Eine kurze Einschätzung zum Thema: Baumärkte

Im heimatlichen Minden (rund 80.000 Einwohner) bzw. Porta Westfalica (37.000 Einwohner) gibt es, grob durchgezählt, immerhin fünf Baumärkte. Einer wird zwar jetzt geschlossen, aber zwei(!) neue Riesen-Märkte sind geplant oder zumindest angedacht. Diesen Boom nehme ich zum Anlass, ein paar Gedanken zum Thema Baumärkte niederzulegen:

Früher war ich ein wahrer Baumarkt-Fan. Schon als Teenager bin ich zum Baumarkt geradelt und habe Kabel und Lampen und irgendwelche Sachen gekauft. Auch später war ich immer gern in Baumärkten unterwegs, auch bis heute bin ich dort regelmäßig zu finden. Aber je länger ich mich mit der Heimwerkerei beschäftige, desto mehr nerven mich Baumärkte und ich gehe lieber zum Fachhändler.

Teuer!

Bei den Baumärkten ist es so ähnlich wie bei den Elektronikmärkten: Es gibt gewisse Lock-Artikel, um Kunden in den Laden zu lotsen, aber vielfach ist das Zubehör unverschämt teuer. Beim roten Elektronikmarkt kostet ein Adapter acht Euro, der beispielsweise im Internet für ein Sechstel des Preises erhältlich ist. Ebenso der Baumarkt: Als Angebot gibt’s die Bohrmaschine der Hausmarke für 20 Euro, dafür kostet das Fallrohr für eine Regenrinne doppelt so viel wie im Baustoffhandel. Oder nehmen wir die Traufbleche von meinem Dachbodenausbau: Ich habe für rund 30 Bleche beim Hersteller etwa 180 Euro bezahlt. Im Baumarkt kostet ein(!) Blech 20 Euro. Also, aufgepasst! Schnäppchen darf man ruhig mal mitnehmen, bei vielen anderen Artikeln ist aber der Baustoff/Holzhändler oder das Internet günstiger.

Schrott!

Im Baustoffhandel wird man keinen Schrott kaufen können. Zumindest ist es sehr, sehr unwahrscheinlich. Baumarkt? Hier nur einige Beispiele, aus dem Ärmel geschüttelt ohne großartig zu überlegen:

kleben

Hält ohne Bohnren nur durch Saugnapf-Technik!

Nehmen wir dieses Badezimmer-Regal, das beworben wurde mit „Ganz einfach befestigen! Hält ohne Bohren!“ Das Ding ist regelmäßig alle paar Wochen abgefallen. Auch Slogans wie „Kleben statt Bohren“, „Neue Befestigungstechnik“, „Klick und hält“ kann man dementsprechend ins Reich der Träume und Baumarktlügen verbannen.

Weiter geht’s mit Solar-Gartenleuchten! Dass die Leute die immer noch kaufen! Jedes altersschwache Glühwürmchen ist heller!

Konstruktionsholz, ja sogar Dachlatten sind im Baumarkt in der Regel so krumm und verwunden, als hätte man sie direkt aus Korkenzieher-Hasel gesägt.

Oder nehmen wir diese Frechheit hier:

instset

Installations-Set

Installations-Set? Jedem, der dieses Set kauft, sollte per einstweiliger Verfügung der direkte Umgang mit Elektrizität bei Strafe untersagt werden. Besteht aus: Einpoligem Spannungsprüfer (in Fachkreisen auch „Lügenstift“ genannt), Isolierband (wird zu 92,5 Prozent zum Pfuschen benutzt) und Lüsterklemmen (werden zu 93,5 Prozent zum Pfuschen benutzt), und als Highlight eine „Anleitung“. Ich würde gern mal lesen, was da drin steht, aber dazu müsste ich ja das Set kaufen (will ja nicht bestraft werden).

Ich hatte für zwei Fenster vier verschiedene Baumarkt-Rollos mit fehlkonstruierter Klick-Befestigung, die mir bei jeder Betätigung auf dem Kopf gedonnert sind. Ich kann mich an Fliesen erinnern, die vom schräg anschauen durchbrachen. Es gibt Klick-Rohrsysteme (ohne verlöten und verpressen und wahrscheinlich auch ohne Bohren), bei deren Anblick ich schon im Geiste die Hausratversicherung gegen Wasserschäden erhöhte. Es gibt Kleber, der nicht klebt, Pinsel, die mehr haaren als malen und vor allem kleine Fernseher mit Produktpräsentationen, die mir kalte Schauer über den Rücken jagen.

Es ist nicht alles schlecht! Aber… vieles.

Beratung?

Beim örtlichen Baustoffhändler gibt es einen Herrn S. . Der ist zwar ein bisschen schräg und alle Ideen, mit denen man dort hin kommt werden erstmal schlecht geredet, aber ansonsten ist der Mann ein Genie! Egal ob Holz, Beton, Fliesen, Estrich, Abdichtung, Isolierung, er weiß über alles Bescheid. Er hat mir die komplette Abdichtung und den Bodenaufbau fürs Badezimmer konstruiert und zusammengestellt. Auch die Leute im Holzhandel oder Trockenbau-Handel sind meist sehr kompetent und geduldig.
Es gibt natürlich auch Ausnahmen in beiden Richtungen: So ist die Beratung beim Baumarkt M.B. (leider durch den schlimmsten aller Baumärkte, P., -in denen die selbe Person Info, Kasse, Holzzuschnitt und Gartencenter macht- mit in die Insolvenz gezogen) meistens ganz gut. Und ebenso gibt es jede Menge Baustoffhändler, bei denen die Mitarbeiter zwar kompetent sind, aber derartig brummelig hinter ihrem Tresen sitzen, dass mir diese geballte Unfreundlichkeit Tränen in die Augen treibt.

Nun ist die kurze Einschätzung doch etwas länger geworden…zusammengefasst: Ich gehe lieber zum Fachhändler weil:

-keine Preisfallen
-bessere Qualität
-bessere Beratung

Aber sicher werde ich nicht Baumarkt-abstinent werden. Man kann schon etwas besser „bummeln“, und auch um 20 Uhr noch einen Sack Zement bekommen. Und noch ein großer Pluspunkt: Beim Baustoffhändler gibt’s meistens keine Würstchenbude.

 

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