Rette sich, wer kann!

Ja, so weit das Auge reicht, wird allerorten Sommerpause gemacht. Auch bei dannwollenwirmal ist es sicher bald wieder so weit. Tatsächlich bin ich jetzt eigentlich schon nicht mehr handwerklich aktiv. Im Sommer ist Hochsaison im Hauptberuf, da bleibt wenig Zeit zum Bohren, Hämmern und Sägen, aber immerhin noch ein bisschen Zeit um mit wachen Augen durch die Welt zu gehen und einmal die Woche das Erlebte hier niederzuschreiben. Wer sich langweilt, weil zu wenig Staub und Dreck vorkommt, darf dann so lange weiterblättern.

Da war zum Beispiel die Sache mit der Datenrettung. Hat jetzt nicht viel mit der Heimwerkerei zu tun, aber vielleicht hat ja einer der Leser einen Rat für mich und kann mich aus diesem moralischen Dilemma befreien. Es begab sich, dass vor einigen Wochen die Festplatte meines Laptops die Grätsche machte. Und ja, es war natürlich sehr unvernünftig von mir, keine regelmäßigen Backups zu machen. Die letzte Sicherung des Laptops war ehrlicherweise vom Januar 2015, also fast zweieinhalb Jahre her. Es sind eigentlich nur zwei wichtige Sachen drauf: Meine Traktor-Musikbibliothek, die ich aber mittlerweile wieder einigermaßen gut wiederhergestellt habe, und der Quellcode für eine Datenbankanwendung, die das digitale Herzstück der Firma im Hauptberuf bildet. Hier gab es auf dem Server der Firma ein Backup, das etwa vier Wochen alt war. In den letzten vier Wochen vor dem Crash hatte ich allerdings sehr ausgiebig weiter programmiert und einige wichtige Schritte auf dem Weg zu einem eigentlich nun fast fertigem Personalplanungsmodul erreicht. Diese vier Wochen wichtige Arbeit sind nun völlig futsch und beim Blick in das vier Wochen alte Backup fühle ich mich quasi in die Steinzeit zurück versetzt.

Nun gibt es Datenrettungsfirmen noch und nöcher, in der ersten Panik habe ich das örtliche Computergeschäft aufgesucht, wo man mir mitteilte, es gäbe sogar eine 24-Stunden-Rettung, da wäre man da so bei einem fünfstelligen Betrag. Davon habe ich natürlich schnell abgesehen. Eine Firma namens Phoenix Datenrettung bot eine kostenfreie Analyse an. Nach Versand der Festplatte erhielt ich per eMail das Angebot, man würde in die Platte einen Schreib/Lesekopfaustausch versuchen, um die Daten einzulesen. Dieser Vorgang kostet 720 Euro, die Erfolgschance liegt bei 70%. Sprich, wenn es nicht klappt, ist der Betrag dennoch zu bezahlen. Wenn es doch klappt, sind zusätzliche 240 Euro für die Wiederherstellung fällig.

Ich habe dann noch etwas recherchiert, habe gelesen, dass die meisten Firmen einen Sitz in England haben und nicht alle zwingend seriös sein müssen. Irgendwie wurde mir das alles zu windig (und zu teuer) und ich habe dann meine Festplatte zurückgefordert. Das hat auch nach einigen Tagen anstandslos geklappt.

Bei weiteren umfangreichen Recherchen habe ich eine kleine Firma (Walross aus Berlin) gefunden, die Platte dort hingeschickt, um darauf hin die Info zu erhalten, für bereits geöffnete Platten wären Analysekosten von 180,-€ fällig. Diese würden aber bei beauftragter Rettung verrechnet. Dieses Geld habe ich dann erstmal bezahlt, es ist ja ein noch einigermaßen überschaubarer Betrag, außerdem sehe ich es auch etwas als Selbstgeißelung, damit mir sowas nicht wieder passiert. In diesem Rahmen wäre ich auch bereit, 300, vielleicht 400 Euro in die Rettung der Daten zu investieren. So viel wäre mir das tatsächlich wert.

Das Angebot beläuft sich nun aber tatsächlich auf brutto 862,60€ (darin die 180,- schon verrechnet, also eigentlich über 1000,-). Immerhin gibt es im Vorfeld eine Dateiliste mit zu rettenden Daten, so dass man eine Erfolgsgarantie hat.

Also, liebe Heimwerkerfreunde, was soll ich jetzt tun? Wenn ich es nicht mache, sind die Daten futsch, und die 180 Euro sind zum Fenster rausgeschmissen. Wenn ich es mache, bin ich 862,60€ ärmer, das ist eine ganze Stange Geld, für die man viel schönere Sachen kaufen könnte; aber ich hätte meine Daten zurück.

Achja, das ganze selber zu machen, habe ich natürlich überlegt! Ich hatte den Bohrhammer schon bereitgelegt. Meine Holzwerkstatt ist ja auch so eine Art Reinraum. Aber diverse Erfahrungsberichte in verschiedenen Foren hielten mich dann doch davon ab.

Ich habe mich nun eigentlich entschieden, spätestens jetzt, wo ich mir selbst so eine schöne Zusammenfassung geschrieben habe. Aber wie würden meine geschätzten Leser entscheiden? Ich freue mich auf Eure Kommentare. Und wie ich mich entschieden habe, erzähle ich nächste Woche 🙂

 

4 Gedanken zu „Rette sich, wer kann!

  1. Autsch… Na ja, 1000 Euro sind nicht wenig, aber wenn damit die Arbeit von 4 Wochen gerettet werden kann, dann finde ich das nicht zu teuer (im Erfolgsfall). Sage ich jetzt mal so als Softwareentwickler, der tagein tagaus programmiert und innerhalb von 4 Wochen ziemlich viel tippt. Gerade, wenn es um die Firma geht, würde ich das versuchen.

    Wenn Du das allerdings nur so nebenbei gemacht hast und real vielleicht nur 20 oder 30 Arbeitsstunden verlierst, dann sieht das möglicherweise anders aus… Dann würde ich es einfach neu programmieren, auch wenn es langweilig ist. Ein Versuch, die Daten selbst zu retten wird bei einem Defekt der Köpfe jedoch trotz Präzisionsbohrhammer ziemlich sicher schief gehen.

    Du könntest allerdings noch versuchen, die Platine der Festplatte auszutauschen, falls nicht eindeutig die Köpfe über die Platten schrabbeln—vielleicht ist einfach nur die Elektronik hinüber? Die Platine mit der ganzen Elektronik ist häufig leicht zu tauschen und kann aus einer funktionierenden Platte mit exakt der gleichen Typennummer umgebaut werden (eBay). Das habe ich schon zweimal erfolgreich gemacht.

    Wie auch immer, Du könntest ja in Zukunft Git oder Mercurial für die Versionskontrolle einsetzen und ein dezentrales Backup pflegen. Oder den Sourcecode auf Github, Gitlab oder Bitbucket hochladen. Oder häufiger ein Backup machen. 😉

    Auf jeden Fall wünsche ich Dir viel Glück bei der Rettung Deiner Daten!

    • Danke für die aufmunternden Worte. Tatsächlich waren es eher 20-30 Stunden und nicht vier Wochen durchgehendes Programmieren. Aber eben auch viele Grübelsachen, die ich nun erstmal wieder nachgrübeln muss…

  2. Wenn es tatsächlich nicht viel Programmier-Zeit, dann wird es beim „zweiten Heruntertippen“ bestimmt auch besserer Code 🙂

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