Was für ein Zirkus!

Im Moment bin ich noch etwas bettlägrig, aber mit der richtigen Dosis Ibuprofen werde ich gleich wieder das Gerüst erklimmen. Im Rücken zwickt es noch mächtig und es fühlt sich verdächtig nach einer Art Bandscheibenvorfall an. Ich habe da die gefühlt 12 Tonnen schwere Plane eines Zirkuszeltes in Verdacht, zu dessen Abbau an der Grundschule meines Sprößlings ich mich als stets einbringendes Elternteil gemeldet habe und bei dem besagte Plane in Wurstform (was ja so erstmal sympathisch wirkt) von unten umklammert und auf einen Anhänger gehievt wurde. Ich glaube, dass war der Zeitpunkt, an dem der Bandscheibenring sich leise verabschiedet hat. Aber ich habe schon gegoogelt, man kann eh nicht viel machen außer Schmerzmittel nehmen, und wenn man Glück hat ist es in ein paar Wochen wieder weg. Also, helau.

Währenddessen geht es an der Fassade gut voran. Gegen so ein Zirkuszelt ist mein Fassadenprojekt sowieso ein müder Fliegenschiss!

Als ersten Schritt habe ich sämtliche lose und hohle Putzstellen per Hammer entfernt. Weitere lose Bröckchen machten spätestens die Biege, als ich die gesamten Flächen per Hochdruckreiniger abgestrahlt habe. Wichtig ist hier eine rotierende Dreckfräse:

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Fassadenreinigung

Die Fehlstellen werden dann mit einem normalen Maurer- und Putzmörtel wieder aufgefüllt, abgerieben und gefilzt:

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Mörtelauftrag

Risse habe ich mit der kleinen Flex etwas „aufgeschnitten“ und dann mit Strukturacryl (hier Beko Strukturdicht) gefüllt:

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Rissbehandlung

Die so vorbereitete Fläche bleibt einen Tag stehen und muss dann grundiert werden. Der eigentliche Putzgrund kommt später, zunächst reicht einfacher Tiefengrund, den ich mit der Unkrautspritze aufgetragen habe. Dazu habe ich mir übrigens noch eine zweite Spritze angeschafft, die mit Wasser gefüllt ist. nach getaner Grundierungsarbeit wird dann der Schlauch einfach in die zweite Spritze eingesetzt und mit Wasser durchgespült. Wenn der Tiefengrund nämlich länger als, sagen wir mal 10 Minuten, unbewegt im Schlauch steht, kann man diesen danach entweder wegschmeißen oder in einer stundenlangen Prozedur freiprokeln und reinigen. Ich habe beides schon ausprobiert.

Die Grundierung bleibt nun acht Stunden zur Trocknung stehen, und es folgt nun das spannende Kapitel Armierung. Da ich hier bisher nur wenig Erfahrung hatte, machten sich hier Ängste breit, ob das alles so gut klappt oder ob ich pro Quadratmeter zwei Wochen brauchen würde.

Tatsächlich hat es allerdings sehr gut geklappt und am ersten Tag konnte ich ein Hauswand-Oberteil, also ein Achtel, wenn man so will, fertigstellen. Der Laier Renovierputz mit Fasern lässt sich gut verarbeiten und es entstehen glatte Flächen, bei denen ich selber staune und Tränen in den Augen habe, weil es so schön geworden ist. Naja, und wegen dem Rücken.

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Armierungsgewebe einbetten

Mit einer Zahnkelle 4x4mm wird der Mörtel auf die Fläche aufgekämmt. Vorher werden die „Sonderteile“ angebracht, sprich Eckwinkel, Fensterarmierung und Anputzleisten an den freien Kanten der Putzflächen. Womit ich übrigens gar nicht klar gekommen bin, ist das PVC-Anschlussprofil für den Fensteranschluss. Das hat auf der Wandseite noch einen Steg, der ein paar Millimeter Abstand schafft, so dass das Gewebe hohl liegt und das Profil kippt. Viellelicht ist das für WDVS gedacht? Ich lasse die Dinger jetzt im Karton, versuche, sie zurückzugeben und setze auf mein gutes, altes Trennfix-Band, daraus mache ich dann am Ende eine schmale Acrylfuge an alle Anschlüsse.

Wenn der Mörtel, erstmal auf Bahnbreite, per Zahnkelle aufgezogen ist, wird das Gewebe eingelegt und mit der Traufel angedrückt. Nebeneinanderliegene Gewebe müssen sich immer mindestens zehn Zentimeter überlappen. Dann wird, ebenfalls per Traufel, noch eine Deckschicht von etwa 3mmm aufgetragen und mit einem großen Fassadenspachtel geglättet.

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Erster Teil – sieht doch schon ganz gut aus!

Auf diese Schicht kommt dann später die Putzgrundierung und der Reibeputz. Dadurch kann man jetzt im 1-2mm-Toleranzbereich arbeiten. Große Wellen sollte man allerdings vermeiden; allerdings hat man durch die Armierung eine schöne Referenzschicht, und der große Fassadenspachtel macht das Glätten leicht.

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Links fertige Fläche, mittig gerade eingelegtes Gewebe, rechts Originalzustand

Und so muckelt man sich Meter für Meter voran. Die Gerüstanker muss ich erstmal mit einbetten; sie werden dann, wenn das Gerüst weg ist, nachgearbeitet. Dazu habe ich mir schon einen Raketenrucksack bestellt. (Auch von Binford!)

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Tagesziel erreicht: Oberer Teil fertig

Obwohl ich genau so viel Zeit eingeplant hatte, habe ich die Hoffnung, dass es mit etwas Routine schneller geht. Außerdem habe ich in den nächsten Tagen vermutlich einen Helfer als Vorhut für den Zahnkellenauftrag, das sollte das Ganze dann auch nochmal beschleunigen.

Nicht zu vergessen die beiden Krankenschwestern, die mich die ganze Zeit auf dem Gerüst umhertragen, wegen dem Rücken. Oder ich hänge mich an eine Seilwinde und mache das im Fliegen. Oder doch der Raketenrucksack?

Bilder davon gibt es dann nächste Woche. Cheerio!

 

Die Datsche in Klösewitz

Planung ist das halbe Leben! Oder so. Oder war es gutes Werkzeug? Das ist jedenfalls die halbe Arbeit. Die anstehende Fassadensanierung (immerhin nähert sich der März in großen Schritten) will wohl überlegt sein und je mehr man sich bei sowas im Vorfeld Gedanken macht, desto schneller und reibungsloser (Der Auftrag des Reibeputzes geschah dann doch sehr reibungslos?!) sollte das ganze dann hoffentlich vonstatten gehen.

Was ist der Plan?

Für alle, die vielleicht nicht täglich hier vorbeischauen, sei an dieser Stelle der Plan erläutert: Unser Dach muss gedeckt werden, also es wird auch gedeckt, und ich möchte das dann hier aufgebaute Baugerüst nutzen, um unsere marode unschöne Fassade zu pimpen. Der bestehende Putz wurde an unzähligen Stellen schlecht ausgebessert und in Richtung Sockel gibt es auch einige Hohlstellen.

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Hohlstellen oberhalb des Sockels

 

Wenn das Gerüst steht, wird der Boden mit Malervlies und die Fenster mit einer selbstklebenden Folie abgedeckt, denn ein wenig Sauerei wird da schon entstehen. Als erstes wird die ganze Fassade per Hochdruckreiniger gesäubert, wobei sich erste lose Putzstellen lösen dürften. Die größeren Hohlstellen (also lose Teile des bestehenden Putzes) werden abgeschlagen und mit Zementputz bündig angearbeitet. Nach Trocknung wird die ganze Fassade dann erstmal mit Tiefgrund grundiert. Das mache ich traditionell mit einer Unkrautspritze, weil ich mich nicht totquasten will. Spritzen ist auch laut Datenblatt erlaubt.

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Vom Vorbesitzer liebevoll ausgebesserte Putzkanten, auch hier Hohlstellen am Sockel

 

Aus religiösen Gründen wird das Haus nicht gedämmt (und die, die hier tatsächlich regelmäßg mitlesen, sollten sich das denken können), sondern nur der Putz erneuert. Wir denken uns also die Dämmplatten weg und machen mit der Armierung weiter. Mit der EnEV geht das konform, weil der alte Putz nicht abgeschlagen sondern nur überputzt wird. Ansonsten hätte man nämlich dämmen müssen!

Es wird Klebe-und Armierungsmörtel (das gleiche Zeug wie beim WDVS) auf die gereinigte und grundierte Fassade aufgetragen. Es wird erst eine Lage per Zahntraufel aufgezogen und dann das Armierungsgewebe eingelegt. An den Fensterkanten wird vorher Eckwinkel-Armierung angebracht und die Ecken von Gebäudeöffnungen (Fenster, Türöfnungen etc.) noch diagonal armiert. Wie genau, zeige ich dann wenn es so weit ist.

Nach dem Eindrücken des Gewebes wird dann mit dem gleichen Mörtel das Ganze glattgespachtelt, entweder auch mit der Traufel oder mit meinem Fassadenspachtel, mal sehen, was dann besser von der Hand geht. Als Oberputz nutze ich meinen Favoriten Siloxan-Reibeputz 1,5mm Körnung; das bedeutet, das bei der vorherigen Schicht alle Unebenheiten bis, naja, sagen wir mal 2mm im Putzbild untergehen und eher zu vernachlässigen sind. Aber man darf halt nicht bucklig mit dem Mörtel rumschmieren, dann sieht das Ganze nachher aus wie Rudis Datsche in Klösewitz.

Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich nicht eine Schicht Mörtel mehr einbauen sollte. Der Maurer, der mir den Trick mit den Putzlehren gezeigt hat, meinte, das Gehemins wäre ja, erst eine Schicht aufzuziehen, die durchtrocknen zu lassen und dann die Sache mit der Zahnkelle und der Armierung zu machen. Hmmm…
Achja: Vor dem Oberputz kommt noch ein Putzgrund auf den glattgezogenen Armierungsmörtel.

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Highlights deutscher Putzerkunst

Nun hat mein Lieblings-Baustoffhändler mir doch tatsächlich das Angebot gemacht, dass ein Außendienstler der Firma Laier, die die ganzen Putze herstellen, herkommen und sich das Ganze anschauen würde. Bestimmt, weil ich hier der megaberühmte Blogger bin und alles. Ich nehme das natürlich gerne an und werde dann berichten, wie die ideale Lösung aussieht.

Genauso unsicher bin ich mir, ob ich dem Ganzen nach dem Oberputz noch einen (Egalisierungs-)anstrich verpassen muss oder nicht? Dafür spräche ja, dass die Fensterbänke (aus Stein) keinen Oberputz bekommen, aber schlußendlich ja auch weiß sein sollen, dann müsste ich sie also extra streichen, und ob man da wieder genau den Ton trifft? Dagegen spricht, dass 1,5mm Struktur an sich nicht besonders viel ist und wenn ich da noch eine dicke Egalisierungspampe draufschmiere, das Ganze dann wieder aussieht wie besagte Datsche in Klösewitz. (Gibt es eigentlich Klösewitz?)Aber das wird mir ja der Herr von Laier hoffentlich alles gut beantworten können.

Was kostet der Spaß? Meine werten Leser sind ja immer an den Kosten interessiert. Wäre ich ja auch. Beim Baustoffhändler kann ich eventuell etwas günstiger shoppen, weil ich das Ganze ja den Rest des Jahres auch irgendwie gewerblich betreibe und mir einbilde, entsprechend gute Konditionen zu bekommen. Hochgerechnet auf normale Verkaufspreise kann man mit Materialkosten von 12,75 € / m² planen, komplett mit Grundierung, Armierungsmörtel, Putzgrund, Oberputz, Egalisierungsfarbe, Abdeckmaterial. Etwa 1/3 davon ist der Oberputz (Siloxan-Reibeputz), das geht eventuell günstiger wenn man da keine fertige Eimerware, sondern Sackware nimmt, aber ich arbeite ja viel und oft mit genau diesem Putz und liebe das Zeug einfach. Nichts ist in meinen Augen besser zu verarbeiten und garantiert ein so gleichmäßiges Ergebnis.

Wie lange dauert das? Puuuh, wenn ich das wüsste! Im Putzen bin ich zwar einigermaßen erfahren; gerade von dem Oberputz habe ich schon einige hundert Quadratmeter gemacht. Aber an der Fassade, die Armierung usw. – da bin ich noch ein Greenhorn. Ich fange auch an der Hinterseite des Hauses an (vorne hui, hinten pfui!), damit ich nach vorne hin besser werde. Das Gerüst steht standardmäßig vier Wochen, aber eine Verlängerungswoche liegt, aus meiner Erinnerung heraus, bei etwa 80,- Euro, das ist dann nicht ganz so wild, wenn es doch etwas länger dauert.

Ich meine mich auch erinnern zu können, dass ich für die Reibeputzgeschichte (an der Decke!) etwa zehn Minuten pro m² gebraucht habe. An der Wand sollte das schneller gehen, also sagen wir mal 7 Minuten/m². Das sind bei großzügig gemessenen 280 m² dann etwa 33 Stunden, also eine knappe Woche kann man schon etwa für den Oberputz rechnen, plus die ganzen Vorarbeiten. Also werde ich mal so vier bis fünf Wochen einplanen.

Ach, im Übrigen gibt es auch Neuigkeiten von der Holzfront! Das Holz für die Fensterläden ist bestellt – anstatt „astrein“ (und damit auch astrein unbezahlbar) habe ich nun die Variante „nachsortiert“ genommen. Die Rahmen der Fensterläden werden aus Fichte-Rahmenholz 26x93mm, die Lamellen aus Fichte 11×68. Ach, dabei gibt es ja auch fertige Lamellentüren! Aber das kann erstens jeder und zweitens ist das nicht für draußen und drittens kein Fensterladen, basta. (Trotzdem ein schöner Shop – auch mit schönen Fußboden-Ideen!)

Die Lamellenverbindung werde ich wohl mit Lamello-Dübeln (passt ja auch vom Namen) machen, ob ich mir da aber tatsächlich die Fräse kaufe, weiß ich noch nicht, die kann man sich auch leihen. Allerdings war ich heute im Holzwerkzeugladen (huiii, da hätte ich vielleicht besser nicht reingehen dürfen) und liebäugele mit einer schicken Festool-Oberfräse. Oder, um einen alten Musikerwitz abzuändern: Meine größte Angst, wenn ich mal sterben sollte, ist, dass meine Frau mein Werkzeug zu den Preisen verkauft, die ich ihr sagte, was es gekostet hat.

War das jetzt grammatisch richtig? Egal. Ich werde mir jetzt mal Rudis Datsche in Klösewitz anschauen, da muss dringend mal die Fassade gemacht werden.