Heute ein Faultier

Die Sonne strahlt, die Vögel zwitschern, die Leute rennen scharenweise in die Baumärkte, Heim und Garten wird allerorten auf Vordermann gebracht, allein bei mir hat sich die rechte Motivation noch nicht eingestellt. Irgendwie bin ich gefühlt noch im Winterschlaf. Ich bin noch nicht so weit! Soll es doch nochmal schneien, auch gut! Vielleicht bin ich auch aufgrund des großen Firmenumbaus in einem kleinen handwerklichen Tief. Zu tun wäre freilich genug: Die Verleistung meiner Dachfenster schiebe ich seit Monaten vor mir her. Draußen müsste die Terrasse eine gründliche Reinigung und eine neue Ölung haben. Beim Projekt „Schuppenrückseite“ fehlt immer noch der Schlussanstrich, und beim Kellerfenster bin ich letzten Winter mit irgendwas Sperrigem an der Kante hängengeblieben und habe ein Stück Putz rausgebrochen. Der Zaun hat mittlerweile einen grünlichen Schimmer (naja, nach fast drei Jahren darf er das auch) und müsste gereinigt, vielleicht auch neu gestrichen werden. Blumenbeete sind schon ein paar fertig, das Größte sieht aber noch genau so aus wie vor dem Winter, nur schäbiger. Nicht auszudenken, wenn Schwiegermutter das nächste mal kommt!

Auch extern habe ich noch einige Projekte vor der Brust: So geht es beispielsweise darum, ein völlig entkerntes Loch in eine Badezimmervorbereitung zu verwandeln, und ich glaube, das sollte auch recht bald passieren. Für Anfang Mai habe ich noch eine Trockenbaudecke zugesagt und in der Firma, wo jetzt innen so ziemlich alles fertig ist, geht es ja irgendwann draußen weiter. Nächste Woche werden beispielsweise Wellblechverkleidungen angebracht, das wird sicher spannend und ich werde hier natürlich Bericht erstatten.

Wenn ich das alles so überlege, habe ich ja schon irgendwie Lust! In Gedanken habe ich das Werkzeug schon rausgeholt und baue was, egal was, hauptsache laut und dreckig! Nur heute eben noch nicht. Was kann ich dafür, dass das Sofa so verdammt gemütlich ist? Ein wahres Ärgernis! Hätten wir damals anstatt eines Sofas ein paar Klapptstühle gekauft, wäre die heimische Produktivität sicher merklich gesteigert worden.

Egal, heute mach ich nichts mehr. Nächste Woche wieder! Und Euch rufe ich auch auf zum Müßiggang. Lasst den Hammer liegen! Ist sowieso Sonntag. Und weil’s so schön passt, sende ich Euch als musikalischen Gruß eines meiner Lieblingslieder von Reinhard Mey, und ich wette, danach ist das schlechte Gewissen wie weggeblasen:

Heute häng‘ ich ab, heut‘ cool ich down,
Heut‘ werd‘ ich nicht weiser, heute werd‘ ich braun.
Ich dreh‘ mich zur Sonne, blinzel in die Runde,
Ich rolle mich ein, ich bin wie junge Hunde
Zum Schlafen in der Sonne gemacht.
Hättest Du das jemals von mir gedacht?

Ich will es heut‘ nicht politisch korrekt,
Ich will heut‘ einfach nur, dass es mir schmeckt.
Ich will nicht schlauer werden und auch nicht schicker,
Eventuell ein kleines bisschen dicker.
Ich frag‘ mich nicht, ob man mich liebt,
Ich frag‘ mich nur, ob es hier Nachschlag gibt.

Aber morgen bringe ich die Dinge wieder ins Lot,
Morgen ruder ich euch wieder das Rettungsboot.
Bloss heut‘ freu‘ ich mich einfach nur zu überleben,
Und erlaube mir, mir die volle Breitseite zu geben.

Bitte, mich heut‘ nicht zu belehr‘n,
Bitte, mich heut‘s keinesfalls zu beehr‘n.
Kein Vortrag, keine Ansprache, ich bin Banause,
Völlig anspruchslos, ich mach‘ heut‘ eine Anspruchspause.
Ich will nicht reden und nicht zuhör‘n.
Bitte, mich nicht in diesem Glückszustand stör‘n.

Aber morgen bringe ich die Dinge wieder ins Lot,
Morgen ruder ich euch wieder das Rettungsboot.
Bloss heut‘ freu‘ ich mich einfach nur zu überleben,
Und erlaube mir, mir die volle Breitseite zu geben.

Ich mache nichts, ich atme bloss,
Die Beine hoch, ich lasse los.
Ich muss nichts nehmen, ich muss nichts rauchen,
Ich will nichts wollen, und ich brauch‘ nichts zu brauchen.
Na gut, ein Glas Barolo, wenn es denn stimmt,
Dass es das Zeug ist, das auch Gott in Frankreich nimmt!

Aber morgen bringe ich die Dinge wieder ins Lot,
Morgen ruder ich euch wieder das Rettungsboot.
Morgen mach‘ ich sofort die Welt wieder besser,
Morgen schwimm‘ ich wieder jedem Haifisch ins Messer.
Morgen öle ich euch wieder die Maschine,
Morgen such‘ ich wieder jede einzelne Mine.
Morgen geh‘ ich für euch wieder durch freundliches Feuer,
Aber heute zünde ich erst noch meine ganze Heuer,
Heute freu‘ ich mich einfach nur zu überleben,
Also erlaub‘ ich mir, mir die volle Breitseite zu geben.

Morgen bringe ich die Dinge wieder ins Lot,
Morgen ruder ich euch wieder das Rettungsboot.
Nur heut‘ freu‘ ich mich einfach so zu überleben,
Und erlaube mir, mir die volle Breitseite zu geben.

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