Industrial Art

Große Projekte stehen vor der Tür, und was kann es denn schöneres geben, liebste Leser, als das hier gemeinsam im Blog zu stemmen? Gib mal den Mottek, Günni, pass auf, die Wand kommt!

Worum es geht? Wie bereits hier berichtet, sind wir mit der Hauptberufs-Firma im vergangenen Jahr in eine andere Halle gezogen und haben dort im Innenbereich bereits einigen umgebaut, renoviert und zurechtgepinselt. Und nun, da es draußen allmählich wärmer wird, kommt noch die Außenfassade dran.

Bei dem Gebäude handelt es sich um eine alte Industriehalle, und das Ziel ist, den alten Industrie- und Backsteincharme zu erhalten und aufzuhübschen, aber eben nicht, das Ganze zu verkleiden und auf modern zu trimmen. Diese Projekt ist zweigeteilt: Einmal geht es um Malerarbeiten, davon erzähle ich dann nächste Woche was, und die andere Hälfte ist ein Firmen-Schriftzug. Denn alte Hallen brauchen einen großen Schriftzug! Nichts verspieltes, schnörkeliges und geschwungenes, sondern dicke, große BUCHSTABEN. Und wenn die nachts noch leuchten, ist es perfekt.

Mir schwebte sodann ein Schriftzug mit etwa 1m Höhe vor, in zwei Teilen wäre der 17 und 12 Meter breit, so ungefähr jedenfalls. Es gibt Firmen, die sowas herstellen, nämlich Leuchtbuchstaben aus Acryl, und das ganze Ding kostet da die Kleinigkeit von 14.778,61 €. Ohne Montage, versteht sich. Da diese Summe das Budget geringfügig überschritten hätte, lautet Plan B: selber machen.

Man kann tatsächlich auch Acryl-Leuchtbuchstaben selber machen, da gibt es eine Reihe von Biege- und Schneidewerkzeugen im Handel, es ist allerdings mit viel Aufwand verbunden und ich denke, die ersten zehn Buchstaben sehen völlig Kacke aus, bevor man da was Brauchbares produziert. Werkzeuge und Material sind außerdem auch nicht ganz günstig.

Die Lösung für selbstgebaute Schriftzüge ist also, Buchstaben mit Hinterleuchtung zu bauen. Als Material habe ich, vor allem wegen der leichten Bearbeitbarkeit und Montage, Holz gewählt. In diesem Fall Sperrholz WISA SPRUCE BFU 100. Im Außenbereich würde man eigentlich eher Siebdruckplatte nehmen, aber wegen der glatten Oberfläche hatte ich Angst, dass der Lack nicht so gut haftet und außerdem ist diese Variante deutlich günstiger. Die Verleimung ist wasserfest, außerdem werden die Schnittkanten mit Hirnholzversiegelung behandelt und die Buchstaben dann noch doppelt lackiert (Auch, damit man am Besten gar nicht sieht, dass es sich um Holz handelt).


Holz holen!

Wie bekommt man nun aber die Buchstaben aus den Platten gesägt? Ich hatte hier schon gedankliche Experimente mit Overheadprojektor und Stichsäge, heutzutage geht das aber viel einfacher: Man sucht sich eine Firma, die CNC-Fräsungen anbietet. Man braucht dafür ein CAD-Programm, setzt den Schriftzug in der Originalgröße und wandelt dann die Schriftart in Kurven um; das Ganze wird als dxf-Datei exportiert und die CNC-Firma kann das dann einfach einlesen. Und schwuppdiwupp, einen Tag später hatte ich eine Palette Buchstabensuppe:


Gefräste Buchstaben

Beim Fräsen von Sperrholz werden die Kanten manchmal etwas fransig, glücklicherweise hatte ich einen erfahrenen Holzwurm zur Hand, der den Vorschlag machte, alle Kanten mit einem kleinen Aufsatz für die Oberfräse zu behandeln. Durch das Brechen der Kanten haftet auch der Lack besser.


Oberfräse

Das ging wirklich schnell und die Kanten sind sehr schön geworden. Wer keine Oberfräse hat: So teuer sind die gar nicht (z.B. hier: toom-baumarkt.de), oder man leiht sich eine.


Fertige Kanten

Damit die Schnittkanten möglichst lange Feuchtigkeits-resistent sind, habe ich sie mit Hirnholzversiegelung eingepinselt.


Hirnholzversiegelung für die Schnittkanten

Lackiert wurde wieder mit der Sprühpistole. Dazu habe ich in jeden Buchstaben eine kleine Schrauböse eingedreht und die ganze Schrift dann zum Lackieren aufgehängt:


Lackierstraße

Aufhängen ist wirklich das cleverste beim Lackieren, bevor man lange mit irgendwelchen Hilfsmittelchen rumdoktert (Man kann ja auch Nägelchen in eine Seite schlagen und das Ganze dann nach dem Lackieren umdrehen und auf die Nägel stellen); so erreicht man alle Seiten gut und kann bequem arbeiten.


Zweireihig

Irgendwann wurde der Platz knapp und ich habe dann in zwei Reihen untereinander aufgehängt. Und dann, Schutzmaske auf und los geht die Lackiererei:


Es wird schwarz

Im Logo sind alle Buchstaben schwarz, nur ein „&“ ist dabei, welches blau ist – das habe ich dann gerollt. Nach einer Nacht Trocknung kam dann die zweite Lackschicht obendrauf.

Nun ging es an die Beleuchtung. Hierfür habe ich LED-Stripes benutzt, die auf die Buchstaben-Rückseite montiert wurden. Der Schriftzug wird dann mit Abstandhaltern an die Wand montiert, so dass er knapp 30mm von der Wand absteht. Und dieser Abstand ist dann hinterleuchtet.


LED-Stripes

Bei den Stripes sollte man darauf achten, dass sie für den Außenbereich geeignet sind. Zur Befestigung gibt es spezielle Clips, die verschraubt werden. Nagelschellen gehen zur Not aber auch. Die Streifen sind auch selbstklebend, das hält aber nicht so besonders, wäre mir also ohne die zusätzlichen Clips zu unsicher.

Die Streifen können alle 10cm geschnitten werden; an diesen Schnittmarken hat man dann zwei Lötpunkte, an die man die Zuleitung anlöten kann. Die Ansteuerung erfolgt einfach über einen LED-Trafo mit 12 Volt. Sämtliche Lötverbindungen werden mit Silikon versiegelt, damit das Ganze auch wasserfest bleibt.


Lichtprobe

Hier sieht man mal eine Beleuchtungsprobe – ist doch schick, gell? Ach, und etwas günstiger als die „Profi“-Variante ist es auch, nämlich unter 1000,-€ Materialkosten für den gesamten Schriftzug.

Nächste Woche geht es dann an die Montage. Wir haben dann eine Teleskop-Arbeitsbühne zur Verfügung, allerdings auch einen engen Zeitplan (Vorarbeiten, Malerarbeiten und Montage des Schriftzuges). Also, bitte Daumen drücken, dass das Wetter einigermaßen mitspielt! Ich bin selber gespannt, wie das Alles so wird. Nächsten Sonntag wissen wir mehr. Also, bis dann!

 

 

Ein Gedanke zu „Industrial Art

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