Heimwerkers Advent

Advent, Advent, die schönste Zeit.
Der Heimwerker macht sich bereit,
was der Gemahlin ward versprochen,
zu basteln, sägen, stemmen, lochen.

Ein Fensterbogen beispielsweise,
ein Vogelhäuschen für die Meise,
die Krippe mal zu renovieren,
die Außentanne zu verzieren,
vielerlei Projekte warten
auf des Heimes Werkers Taten.

Los geht es beim Fensterbogen,
aus feinem Holz, dezent gebogen,
die Laubsäge ist leider weg,
die Stichsäge ist leicht defekt,
auch Sperrholz ist nun nicht mehr da-
es lag hier doch noch letztes Jahr?

Da hinten, eine Rigipsplatte!
Hammer, Meißel, alte Latte,
da wurde aus dem Gipskarton
Maria rausgeschnitzt, samt Sohn.

Mit der Säge rundgeraspelt,
mit Latte einen Fuß gebastelt,
per Meißel noch ein Sternchen rein,
der Bogen sollte fertig sein.

Der Heimwerker setzt sich zur Ruh,
legt sich hin, zieht aus die Schuh‘,
kaum will er seine Hände falten,
kommt die Gemahlin, ungehalten.

Mein lieber Mann, auf der Agenda,
steht’s Vogelhäuschen – seit November!
Und nicht nur das, es ist was Wahres:
Seit November letzten Jahres!

Das Material ist Mangelware,
drum sagt er: Pass mal auf, ich fahre
eben mal zum Baumarkt hin,
denn danach steht mir eh der Sinn.

Im Baumarkt kauft der Göttergatte
die letzte krumme Kiefernlatte.
Ein bißchen Leim, und Silikon
Ein bißchen schief? Was macht das schon.

Fast hätte Bauschaum er vergessen,
und für den Vogel was zu Essen!
Ein Dach muss sicher auch noch drauf,
da nimmt er Gipsplatte von Knauf.

Zu Hause fehlt ihm Werkzeug, klar,
und auch die Schrauben sind recht rar,
doch wo nichts ist und soll was sein,
schmiert er halt Silikon hinein.

Das Vogelhaus, es steht bereit;
mit Sperrmüll hat es Ähnlichkeit.
Der Vogel nach Besinnung ringt,
weil es doch sehr nach Bauschaum stinkt.

Die Krippe wird nun noch gemacht,
die Lichterkette angebracht,
aus Resten einen Kerzenhalter,
ein Sprücheband mit Psalm und Psalter,

Das Gästezimmer renovieren,
denn Tantchen kommt bald zum dinieren,
hier noch die Decke abgehängt,
dort Isolierung reingezwängt,
wie immer alles kurz vor knappe!
Die Qualität ist eher von Pappe.

Advent, Advent, du schöne Zeit,
Heimwerker, der ist es leid.
Am Kranz brennt Lichtlein Nummer vier,
und alles ist erledigt hier!

Das Haus erstrahlt im neuen Glanz,
Der Heimwerker, jaja, der kann’s!
Doch hört man plötzlich hier ein Rumpeln,
dort ein Knacken, sitzt im Dunkeln!

All der Pfusch, er bricht zusammen,
die Lichterkette steht in Flammen,
das Vogelhaus bricht auseinander,
kippt langsam in den Oleander.

Der Heimwerker versteckt sich schnell,
die Gemahlin zetert grell.
All die Arbeit, ohne Sinn!
Die gute Stimmung ist dahin.

Drum merke Dir, mein lieber Werker,
notiere es auf Deinem Merker:
Gutes Werkzeug, das ist wichtig,
Material, am Besten richtig,
und man braucht ’ne Handvoll Zeit,
ein klein wenig Gemütlichkeit,
damit dann auch Dein Werke nicht
Dir unter’m Arsch zusammenbricht.

4 Gedanken zu „Heimwerkers Advent

  1. Eine lyrische Meisterleistung! Hut ab mein lieber Manuel.
    Jetzt haben meine Kinder noch zwei Wochen Zeit dein Gedicht zu lernen, damit sie vor dem Weihnachtsmann textsicher auftreten können.
    Herzliche Grüße
    Frank

  2. Pingback: Festhalten | Dann wollen wir mal!

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