WKD

Diese Woche habe ich ein mögliches Heilmittel gegen Werkzeugkaufdrang gefunden. Werkzeugkaufdrang, oder kurz WKD, bezeichnet die Begierde nach einem Werkzeug, die erst gestillt ist, wenn man es sein eigen nennt. So berichtete ich ja letzte Woche von einem kurzzeitigem Schleifgiraffen-WKD. Das Objekt der Beigierde wäre der Festool Planex LHS-255, kostet wie gesagt knapp vierstellig, ich hätte also mein ganzes auf den letzten Baustellen verdientes Geld da reingesteckt (das ist ja meine eigentliche Motivation, dieses Baunebengewerbe zu betreiben: mir vom Erlös cooles Werkzeug zu kaufen! Nicht unbedingt wirtschaftlich, aber macht Spaß!) und meine Frau hätte vermutlich prompt die Scheidung eingereicht (wobei sie den wahren Preis eines Werkzeugs noch nie erfahren hat). Ich habe nun folgendes gemacht: Mir bei BÖLLZ eine Schleifgiraffe/Langhalsschleifer ausgeliehen und damit auf zwei Baustellen die Decken geschliffen; festgestellt, dass das Ding zu schwer ist, unhandlich, mir nach drei Sekunden der Nacken wehtut und ich das bißchen, was ich schleifen muss, auch mit dem Handschleifer mit 100er Gitterblatt akkurat wegkriege. Und zack, waren die WKD-Symptome zu, sagen wir, 90% beseitigt. Ein bißchen ist geblieben, denn der geliehene Apparat war natürlich kein LHS-255, der sich selbst an der Decke festsaugt, dadurch überhaupt nicht schwer ist, praktisch nur geführt werden muss und sicherlich die Wonne pur ist (Außerdem spielt er sicher beim Schleifen Entspannungsmusik und riecht nach Mandelöl). Trotzdem erstmal zu den Akten gelegt, bis zum nächsten Lottogewinn.

Ja, tatsächlich habe ich diese Woche wieder ein paar Trockenbaudecken eingeschoben, aber da ich das ja schon so oft hier beschrieben habe, widmen wir uns mal einer kleinen Nebenbaustelle, denn es gab dort auch einen (bereits ausgemauerten) Doppel-T-Stahlträger, den ich „mit verkleiden“ sollte, ich habe mich dann aber zum Verputzen entschieden, damit der Trägerbereich nicht dicker als die Wand wird, außerdem bin ich ja generell eher Freund vom ‚vernünftig neu aufbauen‘ als ‚Schäbiges verkleiden‘.

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Stahlträger

Wie man sieht, ist der Träger nun bereits ausgemauert. Wenn man einen ganz nackten Träger hat, benötigt man zunächst eine Haftbrücke zwischen Stahl und Zement. Es gibt da verschiedene Herangehensweisen, ich habe hier ja mal von der Methode Porenbeton und Fliesenkleber berichtet, das klingt zunächst mal etwas pfuschig, ist aber scheinbar ein probates Mittel und der besagte Träger erfreut sich immer noch seinem rissfreien Glanze.

Eine andere Möglichkeit ist eine spezielle Grundierung, z.B. Ceresit CT-19 als Haftvermittler und dann schön mit halben Steinen ausmauern. Aber das hat mich ja alles nicht gekümmert, das hat ja schon früher mal jemand gemacht. Ich habe also zunächst den Träger vom Rost befreit (es gab wohl vor Jahren dort mal einen Wasserschaden), also abgeschliffen, und dann mit einer Rostgrundierung gestrichen:

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Rostschutz-Grundierung

Übrigens ist die Reihenfolge, die man auf den Bildern sieht, nicht wirklich der Königsweg. Natürlich würde man normalerweise erst den Träger verputzen und dann die Trockenbaudecke einziehen. Aber manchmal bestimmen halt die Umstände die Reihenfolge und so geht der Putz diesmal halt nur bis zu den Profilen. Aber richtig nachteilhaft ist das auch nicht (es sei denn, man entfernt irgendwann mal die GK-Decken, aber das wird wohl so schnell nicht passieren). Wichtig ist ein Kellenschnitt/Bauteiltrennung zwischen Trägerputz und angrenzender Decke und natürlich sowieso die Trennung zwischen GK-Decke und Wandanschluss, wie hier schonmal beschrieben mit Trennfix-Band. Aber das nur am Rande.

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Streckmetall

Um den Träger herum wird nun ein Putzträger angebracht, hier sogenanntes Streckmetall. Wenn ich noch keine Profile angebracht hätte, wäre eine Befestigung evtl. in der Holzbalkendecke möglich gewesen, nun musste ich auf gehärtete Stahlnägel zurückgreifen und das Streckmetall direkt in die Ausmauerung des Trägers nageln. Wichtig ist, das Gitter wirklich stramm um den Träger zu ziehen. Wenn es durchhängt, guckt es nachher aus dem Putz raus.

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Eckschienen

Ist das Streckmetall beidseitig gut befestigt, habe ich Putz-Eckschienen gesetzt. Diese werden normalerweise nicht genagelt sondern an Fensterlaibungen, Türöffnungen usw. in ein paar Putzbatzen gesetzt und dann hübsch eingeputzt, in diesem Fall habe ich sie allerdings ausgelotet und auf das Streckmetall genagelt; so hatte ich einen schönen Kantenabschluss und gleichzeitig zwei Lehren, zwischen denen sich akkurat verputzen ließ.

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die ganze Pracht

Das knifflige am Stahlträger ist nicht nur, dass Putz schlecht darauf haftet, sondern dass er auch ‚arbeitet‘, sich also im Sommer mitunter etwas ausdehnt. Um hier keine Rissprobleme zu bekommen, habe ich einen faserarmierten Putz (hier: Sopro RAM 3) benutzt:

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Fertig!

Will man darauf tapezieren oder streichen, empfiehlt sich noch eine Nachspachtelung mit einem Gipsputz oder Gipsspachtel. Achja, woher ich die ganzen Produktempfehlungen habe? Richtig, vom Baustoffhändler. Zur Probe habe ich die gleiche Problemstellung auch in ausgewählten Baumärkten vorgetragen. Die Top5-Antworten waren:

5. Da würd ich kleben statt bohren
4. Herr Schmidt müsste das wissen, der ist aber heute nicht da
3. Acryl2. Silikon
1. Bauschaum

War nur Spaß. Im Baumarkt gibt es ja keine Antworten.

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Kabelei

Das noch: In fast alle Decken, die ich so mache, werden ja heutzutage LED-Spots eingelassen und dementsprechend verlege ich vorher die Leitungen. Und je-des-ver-dammte-mal muss ich in den Löchern nach den Kabeln angeln! Ja, wo ist es denn? Muss hier doch irgendwo sein? Mittlerweile nehme ich schon das iPhone als Sonde: Videokamera an und ins Loch halten, dann rundherum drehen wie ein Periskop und damit die Leitung suchen. Und nun dachte ich, ich hätte die Lösung und habe die Kabel schön fixiert, so wie im Bild oben, dann aber gemerkt (als die Decke zu war), ich muss das eine Loch doch nochmal nachmessen und etwas weiter rechts bohren, und nun war das Kabel nicht nur wie gewohnt weg, sondern auch durch die Festkleberei fast unerreichbar. Was bei unerreichbaren Kabeln passiert habe ich ja schon hier beschrieben; zum Glück habe ich es dann wieder gefunden und ich musste nicht die ganze Decke wieder auffräsen oder sprengen.

Also, vielleicht hat ja jemand mal den ultimativen Tip gegen Kabelangeln. Immer her damit. Ja, und ich weiß, dass es nicht Kabel, sonder Leitung heißt, aber ich sage auch Glühbirne, einfach, weil das Wort so schön ist, und ich bin hier schließlich als Wortakrobat tätig, so!

Was kommt demnächst? Bevor es an die nächste Multifunktionsbaustelle geht, habe ich hier ja auch immer noch meine Dachfenster, die ja immer noch den Schlitz vom Dachdecken haben, den würde ich gerne vorm Winter noch etwas ausschäumen (ja, da darf man dann tatsächlich auch mal Schaum benutzen) und verleisten. Im Dachfenster-Rollo-Shop gibt’s auch gerade kräftige Rabatte, da könnte man das Ganze auch endlich mal mit Rolladen ausstatten. Nicht, dass ich das schon seit zwei Jahren plane – man kommt ja zu nichts. Nächste Woche ist nochmal Pause vor der nächsten Baustelle, aber im Blog schauen wir Mario und Felicitas beim Laternebasteln im Kindergarten zu. Mario packt schon diverse Maschinen zusammen und Felicitas backt lecker Thunfischmuffins. Rabimmelrabammelrabumm, wird das ein Spaß!

 

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