Die Tür

Empfehlungen sind eine gute Sache, wenn es um Fachfirmen geht. Bei unserem großen Hausumbau direkt nach dem Kauf 2011 habe ich es geschafft, nur Firmen zu beauftragen, die ich kannte bzw. die mir empfohlen wurden (also für die zwei, drei Kleinigkeiten die ich nicht selber machen konnte 🙂 ). Es gab nur eine Ausnahme: Die Firma D. aus U., und daraus resultierend die Geschichte mit der Tür.

Die Firma D. fiel mir auf einer Immobilien-Messe auf. Wenn eine Firma auf solchen Messen ausstellt, finde ich das immer zweischneidig-sicherlich gibt es auch gute Firmen, die sich dort präsentieren, um einfach präsent zu sein. Bei unbekannteren Firmen wie Dach-King, Isolier-Champion oder wie auch immer bin ich mittlerweile sehr skeptisch. Jedenfalls hatte D. einen Stand und drückte mir ein Prospekt mit Metall-Haustüren in die Hand. Da nahm das Elend seinen Lauf.

Die Firma hat eine hübsche, große Ausstellungshalle hier in der Nähe und man kann sich dort allerlei Türen und Tore mit netter Beratung und zu akzeptablen Preisen anschauen. Da die alte Haustür ausgetauscht werden sollte bestellten wir Anfang Oktober 2011 eine neue ThermoPro-Haustür des Herstellers Hörmann mit einem passenden Oberlicht, da die alte Türöffnung höher war als die normale Türhöhe (Lieblingssatz von Firmen die zum Aufmaß kommen: „Oh, das ist aber kein Standardmaß!“-ich glaube mittlerweile, es gibt gar kein Standardmaß, allein schon um diesen Satz immer anbringen zu können).

Die Lieferzeit sollte 6 Wochen betragen, also etwa Mitte November. Alles im Plan, alles gut. Aber der November ging ins Land und der Dezember brach an (Einzugstermin: Mitte Dezember!). Alle groben Arbeiten (Staub&Dreck) waren mittlerweile erledigt, Tapeten dran, Wände gestrichen, Böden fertig. Nach diversen Anrufen kam dann tatsächlich in der zweiten Dezemberwoche(!) die Tür.

Vorgefahren kam ein alter und pottendreckiger Transporter mit Anhänger, auf dem neben allerlei Unrat auch die neue Tür herumwippte. Zwei Monteure waren auch dabei, einer schräg grinsend, ein anderer stumm und rauchend.

Zuerst wurde die alte Tür „demontiert“. Zur Erinnerung: Der Hausflur war komplett fertig, und auch schon bis in die Nähe der alten Tür herantapeziert. Die Demontage war eher ein gewaltsamer Abriss. Das Loch in der Mauer war etwa 1,5mal so groß wie die Türöffnung, und die Tapeten großräumig abgerissen. Flur, Vorgarten und Garageneinfahrt waren bereits voll von Dreck, Verpackungsmaterial und Türresten, als die neue Tür dann hereingetragen wurde. Die neue Zarge wurde eingesetzt und üppig eingeschäumt.

Das Türblatt wurde schräg mitten in den Flur und halb auf die Treppe gelegt. Eine Bedienungsanleitung wurde ausgebreitet und die ‚Monteure‘ knieten ohne Übertreibung etwa drei Stunden fluchend und Bedienungsanleitung-lesend um das Türblatt herum. Scheinbar stellten sie irgend etwas am Schloss ein.

Gegen 19 Uhr, nach etwa acht Stunden, war die Tür dann drin und der Grinsende sagte: „So, feddich. War wohl ein Metallspann im Schloß, hat etwas länger gedauert“. Um die Tür herum verblieb ein ausgeschäumtes Loch von etwa zwei handbreit, und auch außen wurde keine Fuge gesetzt. (Zum Vergleich: Unsere Hintertür wurd von einer anderen Firma in drei Stunden eingebaut, und innen und außen perfekt verfugt eingebaut). Im Vorgarten fand ich noch Tage später Unterlegplättchen und Styroporflocken.

Ich musste nun doch einige male bei der Firma anrufen:

Beschwerde 1: Die Hauswand ist ein einziger Krater. Tapete hängt in Fetzen drumherum und Risse bis zur nächsten Geschossdecke. Außen keine Fuge.

Ausrede 1: Man macht ja eigentlich nie eine Fuge, damit die Feuchtigkeit wieder raus kann. An der anderen Tür wurde verfugt? Dann ist das nicht fachgerecht! Und „Beiputzarbeiten“ sind ja nicht im Angebot enthalten.

Nachbesserung 1: Nach einigem hin und her kam der grinsende und machte immerhin eine Anschlussfuge außen. Auf den Putz- und Tapezierarbeiten drin blieb ich sitzen, wäre ja auch alles halb so schlimm wenn die Tür nicht so spät gekommen wäre.

Beschwerde 2: Ich bin ja nicht pingelig, aber hier zieht’s doch? Je nachdem wo man gefühlt hat am Bauschaumparadies zwischen Tür und Wand, spürte man eindeutig einen kalten Luftzug. Das war nicht so Thermo Pro.

Ausrede 2: Wenn da erst drübergeputzt und tapeziert ist, wird das schon gehen. (Erinnert mich an: Warte ab wenn erstmal Farbe drauf ist)

Nachbesserung 2: Tatsächlich war das Dichtungsband nicht richtig eingelegt worden. Der grinsende kam, prökelte den kompletten Montageschaum und die Fuge wieder raus und legte das Dichtungsband neu ein.

Beschwerde 3: Die ist doch schief! Wenn man von der Seite auf die Zarge geschaut hat, war diese wirklich auffallend schief. Das Türblatt schwang automatisch auf und auch optisch war das Ganze absolut nicht vertretbar.

Ausrede 3: Könnte ja gar nicht sein.

Nachbesserung 3: Der grinsende kam, schaute, und sagte folgenden Satz, den ich sicher nie mehr vergessen werde: „Tatsächlich. Habe ich da etwa die rote Wasserwaage genommen?“

Tags drauf kamen der grinsende und der stummrauchende, bauten die komplette Tür wieder aus und setzten sie (tatsächlich gerade!) wieder ein. Diesmal brauchten sie immerhin nur rund drei Stunden.

Nun hatte ich es etwas eilig mit den Anschlussarbeiten. Noch am selben Abend habe ich die Putzarbeiten gemacht, am Tag danach tapeziert und dann gestrichen. Putzreste auf der Tür habe ich mit einem Schwamm entfernt. Ergebnis: Die ganze Türinnefläche ist nun mit ganz feinen Kratzern und Riefen übersät. So viel zu der robusten Metalltür.

Beschwerde 4: (nach etwa einer Woche) Geht nicht mehr richtig zu und nicht mehr richtig auf. Hakt und schleift und klemmt und knackt.

Ausrede 4: Naja das muss sich erstmal etwas setzen, wird schon wieder…

Nachbesserung 4: Der Grinsende kam und freute sich: „Na kein Wunder, die sitzt ja auch zu tief!“ (wer hatte die noch gleich montiert?). Es wurde dann etwas rumgeschraubt und schließlich ging’s.

Nun ist die Tür seit fast zwei Jahren eingebaut und ich kann mich regelmäßig -immer noch- darüber ärgern, zum Beispiel, wenn ich die feinen Kratzer sehe, oder wenn der Schließvorgang witterungsbedingt mal besser und mal schlechter geht, oder auch einfach nur beim Auf- und zuschließen von außen, denn der Griff ist so dämlich ungünstig angebracht, dass man den Schlüssel zwischen Griff und Wand umständlich ins Schloss fummeln muss.

Aber man gewöhnt sich an alles! Und rausreißen werd ich die Tür so schnell nicht mehr. Ich und die Tür, nun, wir haben uns versöhnt.

Übrigens: Die Firma D. aus U. hat neulich bei einem Freund das Balkongeländer gemacht. Wartezeit: 10 Monate.

Haustür