Die Sache mit dem Fundament

Wenn jemand anruft, der sagt, seine Wand ist kaputt, dann suche ich erstmal eine Telefonzelle. (Oh, das wird schwierig…) Ich ziehe mich blitzartig um, werfe mein Cape über und schon bin ich…der Wand-Retter!

Elegant wie Superman in seinen besten Jahren inspizierte ich diese Wand:

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Treppenförmige Risse in der Wand

Risse, überall Risse. In der Wand, in der Wand des Nebenraums, auf der anderen Seite, in einem weiteren Raum. Was war hier los?

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Risse im Nebenraum

Bei sowas sind Schnellschüsse und voreilige Vemutungen meistens falsch. Man muss erstmal über die Dinge nachdenken. Ich habe tatsächlich ein paar Tage nachgedacht, nochmal geschaut, ein bißchen geforscht, wieder nachgedacht, mir einen Plan zurechtgelegt und bin dann ans Werk gegangen. Alles im Wandretter-Cape, natürlich.

Die hier zu sehende Mauer ist ein Bauwerk mit einem Alter von wenigstens 100 Jahren, das in letzter Zeit merkliche Risse bekommen hat. Es ist keine tragende Wand, weil die Betondecke auf einem Träger aufliegt, der die Wand überspannt. Trotzdem sollte man solch massiver Rissbildung auf den Grund gehen. Die Ursache ist, dass jahrelanges Überlaufen und Wegsickern von Wasser aus einer Regentonne das Fundament an dieser Stelle unterspült hat und ein Teil der Wand daher rund drei Zentimeter abgesackt ist.

Wobei, Fundament ist übertrieben, die Wand wurde etwa 60 Zentimeter ins Erdreich gemauert und gründert auf einem Streifen aus Schutt und kleinen Betonanteilen. Ich denke, dass die Regentonne einem modernen Fundament nicht so viel ausgemacht hätte.

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Erstmal graben!

Mein Plan war, nicht nur die Risse auszubessern, sondern das Fundament zu stabilisieren. Dazu muss man unter das bestehende Fundament kommen; wenn man dieses aber komplett untergräbt, sackt die Mauer ja erst recht ab. Klassich wird dann von beiden Seiten neben der Wand bis zur Sohle und halb unter das Fundament gegraben und dann dort Verstärkungsmaßnahmen eingeleitet.

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Sohle unter dem Fundament erreichen

Da auf der einen Seite aber ein gefliestes Ladengeschäft ist und die Wand ja nicht tragend ist, entschied ich mich für eine einseitige Variante. Und bis jetzt hat es gehalten! (ok, ist erst ein paar Wochen her…)

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Graben

Ich grub also neben der Wand einen etwa 30 cm breiten Graben, der so tief wie die Wand war, und grub auch etwas unter das Fundament. Nun habe ich in jedem Ziegelstein einen Anker eingebracht. Die gibt es in professionell (hier zum Beispiel), ich habe alleredings die Variante do-it-yourself gewählt, bedeutet: Einen Baustahl von 10mm Stärke genommen, ihn in 30 cm lange Stücke geschnitten und nun jeden Ziegelstein mit einem 12mm-Bohrer mit einem Loch versehen. In das gesäuberte Loch kommt Montagekleber von der guten Sorte, und der Anker wird eingesetzt.

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Anker und Bewehrung

Unter die Anker habe ich noch eine Stahlbewehrung angebracht und diese mit Draht mit den Ankern verbunden.

Ob man das so macht? Keine Ahnung! Aber ich finde es sehr stimmig, außerdem ist die Wand (erwähnte ich das schon?) nicht tragend und ich werde es schon die nächsten Monate bis Jahre beobachten und dann hier Bericht erstatten.

Das Ganze wurde dann mit Beton aufgefüllt:

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Beton!

Wichtig dabei ist, dass der Beton gut verdichtet wird, also kräftig drin rumstochern, damit er überall hinkommt und schön dicht ist. Das muss jetzt erstmal ein wenig trocknen und beim nächten Mal geht es dann darum, wie die Risse verschlossen werden und eine Wandseite neu verputzt wird.

Bis dahin bleibe ich einfach in dieser Telefonzelle.

 

Männerträume

Während mich der Winter mit seinem nasskalten Wetter und nun auch noch einer Erklätung allmählich nervt, feiert mein Gaumen schon Frühling, denn an dem Haribo-Oster-Mix (500g) konnte ich einfach nicht vorbeigehen und ich bin bereits am Boden der Dose angekomen… Apropos Frühling: Da hab ich doch glatt Frühlingsgefühle, ich habe mich mal wieder verliebt: Stabila LAX 400 heißt das attraktive Gerät, ein neuer Multifuntionslaser, und was der alles kann…Holla die Waldfee, Baby!

Erstmal ein Rotationslaser für Meterrisse oder Deckenabhängungen und natürlich auch für den Bühnenbau… da wäre es noch interessant, ob man den fixieren und kippen kann (Dachschrägen), das weiß ich leider nicht ABER VIELLEICHT SCHICKT MIR STABILA JA EIN TESTGERÄT DANN KÖNNTE ICH JA HIER DAVON BERICHTEN
(total erfolgreicher Heimwerkerblog  Handwerkerblog Werkzeugblog Werkzeugtest Testgeräte kommen immer super weg Traumhafte Zugriffszahlen)
Dann gibt es einen Lotpunkt unter dem Gerät und ein Lot-Kreuz über dem Gerät; zwei Vertikallinien, die einen 90°-Winkel bilden, dazu noch verstellbar ohne den Lotpunkt zu verlieren-das ist das eigentlich Neue, und es erlaubt Trennwände im 90°-Winkel aufzustellen ohne Pythagoras zu googeln 😉

Des Weiteren möchte ich nochmal den Blick auf die Seitenleiste lenken, dort findet sich Michas Holzblog, auf den ich neulich stieß, als ich nach Bauanleitungen für Fensterläden suchte. Wenn wir mal die Fassade machen, würde ich gerne Fensterläden anbringen (deren Position ich dann vom Nachbarort mit dem Lax 400 bretthell auf das Gemäuer projiziere, die ganze Nacht!) und Michael Hild hat dafür letztes Jahr eine Anleitung geschrieben, bei der mir die Ohren wackeln. Um eine solche Qualität zu erreichen, muss ich allerdings wohl fünf Jahre Holzbau studieren und den Wert meines Hauses in Festool-Werkzeuge umsetzen, aber vielleicht kann man ja zumindest mit dieser Anleitung als Basis, sagen wir mal, ein befriedigendes Niveau erzielen („Hömma, wenn die Dinger da oben hängen sieht dat sowieso kein Mensch mehr! Und warte ab wenn erstmal Farbe drauf is!“) Auf jeden Fall meine Hochachtung vor dem Holzkünstler! Ich mache ja eigentlich nicht so viel mit Holz, und mit Metall noch weniger, bei mir ist irgendwie immer nur Staub und Dreck und alles was schmiert und matscht.

Achja, und da gehts nun auch weiter:

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Risse ausbessern

Beim letzten Mal habe ich ja den Aufbau des Hilfs-Fundaments beschrieben, jetzt, da die Wand hoffentlich gefestigt ist, müssen die Risse ausgebessert werden. Die Vorgehensweise ist auch bei Fassadenrissen ähnlich.
Es sind Risse „breit“ und „schmal“ zu unterscheiden. Die schmalen Risse habe ich mit Beko Strukturdicht gefüllt. Das ist ein Acryl mit Marmorgranulat, hat dadurch eine körnige Konsistenz, ist dehnfähig und schwundarm (also alles Eigenschaften, die das Billig-Acryl aus dem Baumarkt nicht hat). Von anderer Stelle wurde mir auch mal Henkel Sista F134 empfohlen. Geht wahrscheinlich genauso gut.

Die größeren Risse habe ich mit Mörtel gefüllt. Das setzt immer voraus, dass der Riss einigermaßen sauber ist; als Haftbrücke wird der Riss mit Wasser und Quast reichlich vorgenässt. Der Mörtel wird dann auf die Traufel gegeben und mit einer Fugenkelle tief in den Riss hineingeschoben.

Nun ging’s ans Verputzen. Ich habe mich diesmal dafür entschieden, Armierungsgewebe einzuarbeiten, damit der Putz mehr Stabilität und keine Risse bekommt.

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Unterputz auftragen

Zunächst wird der Unterputz mit der Traufel aufgezogen. Ist genau das gleiche Zeug wie der Oberputz; der Unterputz ist einfach die erste Schicht, nur auf Kellendicke abgezogen, die das Bett für das Armierungsgewebe bildet. Auch beim Verputzen muss loser Flädderkram von der Wand abgemacht und diese dann gut genässt werden.

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Armierungsgewebe

In den noch feuchten Unterputz wird nun das Armierungsgewebe mit der Traufel schön eingebettet. So wird jetzt Bahn für Bahn vorgegangen, wobei die Bahnen sich immer etwa 20cm überlappen müssen.

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Armierung einbetten

Wenn der Unterputz trocken ist, kommt der Oberputz dran. Ich habe nun endlich mal meinen Abziehschlitten ausprobiert, den ich hier schonmal vorgestellt habe. Im Abstand von 1-1,5 Meter habe ich also Mörtelbänder erstellt und diese auf 2cm Putzstärke abgezogen.

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Latte (oder Wasserwaage) anstellen, festkeilen, mit dem Schlitten abziehen und zack:

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fertig sind die Mörtelbänder!

Der Unterptz sollte nun etwas trocknen, und dann wird zwischen den Bändern der Oberputz aufgetragen. Wenn die Schichtdicke mehr als 10mm beträgt, muss man in mehreren Gängen arbeiten. Mehr als 20mm macht der Putz nicht mit, dann gibt es feine Risse. Zumindest bei diesem Putz (Hagalith Haftputz) war das so.

Mit einem Richtscheit (kann auch ein Brett sein) wird nun der Putz auf die Stärke der Mörtelbänder abgezogen. Überschüssiges Material fällt automatisch runter, und Dellen muss man dann halt etwas auffüttern. Das Prozedere wird so oft durchgeführt, bis das Ganze schön eben ist.

Nun muss die oberste Lage etwa drei bis vier Stunden antrocknen, wird dann gefilzt (mit einem Filzbrett, das ist kein Schwammbrett, und Wasser abgerieben) und dann mit einem Reibebrett nachgeglättet.

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Fertig!

Der Abziehschlitten macht natürlich nur bei einer gewissen Putzstärke (1-2 cm) Sinn. Wenn eine glatte Wand nur nachgespachtelt werden soll, kann man einfach auf Kellenstärke abziehen und dann glatt reiben. So wäre auch der Gedenke bei meiner Fassade: Ein dünner Unterputz mit Armierungsgewebe, und obendrauf ein Reibeputz. Aber der Gedanke muss noch ein wenig reifen und ich würde dann vielleicht erstmal an einer unauffälligen Schuppenwand probieren gehen.

Oder ich mache es so: Überall, wo dann mal mal eine Delle oder Macke im Putz ist, wird einfach ein Fensterladen drübergenagelt!

Wobei, wenn erstmal Farbe drauf ist…