Das zwei-Wochen-Bad, Teil 1

Das Schöne an meinen drei bis vier Bad-Umbauten pro Jahr ist ja, dass es jedes mal etwas Neues ist, weil immer irgendwelche Besonderheiten lauern (ist das wirklich das Schöne? Hmmm…) Bei meinem jetzigen Projekt, das ich Anfang dieser Woche begonnen habe, gibt es gleich zwei Besonderheiten: Erstens muss der gesamte Umbau in etwa zwei Wochen fertig sein, und zwei Wochen für eine komplette Entkernung und Wiederaufbau ist schon recht sportlich und ambitioniert für mich alleine plus Sanitäronkel (wortwörtlich Onkel 🙂  ). Die zweite Besonderheit: es handelt sich um ein Häuschen in Ständerwerk-Bauweise, sprich die Bodenplatte ist massiv, aber die Wände aus Holz mit aufgenagelten Gipsplatten. Man muss hier also einerseits etwas behutsamer ans Werk gehen, andererseits erwiesen sich die bestehenden Fliesen und Platten doch als recht widerstandsfähig. Doch eins nach dem anderen, hier zunächst klassischerweise die „Vorher“-Bilder:

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vorher hier…

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…vorher da

Die Wände bestanden aus 20mm-Gipskartonplatten, darauf waren die Fliesen geklebt. Im Grunde ist es kaum möglich, Fliesen von Gipskarton zu entfernen, ohne die Oberfläche der GK-Platte zu zerstören. Selbst wenn man nur leicht den Karton beschädigt oder hier und da mit dem Bohrhammer etwas hinter die Fliesen stemmt, ist die Platte dann hin und sollte im Grunde gleich mitgetauscht werden. Nach 40 Jahren, die die Wand und auch die dahinterliegende (Schall)dämmung nun auf dem Buckel hat, darf man das auch mal austauschen. Also habe ich gar nicht lange probiert, die Fliesen einzeln abzuklöppeln, sondern habe die Wände großzügig entfernt.

Bei der Wand auf den Bildern wurde noch Holz eingebaut, so dass ich mit dem Bohrhammer einen kleinen Streifen in die Fliesen gestemmt und dann per Handkreissäge Segment für Segment abgebaut habe:

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Stück für Stück!

Die Eintauchtiefe der Handkreissäge kann man einstellen, so dass sie nicht zu tief eindringt:

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Eintauchtiefe einstellen!

Bei zwei Wänden war Gipskarton auf die Holzsteher genagelt, bei der Außenwand eine noch etwas stärkere Gipsfaserplatte; alles äußerst hartnäckig und mit vielen tausend Nägeln, dadurch zwar stabil gebaut aber auch mühsam zu entfernen. Am Boden war ein Trockenestrich, der sich mit den aufgeklebten Fliesen ebenfalls als recht zäh erwiesen hat. Zusammen hat die Entkernung statt des üblichen einen Tages dadurch nun knapp zwei Tage gedauert.

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Der muss weg!

Als kleines Schmankerl an Tag zwei musste der oben im Bild zu sehende Eckbalken der Ständerwand versetzt werden, da sonst die Dusche zu schmal geraten wäre. Hier hat mir meine Tigersäge wiede großartige Dienste geleistet; ich benutze sie tatsächlich fast jeden (Bau)Tag und weiß gar nicht, wie ich früher ohne ausgekommen bin? Mit dem langen Metallsägeblatt arbeitete sich das Gerät, hinter dem Holz geführt, durch alle Klammern und Nägel, bis der Balken schließlich freigelegt war und weiter rechts wieder eingebaut werden konnte.

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Der Tiger!

Ab Tag drei, das Bad ist komplett bis auf Holzständerwerk und Betondecke entkernt, ging es nun an den Wiederaufbau!

Was ist der Plan? Tine Wittler, erzählt mal.

Die Schalldämmung wird komplett erneuert und alle Wände mit zwei mal 12,5mm-Gipskarton (I für imprägniert) beplankt. Genutzt wird hier allerdings das vorhandene Holz-Ständerwerk, um den Raum nicht noch kleiner zu machen. Die beiden Lagen werden fugenversetzt angebracht, gespachtelt, grundiert und damit fürs Fliesen vorbereitet. An die Wände kommen vertikale Streifen aus Mosaik und weiße Wandfliesen im Format 90x50cm. Für die großen Biester musste ich mir erstmal einen Fliesenschneider ausleihen, meiner geht nur bis 60!

Die Decke wird mit Metallprofilen etwa 5cm abgehängt (CD-Profile mit Direktabhängern) und mit 12,5mm Gipskarton BPI (=BauPlatteImprägniert) beplankt. Dann gespachtelt, grundiert und mit Reibeputz 1,5mm Körnung versehen. Schließlich werden noch LED-Deckenspots eingebaut.

Für den Boden haben wir uns, analog zum Rest des Hauses, für eine Trockenestrichlösung entschieden, unter den eine Fußbodenheizung eingebaut wird. Dann wird ebenfalls grundiert und schließlich gefliest, dunkle Bodenfliesen im Format 90 x 45cm.

Sanitärmäßig werden sämtliche Leitungen erneuert; der Toilettenkasten kann (bis auf 4 cm) komplett in die vorhandene Ständerwand eingebaut werden. Die übrigen Leitungen für den Waschtisch verschwinden ebenfalls in der Wand. Links in der Ecke wird eine bodengleiche Dusche gebaut; hier benutzen wir ein Duschboard mit mittigem Ablauf, das in den Trockenestrich eingelassen wird. Verarbeitet wird hier später auch eine Familienpackung Sopro Flächendicht.

Man sieht also: viel Arbeit für zwei Wochen! Aber die Hälfte ist ja schon geschafft 😉

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Vorwand-Vorwand
Wie erwähnt, schaut der Spülkasten 4cm aus der bestehenden Holz-Vorwand heraus, so dass ich davor eine schmale Vorwand mit CD-Profilen (ja, die gehen nicht nur für Decken) auf Direktabhängern montiert habe. Am Boden und an der Decke bilden UD-Profile den Abschluss, damit auch bei Tritten vor die Wand die Fliesen einen stabilen Untergrund behalten.

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Vorwand mit eingearbeitetem Holz

Ich bin ja kein Freund von Holz in Badwänden; von dem doppelten Beplanken in OSB/Gipskarton würde ich eher abraten. Dennoch habe ich einige senkrechte Latten mit eingebaut, damit der schwebende Waschtisch, der Spiegel-Hängeschrank und die Glasduschwand besseren Halt finden.

Nach der Beplankung des Ganzen (zum Fliesen würde ich immer doppelt beplanken, besonders bei großformatigen Fliesen) war dann der Fußboden dran. Onkel Norbert hatte liebevoll die Fußbodenheizung verlegt:

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FdH äähhh FBH

Hierbei handelt es sich um ein System der Firma Schütz; in eine Trägerplatte aus styroporähnlichem Hartschaumstoff wird das Heizungsrohr schlaufenförmig eingelegt. Die im Bild zu sehenden dunklen Streifen sind Wärmeleitbleche, die die Wärme unter den Fliesen besser verteilen. Das System funktioniert wie ein normaler Heizkörper mit Wasser; ein Regelventil wird in die Wand eingebaut. Die Aufbauhöhe beträgt 25mm und wird dann mit einer 25mm-Fermacell-Platte (die Plattenstärke und -Eigenschaft ist tatsächlich vom Hersteller so im System festgelegt) bedeckt. Diese werden miteinander verklebt und verschraubt:

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Trockenestrich verschrauben

Wichtig ist, dass sich auf der Betondecke keine Unebenheiten befinden und auch im weiteren Verlauf sauber gearbeitet wird, damit eine ebene, belastungsfähige Fläche entsteht.

Was war noch? Die Decke! Hier bin ich wie gewohnt vorgegangen: zunächst UD-Profil mit Dämmstreifen an die Wände geschraubt und dann CD-Profile mit Direktabhängern befestigt (das habe ich ja hier schonmal auführlich beschrieben). Im Laser-Koffer habe ich noch ein schönes Zubehör gefunden, nämlich eine Metallplatte, die einfach an die Wand geschraubt wird und den Laser magnetisch festhält:

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Laser an der Wand

Das spart mir für’s erste das Stativ in dem engen Raum. Per Laser-Schablone werden nun die CD-Profile in den Abhängern ausgerichtet und verschraubt. Und damt ist die erste Woche auch schon rum:

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Stand Ende Woche 1

Eigentlich wollte ich Montag schon mit dem Fliesen anfangen, daraus wird aber wohl erst Dienstag was, denn Montag steht noch Decke beplanken, alles spachteln, grundieren usw. auf dem Programm. Streng genommen bin ich also einen Tag im Rückstand, und ich sehe schon ein paar Abend-Schichten auf mich zukommen.

Also, ihr und ich dürfen mal gespannt sein, wie es nächste Woche um diese Zeit aussieht!

Bis dahin, schöne Woche und immer ne Handbreit Spachtel unterm Schuh!

 

Das zwei-Wochen-Bad, Teil 2

Geschafft! Auf den Punkt nach zwei Wochen ist das Badprojekt fertiggestellt und man kann drauflosplanschen. Lediglich die Klempnerabteilung muss Montag nochmal ran, einen Heizkörper und die Duschabtrennung anbringen, aber ich persönlich habe es pünktlich (okay, mit einer „Nachtschicht“) geschafft und werde nun die fünfstellige Bonuszahlung einstreichen.

Leider fühle ich mich jetzt wie Mitte 70 und mir tun alle Knochen weh. In meinem Hauptjob habe ich ja ungefähr 70% Bürotätigkeit und nun hatte ich zwei Wochen 100% durchgehendes Gerödel. Aber auch das wird schon wieder; gut, dass ich das nicht ständig mache.

Nach erfolgtem Trockenbau ging es Anfang dieser Woche ans Abdichten des Duschbereichs. In diesem Fall haben wir nämlich zwei sensible Fälle: erstens ist das ganze Häuschen in Holzständerbauweise errichtet, und Holz und Wasser vertragen sich nunmal nicht, und zweitens ist ja eine bodengleiche Dusche immer viel mehr Rundumnässe als eine definierte Duschtasse. Also muss unterhalb der Fliesen eine dichte Schicht aufgetragen werden, in diesem Fall Flächendicht von Sopro. Das Zeug ist leider nicht ganz billig, aber Feuchtigkeitsschäden beheben ist sicher teurer.

Zunächst werden die Kanten abgedichtet; dazu gibt es ein Dichtband, das direkt ins nasse Flächendicht eingelegt und dann angearbeitet wird:

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Einarbeiten des Dichtbandes

Es wird also, beispielsweise mit einer Schaumwalze, die Dichtflüssigkeit aufgetragen, das Dichtband daraufgeklebt (schön in die Ecken drücken, sonst stört es später beim Fliesen) und dann nochmal drübergerollt. Wenn alle Kanten fertig sind, werden die Ecken auf dieselbe Weise angebracht:

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Sopro Dichtecke

Vorrollen, Ecke eindrücken, nachrollen:

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Dichtecke anbringen

Zuletzt gibt es für „Durchdringungen“ noch diese Dichtmanschetten:

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Dichtmanschetten

Diese werden zum Beispiel für die Armatur-Anschlüsse benutzt:

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Anbringen der Dichtmanschetten

Für die Dusche wurde ein Duschboard benutzt, also ein Hartschaum-Bauelement mit Abfluss und vorgegebenem Gefälle. Der Übergang zum Trockenestrich wird dabei ebenfalls mit dem Dichtband ausgestattet.

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Alle Kanten und Ecken dicht! Jetzt noch die Wandflächen…

Danach werden die Wandflächen mit einer größeren Rolle vollflächig mit Flächendicht behandelt, und nach einer Trocknungszeit von 1,5-2,5 Stunden wird noch eine zweite Schicht aufgetragen. Der Raum ist jetzt abgedichtet und quasi Schwimmbadtauglich – „nur“ Fliesen würden diese Anforderungen nicht erfüllen.

Apropos Fliesen: dieses war der nächste Streich. Alle Flächen übrigens grundieren! Habe ich das erwähnt? Grundierung – Flächendicht – Fliesen wäre die Reihenfolge. Die Grundierung habe ich nun erstmalig mit einem Sprühgerät gemacht-das ging deutlich schneller und besser als die alte Quast-Methode; zur besseren Verteilung muss man nachher nochmal mit einem Roller drüber, aber die Methode hat sich absolut bewährt. Auch der Boden (Fermacell Trockenestrich) muss vorm Fliesen grundiert werden.

So, und papperlapapp mit Fliesenkeilen! Es hält sich ja immer noch die Meinung, großformatige Fliesen rutschen runter und man muss ganz unten anfangen und mit Keilen oder Hölzchen oder Fliesenkreuzen(!) die Kacheln aufeinanderstapeln. Nein, muss man nicht – hier ist der Beweis:

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Anfangsfliese 🙂

Ich habe das vielleicht schonmal erzählt, aber warum fängt man nicht unten an? Weil nicht jeder Raum so schön gerade und waagerecht ist wie dieser, und wenn es dann irgendwo eine tiefere Stelle am Boden gibt als meine Anfangslinie, habe ich dann plötzlich Platz untendrunter. Man sucht sich also entweder die Raummitte oder eine prägnante Raumkante; in diesem Fall war es die Fensterbank, die ich als waagerechte Grundlinie benutzt habe. So wirkt das Fugenbild harmonisch mit dem Lichteinfall des Fensters und auch nach Feng-Shui sollte das so passen.

Vielleicht geht das auch nicht mit jedem Kleber, aber die Sopro-Jungs (nein, da werde ich nicht gesponsort-WARUM EIGENTLICH NICHT?) haben mit dem No.1 einen Kleber zusammengerührt, der das anstandslos mitmacht. Die Fliese wird etwas zu hoch angesetzt (von daher gut, von oben nach unten zu arbeiten) und rutscht dann ein paar Millimeter herunter, sitzt danach aber anstandslos im Kleberbett und kann noch gut ausgerichtet werden. Hier hat mir der Laser wieder gute Dienste erwiesen, ich weiß gar nicht, wie ich das vorher nochmal gemacht habe? 😉

Apropos gute Dienste: Das ich nur einen 60cm-Fliesenschneider habe, diese Kacheln aber 90 cm breit sind, habe ich mir einen geliehen; zunächst einen vom Baustoffhandel, eine Schneidhexe, mit der ich so-naja-zufrieden war: der reine Schnitt war nicht schlecht, aber die Brechmechanik war ganz am Ende des Gerätes, so dass man also die Fliese erstens verschieben und zum Brechen neu ausrichten musste, und auch nur an einer Stelle brechen kann. Bei schmalen Streifen beispielsweise gehen dann die ersten 20cm ab, danach ist nix mehr und dann heißt es mit der Zange abknabbern oder den Nassschneider anwerfen. Wobei mir der auch sehr nützlich war, um Aussparungen zu machen.

Ich habe dann upgegradet und mir bei BÖLLZ den Knaller-Fliesenschneider geliehen; was ich noch nie erlebt habe, schafft dieses Gerät doch tatsächlich, einen 2cm-Streifen von einer 90cm-Fliese sauber abzutrennen:

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der Beweis! 2cm Längstreifen am Stück.

Recherchen ergaben, dass die Firma RUBI die Teile baut und so ein Prachtstück, würde man es kaufen wollen dann auch über 400 Euro kostet. Den orangen Vermieter muss ich aber an dieser Stelle tatsächlich mal loben; ich habe da bisher immer 1a-Werkzeug bekommen und mieten kann das Handwerkerherz auch kurzzeitig höher schlagen lassen! Es muss ja nicht immer Kaufen sein.

Manchmal aber dann doch: Ich habe mir eine neue Flex erlaubt; die bisherige war eine Leihgabe meines Vaters, der sie nach zwölf Jahren tatsächlich zurückhaben wollte; Makita hatte dann da ein Angebot mit kleiner und großer Flex mit Scheibchen und Köfferchen und da konnte ich nicht direkt nein sagen. Meine Diamant-Bohrkrone passt:

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Diamant-Bohrkrone

Das Ding ist übrigens auch der Wahnsinn! Geht auch durch die härteste Bodenfliese wie Butter, und eine Größe reicht eigentlich auch für die meisten Fälle; passt genau für Wasseranschlüsse, bei Steckdosen setzt man einfach mehrere Bohrungen nebeneinander. Ich bin gerade ein wenig am Schwärmen, aber es ist einfach toll, mit gutem Werkzeug zu arbeiten. Sonst hätte das Bad locker sechs Wochen gedauert! 😉

So, am Schluss noch Bodenfliesen, Verfugen, Badmöbel aufhängen, Silikon – ach, Silikon: weiß auf weiße Fliese (also vertikale Kanten) geht ja noch, aber die Bodenfuge (grau auf weiß, da sieht man ja jeden Millimeter!) habe ich diesmal dann abgegeben – ich habe es versucht, aber so richtig gut war das nicht; und da ärgert man sich später, wenn alles schick ist, nur die Bodenfuge aussieht wie blind mit dem Wachsmalstift dahingeschmiert. Warum hat mir mein alter Chef eigentlich nicht das richtige Fugen beigebracht? Dafür hätte ich auch noch nen halbes Jahr drangehängt 😉

Gut, also kurzes Zähneknirschen, nun der Blick nach vorne und die direkte Gegenüberstellung:

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vorher…

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…nachher!

und die andere Seite:

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vorher…

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nachher!

Bilder vom ganzen Raum konnte ich leider nicht machen, weil das Zimmer zu klein ist 😉 Man sieht aber, der Raum ist nicht wiederzuerkennen ich schätze, alle können zufrieden sein; und vor allem: ich habe nicht ein einziges mal Bauschaum benutzt 🙂

So, nun drehen wir das Ganze nochmal um und in den nächsten zwei Wochen schildere ich hier dann den Rückbau auf das braungekachelte von vorher.

Cheers!