Rebellion!

Vielen Dank, liebste Leser, für die große Resonanz auf den Müllbeitrag von letzter Woche! Kaum schreibe ich mal nicht über Staub und Dreck, werden alle wieder wach! Viele Leute teilten mir in reichlichen Zuschriften ihre persönlichen Mülltonnengrößen mit, hier im Blog wird noch eifrig über Katzenstreu diskutiert (Danke für den Hinweis, Tommy, wir haben es probiert aber es stinkt leider alles doppelt so schlimm wie ohne Bio 😉  ) und man kann sagen, das Ganze erregt die Gemüter. Mein Fazit ist, dass unsere Tonnen tendenziell eher klein sind und ich nötigenfalls auf eine Nummer größer umsteigen könnte, ohne eklatante Gewissensbisse haben zu müssen.

In dieser Woche wollte ich eigentlich ein wenig in den Januar dümpeln und nochmal über Mülltrennung nachdenken, da erreichte mich der Notruf meiner Herrschaften Eltern, die ein Zimmer renovieren lassen und in dem sich nach dem Ablösen der Tapete einige beängstigende deutliche Risse in den Wänden gezeigt haben. Ich habe dort ja schonmal eine Wandsanierung gemacht, dieses mal sind die Risse allerdings erstens in einer anderen, weiter entfernten Wand und zweitens noch deutlich größer.

Ich habe mal in Schwiegervaters Maurerbuch von einer Methode gelesen, mit der Risse mit einer Mörtelschlämme gefüllt werden können. Diese Risse waren nämlich zu breit für die Anwendung von Strukturacryl bzw. ‚einfach Mörtel reinschmieren‘ vom letzten mal.

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hier gerissen…

Es ist alles ein bißchen ambivalent, denn es handelt sich schon um eine Außenwand, also irgendwo auch eine tragende Wand. Nun steht immerhin kein Geschoss obendrauf, letztendlich trägt die Wand also „nur“ die Fußpfette (heißt das so, liebe Zimmerleute?) des Dachstuhls. Bin ich also befugt, sowas zu richten? Natürlich nicht, eigentlich. Aber erstens ist es besser als gar nichts zu machen und zweitens gab es im gleichen Haus mal einen Fall von vor einigen Jahren, bei dem ein Maurerbetrieb eine rissige Wand abgetragen und neu aufgemauert hat. Ergebnis: Die gleichen Risse wie vorher, nur doppelt so groß. Soviel dazu. Außerdem habe ich hier ja einen freien, privaten und rebellischen Blog, von daher,liebe Leser: Flickt doch Eure Risse wie ihr mögt! Das schlimmste, was passieren kann, ist, dass die ganze Hütte zusammenbricht. (War das jetzt beruhigend?)

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…und da oben…

Der Plan ist der folgende: Die Risse im Inneren werden mit der Mörtelschlämme-Methode gefüllt. Sobald der Boden draußen nicht mehr vereist und zugeschneit ist, wird neben der Mauer ausgeschachtet, bis unter die Fundamentsohle, und dort das Fundament ertüchtigt (vermutlich so ähnlich wie bei dem besagten Projekt vom letzten Jahr). Und dann heißt es: ‚wir beobachten das mal‘. Wenn wieder neue Risse entstehen, muss doch mal einer vom Fach gucken, aber die kochen ja auch nur mit Wasser.

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…setzt sich auch außen fort!

Achja, Ursachenforschung! Jede Wand in dem Haus hat eigentlich ein anderes Baujahr, von 1832 (tatsächlich!) über die 50er, 70er, letzte Wände aus den 80er Jahren. Es wurde viel selber gemacht, und das Fundament-Thema hatte jetzt, sagen wir mal, nicht Top-Priorität. Auch hier ist es scheinbar ein Streifenfundament (hier war es ja auch so: Sparfundament auf Bauschutt!), und an eben dieser rissigen Stelle war im letzten Jahr die Dachrinne kaputt, da gab es einige kräftige Regengüsse, so dass ich denke, dass das Fundament an der Stelle unterspült und abgesackt ist. Und entweder sackt es jetzt immer weiter oder es ist zur Ruhe gekommen, aber in jedem Fall muss draußen ausgeschachtet und großflächig Beton drumrumgegossen werden, je nachdem wie es aussieht auch wieder mit ein paar Ankern.

Meine Schwiergermutter hat mir nun Fotos aus dem besagten Maurerbuch per WhatsApp geschickt, so dass ich meine Erinnerung auffrischen und die Arbeiten fachgerecht durchführen konnte:

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Bild aus dem Buch!

Der Riss wird also verklebt und durch einen Trichter wird oberhalb Mörtel eingefüllt, der entsprechend dünn angerührt ist, so dass er durch den Trichter passt. Er sollte allerdings auch nicht zu dünn angerührt werden, weil er sonst beim Trocknen schwindet. Bei längeren Rissen (> 1m) wird zusätzlich abgestützt:

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Abstützung bei längeren Rissen

(Ob ich wohl Ärger wegen der Bildrechte kriege? Ich würde ja beim Verlag nachfragen, aber ich weiß gerade nicht mal wie das Buch nochmal heißt? Ach egal, rebellischer Blog, hatten wir ja festgestellt.)

Auf der Zeichnung sieht das immer akkurat aus, in real habe ich dann den Riss mit Gaffa Spezialklebeband abgeklebt und mit einzelnen Holzlatten abgestützt, das war ein wenig bastelig, weil der Riss ja nicht so schön gerade wie im Buch verläuft:

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Abstützung

Mit dem Klebeband muss man sich schon Mühe geben, sonst quillt die Pampe an allen Ecken und Enden raus (nicht, dass mir das passiert wäre!). Ein weiteres Problemchen ist natürlich der Trichter, denn im unteren Bereich ist alles gut, nur weiter oben ist dann irgendwann die Decke im Weg, und man kann den Trichter nicht mehr hochkippen. Eine alte Gebäckspritze aus dem Fundus meiner Mutter hat mir dann dabei geholfen.

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Oberer Bereich

Dann sollte man mal am Klebeband fühlen, und wenn das Ganze so halb trocken ist, vorsichtig das Tape entfernen. So kann man die Oberfläche noch etwas nacharbeiten und glätten. Übrigens trocknet der Mörtel, obwohl er so feucht gemischt ist, nicht viele länger als sonst und wer es eilig hat, kann am nächsten Tag tapezieren (vorher grundieren!).

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Klebeband entfernt: Sieht doch ganz gut aus!

Möglicherweise sind nach dem Entfernen des Klebebandes noch einige Lücken vorhanden, die werden dann konventionell mit Mörtel verfüllt (Mörtel auf die Traufel und mit einer schmalen Fugenkelle in den Riss gedrückt).

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Besser als vorher!

Ohne eine weitere Fundamentsanierung wäre das natürlich eher dem Pfusch zuzuordnen, und es besteht auch die Gefahr der neuen Rissbildung, wenn wir mit dem Fundament zu lange warten. Jetzt, im Winter, ist es natürlich etwas ungünstig. da was aufzuhacken. Aber: Beobachten wir das mal.

Es gibt übrigens auch, habe ich gelesen, Riss-Sanierung mit Harzen, für Bodenflächen (Estriche) ist das ja schon lange Thema, aber auch für Wände gibt’s da mittlerweile Systeme. Vorteil ist die höhere Zugfestigkeit, denn Beton ohne Bewehrung ist zwar gut bei Druck, aber Zug mag der eigentlich nicht so.

Also, unverhofft kommt oft, Zack, mal eben die Wand saniert, also zumindet der erste Teil.

Was war noch? Nächste Woche kommt noch eine spontane Gipskartondecke, da probiere ich mal die Klickfix-Direktbefestiger aus. Und ach, dann ist ja auch bald der Termin mit dem Dachdecker! Irgendwer aus der Leserschaft hatte sich doch damals angeboten zum Dachziegel hochwerfen? Muss ich wohl mal im Archiv wühlen, wer das denn nochmal war 🙂

Also, bleibt gesund, beobachtet Eure Risse, und seid rebellisch! Ich bin’s auch!

 

 

Also, zumindest so’n bißchen.