Sommerpause III: Mathematik fürt Heiwerker

 

Wie war das noch im Sommer vor zwei Jahren, als sich diese amüsante Begebenheit zutrug:

Mathematik für Heimwerker

Willkommen zurück, liebe Bastler, Kleber, MaulschlüsselMitRohrVerlängerer, BauschaumInDieRitzenSchmierer und Acrylfetischisten! Ja, die Sommerpause war arbeitsreich, aber am Ende auch erholsam, insgesamt also durchaus ergiebig, ich habe sogar ein paar Tage Urlaub gemacht und dieses mal nicht nicht die Ferienwohnung umgebaut. Wobei man im Strandurlaub, auch ohne eigene Tätigkeit (hatte ja auch gar kein Werkzeug dabei! Nur die Drehbank und die Flex, für den Notfall) Menschen beobachten kann, bei denen das Heimwerkerherz höher schlägt. Beispielsweise die Familie im Strandkorb neben uns, die täglich ritualisiert eine Strandmuschel aufbaute. Sowas ist ja auch immer was für Heimwerker! Echte Kerle eben! Schau, oh Weib, ich zeige wie es geht! Harrrr, ich habe Feuer gemacht!

Eigentlich wollte ich wieder was ganz anderes erzählen, aber nur mal kurz, um sich einen Überblick zu verschaffen:

Die Familie, dreiköpfig, er: hager, leichenblass, bekleidet mit einer Speedo-Badehose, so um die 40; sie: unauffällig, dann noch einen Knaben von etwa 12 dabei. Und: die Strandmuschel. Hmm – Strandmuschel, ähnlich einem Zelt, bestehend aus Stoff, in dessen Schlaufen zwei Zeltstangen überkreuz eingeführt werden müssen, der Stoff wird dadurch gespannt und man kann dann mit dem aufgebauten Objekt, naja, kann man in den Sand stellen und sich reinlegen oder einfach anschauen oder was man mit Strandmuscheln halt so macht (ans Ohr halten und das Meer hören? Möglich!)

Vater breitet zunächst den Stoff aus, der Rest der Familie steht in militärisch anmutender hab-acht-Stellung daneben. Er gibt, mit einer Stimme wie Fips Assmussen(!), nur eine Terz drüber, nordischer Schlag, Befehle. Mutti steckt die Zeltstangen zusammen, Sohnemann wird angepflaumt: „Kannst Du nicht vielleicht auch mal helfen?“. In diesem Moment kam dann auch jedes Mal eine Windböe, die den Zeltstoff umherwirbelte. Fips tat mir dann immer ein bißchen leid. Der Junior sieht sich zum Aktionismus genötigt und fasst irgendwo unbeholfen an. „Da nich! Lass mal die Ecke da liegen! Hier muss erst hoch!“ Mutti hat die Stangen fertig und fasst ebenfalls irgendwo am Stoff an.

Eine Strandmuschel ist realistischerweise nicht zu Dritt aufzubauen. Je mehr Leute gleichzeitig daran herumreißen, desto schwieriger wird es. Erste Gleichung der Strandmuschel.

Mutti schiebt eine Zeltstange durch die falsche Lasche, Vati befindet sich unter der Muschel und Sohnemann fasst eine Ecke an. „Auf Spannung! Hier muss die doch erst durch! Siehst Du das nich?!“ Junior hat schätzungsweise, trotz täglichem Aufbaus, keine Vorstellung davon, wie das Ding fertig aussehen könnte.

Vati wird mittlerweile hektischer und hat immerhin ein wenig Farbe bekommen (rotes Gesicht vor Wut), der Wind nimmt auch zu, Sohnemann hält konsequent immer die falsche Seite fest oder dann die richtige Seite in die falsche Richtung, nach einiger Zeit ist aber zumindest eine Stange reingefummelt. Fips Asmussen wird immer lauter: „Nee, du musst da anfangen! Mensch Kerl! Kerl Mensch! Jetz.. Neiiin! Da noch durch! Zurück!“

Ich liege im Strandkorb und philosophiere: Eine Zeltstange, bestehend aus Einzelteilen, wird sich beim Zurückziehen in ebensolche auflösen. Zweite Gleichung der Strandmuschel. Kam auch genau so.

Nach erfolgreichem Einführen der zweiten Stange müssen alle vier Stangenenden in dafür vorgesehene Löcher der Bodenplane eingeführt werden. Fips: „Das mach ich jetz! Geht mal weg!“

Wird die nicht vorgebogene Zeltstange, die in Loch A schon halb drin steckt, ins diagonal gegenüberliegende Loch B gesteckt, neigt sie dazu, aus Loch A wieder herauszuspringen. Dritte Gleichung der Strandmuschel. So ein Pech! Aber lustig.

20-30 Minuten nahm dieses Ritual jeden Tag ein. Stand das Ding dann endlich, lehnte sich Fips in Speedo an den Strandkorb, ließ den Blick übers weite Meer streifen und sprach, als wäre nichts gewesen, zum Nebenstrandkorb, der das Treiben ebenso beobachtete: „Schon praktisch die Dinger, wa?!“

Ein Gedanke zu „Sommerpause III: Mathematik fürt Heiwerker

  1. Da ich am Strand wohne und auch mehrere solcher Strandmuscheln im Keller habe, kann ich deine Belustigung nachvollziehen.

    Deine zweite Gleichung geht leider nur unter sehr unglücklichen Umständen bzw. höherer Gewalt auf, da die Stangen untereinander mit einem Gummiband verbunden sind und so ein unbeabsichtigtes Auseinanderfallen verhindern.

    Gleichung 3 funktioniert ebenfalls nicht so wie beschrieben. Auf der Kopfseite befindet sich meist eine Öse. Wenn der Stab in dieser „eingelocht“ ist und von der anderen Seite auf Spannung gebracht wird um die Kunststofföse auf der Unterseite zu erreichen, ist ein rausrutschen unmöglich.

    Deine erste Gleichung kann ich bestätigen, jedoch muss ich noch eine Anmerkung machen: so oft können die die Muschel gar nicht aufgebaut haben, da spätestens nach dem 5. Aufbau der dünne Stoff irgendwo reißt und das ganze Zelt für den Müll ist 😉

    Noch schöner ist es übrigens wenn die Leinen nicht richtig verankert sind und die Strandmuschel nebst Inhalt bei der kleinsten Böe über den halben Strand wandert. Zum Ärger der gerade badenden Eigentümer 😀

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