Heiße Kurven

Während sich allmählich meine Schockstarre angesichts des Suchbegriffs der Woche „fenster einfach mit bauschaum eingesetzt und angeputzt“ löst, möchte ich diese Woche auf vielfachen Wunsch erläutern, wie der geschwungene Empfangstresen  gebaut wird.

Sicherlich gibt es so ein Möbel auch als Anfertigung vom Tischler, allerdings liegen bei dieser Variante die Kosten etwa bei einem Zehntel.

Man fängt an, in dem man den Grundriss des Objekts auf den Boden aufzeichnet. Die Tiefe habe ich mit 50 cm angenommen, die Deckplatte soll später etwas breiter (60 cm) werden. Der Tresen ist hier rund 4m lang und etwa ab der Hälfte beginnt die Rundung. Das muss natürlich jeder an seine räumlichen Gegebenheiten anpassen.

Der Grundriss am Boden wird nun mit UW-75 Profilen nachgelegt. Diese gibt es vorgestanzt extra für runde Wände. Man kann auch ein normales UW-Profil nehmen und die nötigen Einschnitte mit der Blechschere machen. Dazu wird etwa alle 10 cm ein 5cm breiter Streifen aus einem Steg und der Grundfläche ausgeschnitten. Das ist allerdings ganz schön fummelig.

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U-Profil am Boden und erster „Steher“

Das U-Profil wird nun am Grundriss entlanggelegt und mit Nageldübeln 6mm befestigt. Es definiert einerseits die Tresengrenze, ist aber natürlich auch die untere Hinterfütterung der Platte und sorgt dafür, dass der Tresen mal den einen oder anderen Fußtritt wegsteckt.

Nun werden die Steher gebaut; dazu habe ich UA-Profil 75 genommen. Die Endhöhe sollte etwa bei 110 cm liegen. Die UA-Profile wurden also auf 259cm abgelängt und dann bei 105+49+105 diagonal eingeschnitten, so dass sich das Ganze dann, wie auf dem Bild zu sehen, als umgedrehtes „U“ aufstellen lässt. Es wird dann am Boden mit Steckwinkeln befestigt („Montagewinkel für UA-Profile“ oder „Türpfosten-Steckwinkel für UA-Profile“ wäre hier der korrekte Artikel!) Wie immer gilt: Material am Besten direkt vom Trockenbau-Fachhandel oder Baustoffhändler holen! Das Fräulein an der Infotheke im Baumarkt ist bei „Türpfostensteckwinkelmontagesatz“ sicherlich genau so überfordert wie … bei allen anderen Fragen.

Diese Konstruktion wird nun etwa alle 60 cm gesetzt (Steckwinkel am Boden mit 8mm Nageldübel montieren und die UAs damit verschrauben, dazu gibt’s passende Schraubensätze). Das fühlt sich nun noch relativ wackelig an, daher werden die Teile nun ausgesteift: Zwischen zwei UAs werden etwa auf 60 cm Höhe links und rechts ein UW-Profil angeschraubt (Trockenbauschrauben mit Bohrkopf!) und CW-Profile eingeschoben. Dies dient auch gleichzeitig als Fachbodeneinteilung. Die Flanken werden mit Gipskarton beplankt, was die UAs in die andere Richtung aussteift:

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Fächer und Beplankung von hinten

Die vordere Seite wird mit Biegegips beplankt. In diesem Fall doppelt mit 6mm – Platten; für den geraden Teil kann natürlich normale GK-Platte 12,5mm genutzt werden. Der Gips wird an einer Seite befestigt und dann zärtlich in die Form gebogen. Wenn er irgendwo noch „hohl“ liegt, kann an der einen oder anderen Stelle ein Stück Profil oder auch Dachlatte dahinter geschraubt werden.

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Rundung mit Biegegips

Auch die Rückenteile der späteren Fachböden wurden mit zwei Zwischenstücken aus Dachlatte mit der vorderen Rundung verbunden. Die Fachböden selber kann man aus Holz machen, ich habe mich aber für eine gehärtete Gipsplatte entschieden, um die Rundung besser anpassen zu können (ohne Gefummel mit Kantenumleimer und Bügeleisen) und die Böden „aus einem Guss“ in die Tresenform zu integrieren. Wenn man die Böden später mit Latexfarbe streicht, sind sie auch abwaschbar.

Als Deckplatte kommt zunächst eine OSB-Platte als Träger obendrauf und später dann ein darauf verleimtes Parkett oder ein ähnlicher Holzbelag (wobei Laminat hier vermutlich zu schnell abnutzt). Die Rundung wird dann in Form geschnitten und an die Kante eine umlaufene Alu-Leiste montiert. Aber vorher muss noch verspachtelt werden, das wird noch eine Fleißaufgabe 🙂

Also, man sieht, das Ding ist etwas aufwändiger als eine gerade Wand, die in die Landschaft gestellt wird. Wenn man also noch so gar keine handwerklichen Berührungspunkte in seinem Leben hatte (wobei, liest man dann diesen Blog?!), würde ich mir sowas vielleicht nicht als allererstes Projekt aussuchen.

Demnächst zeige ich, wie es weiter geht mit dem Tresen und dem Rest der Baustellen. Eine spannende Zeit! Und nächste Woche gibt es auch noch ein Gewinnspiel! Da steigt die Vorfreude! Bis dahin!

Außer Tresen nix gewesen

So, liebe Leser, es wird Zeit: Eine knappe Woche bleibt noch, um Eure kleinen und großen Bausünden zu beichten und dabei attraktive Preise abzuräumen (Genauere Infos hier). Ein paar schöne Schmankerl sind schon eingegangen, aber ich bin sicher, es gibt noch mehr da draußen. Also traut Euch ruhig und teilt uns Euren schönsten Pfusch mit!

Beim Hallenumbau geht es munter weiter, und auch das anvisierte Ziel, zum Monatswechsel umzugsbereit zu sein, wurde erreicht. Hier und da noch etwas „Feintuning“, aber mit der Umräumerei konnten wir pünktlich starten, und irgendwann ist dann sicherlich auch wirklich alles fertig.

Apropos fertig: Der Selfmade-Empfangstresen ist quasi vollendet. Die Unterkonstruktion und die Beplankung habe ich hier ja schon beschrieben, nun ging es letzte Woche an die Deckplatte. Eine Massivholzplatte in dieser Größe und mit der Rundung ist entweder nicht existent oder nicht bezahlbar, und auch mit der herkömmlichen Küchen-Arbeitsplatte kommt man wegen der Form nicht weit. Die Deckplatte habe ich unserem Holzwurm Tom C. überlassen und mich währenddessen um andere Dinge (schlau rumlabern) gekümmert. Ist echt großartig geworden! Ein wahrer Blickfang:

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Tataaa!

Als erste Lage wurde eine 22mm-OSB-Platte mit den Stehern der UK verschraubt; hierbei wurde auch auf das Ausgleichen von Höhenunterschieden geachtet, damit das Ganze später nicht wellig wirkt. Die OSB wurde in der Rundung segmentweise geschnitten und mit Flachdübeln verbunden. Schießlich wurde mit viel Gefühl die Rundung gesägt.

Als Oberbelag haben wir dann ein Parkett genommen, das auf der (abgeschliffenen!) OSB-Platte vollflächig mit Parkettkleber verlegt wurde. Die Kante wurde schließlich mit einer Aluschiene verkleidet. Der kleine Spalt zwischen (angefastem) Holz und Schiene wird schließlich noch mit dunkelbraunem Silikon gefüllt. Voila!

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…und von hinten

Auch der Teppich wurde verlegt, das hat für’s „erste Mal“ (mal abgesehen von diversen Hauruck-Aktionen, achja, und meinem Treppenhaus!) recht gut geklappt. Die jeweilige Bahn wurde im Raum ausgelegt, in die Ecken gedrückt und mit scharfem Messer mit Hakenklinge geschnitten. Dann wird eine Hälfte zurückgeklappt (ohne die Position des Teppichs zu verändern) und darunter der Kleber per Zahnspachtel aufgetragen. Dann wird die Hälfte in den Kleber gedrückt und danach die zweite Hälfte verklebt. Nach rund 40 Minuten wird das ganze dann mit einer Walze (gibt’s bei Böllz für schmales Geld) angedrückt. Tatsächlich verschiebt sich das Ganze bei der Hin- und Herwinderei doch noch ein paar Millimeter, daher kann man auch überlegen, die Ränder zunächst etwas großzuügiger zu schneiden und den Endschnitt erst zu machen, wenn’s wirklich final liegt.

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Teppich: Stufen wurden mit Eckschienen aus Alu versehen

Später habe ich dann die Fußleisten angebracht, eigentlich eine undankbare Aufgabe, aber wie geil sind denn bitte EINKLEBELEISTEN??

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Einklebeleiste

Bei der Einklebeleiste handelt es sich um eine PVC-Leiste, die an die Wand geschraubt und danach mit schmalen Streifen des Bodenbelags beklebt wird. Dazu hat die Leiste bereits einen Klebestreifen integriert. Die Vorteile:
– Dadurch, dass die Verschraubung verdeckt ist, kann man das Ding quasi alle halbe Meter mit was anderem an die Wand tönstern. Die Verschraubung muss nicht gut aussehen, sondern halten, und das hat tadellos geklappt! Hier übrigens mit langen Trockenbauschrauben (Feingewinde), die dann im dahinterliegenden UW-Profil greifen.
– Das Schneiden der Streifen geht Ruckzuck, weil man die Leiste als Schneideschiene benutzen kann (da ist eine Nut drin, in der das Messer laufen kann)
– Das Schneiden der Leisten geht leicht, z.B. mit einer Blechschere; es gibt aber auch extra Stanzen dafür
– Ich habe erst überall Gehrungen geschnitten, ABER man kann die Leiste ebensogut um die Ecken biegen (vielleicht dabei noch etwas warm machen? Hab ich gar nicht probiert)
– und: es sieht 1a aus, als ob man richtig was drauf hat. Ideal für Fußleistenblender 🙂

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Um die Treppe: Ecken kann man einfach biegen

Jetzt sind noch viele, viele Stromkabel zu verlegen und noch viel umzuräumen, so dass es erstmal nicht langweilig wird. Nächste Woche geht’s hier wie gewohnt weiter und dann werden die Gewinner gekürt. Also, schnell noch mitmachen! Holleriho!