“
Ich: „Trockenbauprofile!“
D.: „Kann´se mitte Flex.“
Ich: „Ah ja? Cool. Bin ich noch gar nicht drauf gekommen. Aber mit ner Blechschere GEHT ES JA VIELLEICHT AUCH!“
D.: „Also ich hab die nicht. Aber hast Du noch meine Flex?“
*klick*

E.: „Hallo?“
Ich: „Ich suche meine verdammte Blechschere und jetzt sag bitte nicht dass die bei DIR RUMLIEGT!“
E.: „Kann sein…“
Ich: „Kann sein? KANN SEIN?“
E.: „Was will’sen damit?“
Ich: „Die FUSSNÄGEL schneiden!“
E.: „Kannste mitte Flex.“
Ich: „Einfach HABEN! Ich hab sie gekauft also will ich sie hier hinhängen, einfach hier haben und benutzen wenn ich will!“
E.: „Echt für Fußnägel? Ich weiß nicht ob…“
Ich: „Für Trockenbauprofile!“
E.: „Wenn man richtig plant, braucht man die gar nicht schneiden.“
Ich: „WAS?!?“
E.: „Hätteste mal Holz genommen. Dann müssteste jetzt nicht die Blechschere suchen.“
*klick*

Sommerpause V

Was Sie schon immer über Farben wissen wollten, im Baumarkt nebenan:

Neulich im Baumarkt

Auch wenn ich Baumärkte mittlerweile eher vermeide – manchmal bleibt keine Wahl, und in diesem Fall wollte ich gemischte Farbe für meine Holzbalken, da hat der Baumarkt T. dann doch die größte Auswahl und so bin ich eben hingefahren.

Bereits im Eingangsbereich fiel mir ein Verkäufer auf, der mich schon vor ziemlich genau 17 Jahrem falsch beraten hat. Sah auch immer noch nicht schlauer aus, na herzlichen Glückwunsch. Aber wer will schon alte Kamellen aufwärmen. In der Farbenabteilung fand ich dann nach lediglich zwei bis drei Stunden einen nicht zuständigen Mitarbeiter, der aber eine zuständige Mitarbeiterin herbeigeholt hat, mit der sich folgender Dialog entsponn:

Ich: „Hallo, können Sie Farbe mischen?“
BM: „Aber natürlich!“
Ich: „Hier ist die Farbkarte. Ich brauche einen matten Lack für Holzbalken.“
BM: „Wenn Sie Holz streichen wollen, brauchen Sie eine Lasur!“
Ich: „Nein, ich möchte was deckendes, keine Lasur, sondern einen Lack!“
BM: „Nein, Nein, für Holz brauchen Sie eine Lasur“ (greift nach einem Eimer)
Ich: „Ich möchte wirklich sehr gerne einen Lack. Wenn es keine Umstände macht!“
BM: (pikiert) „Wie Sie meinen.“ (Greift einen anderen Eimer und macht sich an der Mischmaschine zu schaffen. Währenddessen kommt ein anderer Mitarbeiter und blafft sie an.)
Anderer Baumarktmitarbeiter: „Ist dat noch nich weggeräumt hier?“
BM: „Nein, mache ich sofort! Ich mache gerade für diesen Kunden die Farbe!“
Anderer Baumarktmitarbeiter: „Is ja noch nix ausgezeichnet nix!“
BM: „Mach ich gleich!“ (Der andere Mitarbeiter geht grummelnd und schimpfend davon. Sie dann wieder zu mir:)
BM: „So, die Farbe mischt gerade. Dann käme noch die Grundierung dazu. Wenn sie streichen wollen, müssen sie das vorher grundieren. Sonst hält das nicht, auch wenn man schleift oder so. Also die gibt es in weiß oder grau. Ist ja eigentlich egal, aber ich fände weiß eigentlich besser.“
Ich: „Aber steht da nicht 2-in-1-Lack? Grundierung schon mit drin?“
Sie schaut verdattert erst mich, dann den Eimer an und grübelt.

An dieser Stelle beobachten wir folgendes Baumarkt-Mitarbeiter-Phänomen: Wenn sie der Ahnungslosigkeit überführt sind, geben sie das nicht zu, sonder denken sich Geschichten aus.

BM: „Ja und nein!“
Ich: „Ja und Nein?“
BM: „Ja, da ist ne Grundierung mit drin. Aber das ist so wenig, dass es nur reicht, um eine vorhandene Grundierung aufzufrischen.“
Jetzt gucke ICH verdattert.
Ich: „Äääh, ja, bestimmt. Ich nehme erstmal nur den Lack, danke.“

Ich erhalte den Lack, bezahle und fahre nach Hause. Dort bemerke ich, dass auf dem Eimer „GLÄNZEND“ steht. Ich hatte doch matt gesagt! Während ich überlege, wer überhaupt glänzenden Lack braucht, rufe ich im Baumarkt an.

Dame von der Info: „Baumarkt T., Guten Tach?“
Ich: „Hallo, ich habe eben Farbe mischen lassen und wollte matten Lack. Auf dem Eimer steht glänzend. Ist der Lack jetzt wohl falsch oder nur der Eimer?“
Dame von der Info: „Das weiß ich doch nicht.“
Ich: „Achso.“
Dame von der Info: „Wer hat das denn gemacht? Wie sah die aus?“
Ich: „Nicht so besonders…“
Ich werde weiterverbunden.

BM: „Hallo?“
Ich: „Hallo, ich habe eben Farbe…“
BM: „Einen Moment, ich habe grad noch Kundschaft! Bleiben Sie bitte dran!“

Ich höre das Kundengespräch mit, habe ja keine andere Wahl.

BM:“Also, hier das gelbe haben wir noch, oder dieses mit den Erdtönen.“
Omi: „Das gelbe ist eigentlich ganz schön. Aber ob das reicht…“
BM: „Das weiß ich nicht.“
Omi: „Das ist so groß, so mal so, ob das wohl reicht…“
BM: „Naja das müsste aber reichen“
Omi: „Und haben sie auch Geschenkband dafür?“
BM: „Nee das haben wir nicht“
Omi: „Ahja.“

BM: „Hallo sind sie noch dran?“
Ich: „Sie haben mir eben Farbe gemischt, aber auf dem Eimer steht glänzend. Ich wollte matt!“
BM: „Wollten sie nicht glänzend?“
Ich: „Nein, matt. Hatte ich aber gesagt:“
BM: „Oh, dann habe ich sie falsch verstanden. Ich dachte sie wollten glänzend. Tut mir leid, dann müssen wir das umtauschen.“

Ich fahre also nochmal hin, 20 Minuten ein Weg, habe ja sonst nichts zu tun. Sehe die Mitarbeiterin und gehe zielstrebig auf sie zu.

BM:“Hallo, ahja, die Farbe, ich mache sie nochmal in matt. Waren sie erst an der Info?“
Ich: „Nein, ich bin direkt hierher. Die an der Info hätte wahrscheinlich gesagt, gemischte Farbe ist vom Umtausch ausgeschlossen.“
BM: „Das kann sein. Der Preis ist derselbe, aber die EAN. Es sind andere Artikel. Dann stimmt meine Artikelgruppe nicht. Wegen der EAN. Also der Bestand passt ja dann nicht mehr. Ist derselbe Preis, aber dann passt das ja nicht mehr mit der Nummer. Ich gehe mal grad hin, während es mischt, und hole einen “ – irgendein-kryptisches-Wort.

Sie kommt mit Zettelage wieder und ich fülle ein gefühlt 8seitiges Formular mit Name, Anschrift, Blutgruppe und Schuhgröße aus.

BM:“So, die Farbe ist fertig. Gucken wir doch einmal rein!“

Der Pott sieht genau so aus wie der andere, nur diesmal steht „matt“ drauf. Die Themen Lasur und Grundierung traut sie sich übrigens nicht, erneut anzusprechen.

An der Kasse wird der alte Bon mit dem Formular B3 gegengerechnet, um den Unterschiedsbetrag von 0 Cent zu erfassen. Die Kassenkraft ist überfordert, eine Info-Dame kommt zur Hilfe. Der Rückstau an meiner Kasse erreicht bereits das Werkzeugregal. Ich bekomme Schweißausbrüche.

Am Ausgang treffe ich wieder den langjährigen, verdienten Spezialmitarbeiter. Ich wünsche einen schönen abend und trete mit mattem Lack, aber ohne Lasur und Grundierung und mit einer Erfahrung reicher die Heimreise an.