Bakelit

So, ich hoffe, alle hatten viel Spaß und Freude mit dem Basteltip von letzter Woche? Ich werde auch noch ein bißchen basteln, ich habe nämlich noch das Außenlichtschalter-Projekt vor der Brust. Was es damit auf sich hat?

Nun, als ich das Haus im Frühjahr verputzt habe, musste ich eine alte Verteilerdose entfernen, dabei ist sie leider zerbrochen und seitdem hängt die halbe Dose nebst dazugehörigen Leitungen und dem Lichtschalter „auf halb acht“ an der Wand und baumelt im Wind. Das geht nun schon über ein halbes Jahr so, einerseits, weil ich nicht so richtig Zeit dafür hatte, andererseits, weil ich sie natürlich möglichst originalgetreu ersetzen möchte: Bakelit ist das Zauberwort, das sind die schwarzen, glänzenden Dosen und Schalter, und genau so ein Ding muss da wieder hin, bitteschön!

Leider sind Bakelitdosen verdammt schwer zu bekommen und so erhielt ich den Tip, einen Antik-Baustoffhandel zu besuchen. Den Laden, den ich zuerst anrief, bügelte mich mit der Information ab, dass er sowas nicht verkaufe, denn wenn mir dadurch die Bude abbrenne, wäre er ja Schuld. Hm. Ich fuhr also zu einem anderen und betrat ein riesiges Gelände voller antiker Baumaterialien, angefangen von alten Balken, Nägeln, Fenstern, über Badewannen, Türen, Zäune, Steine und, und und. Über dem Gelände erhob sich das Kontor auf einem Hügel, aus diesem trat sogleich der Inhaber heraus und erklärte mir, welche verschlungenen Pfade ich gehen sollte, um in die Elektroabteilung zu gelangen (Zwischen den Ziegeln durch, dann auf Gartenhaus zu, links, links, wieder rechts, um die Ecke, dann gibt es ein Regal auf der linken Seite…) Ich könnte mir dann raussuchen was ich bräuchte und dann bei ihm bezahlen. Im Übrigen wäre das gesamte Gelände kameraüberwacht, also jetzt nicht dass er denken würde, ich…aber es wäre eben so. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nichts geklaut! Naja, kann er ja nicht wissen. Ich habe mich natürlich komplett verlaufen, bin aber dann mit Hilfe eines anderen Mitarbeiters zum Elektro-Regal gelangt:

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Die Elektroabteilung!

Es gab hier also kofferweise Bakelit! Alles dreckig und spinnenwebenüberzogen, aber das war mir ja erstmal egal. Ein Kofferboden war durchgefault, was mich zur Annahme führte, dass hier eher selten jemand käuflich tätig wird.

Leider habe ich meine begehrte vierarmige Abzweigdose nicht gefunden, es waren tatsächlich nur zwei Abzweigdosen da, die auch noch ohne Deckel, dafür jede Menge Schalter und Steckdosen. Um nicht vergeblich die immerhin rund 50 km gefahren zu sein, nahm ich zwei Klingelknöpfe mit, damit auch unsere Klingel zu Hause im Stil der 20er Jahre bedient werden kann. Und der zweite zur Sicherheit, falls einer nicht funktioniert.

Auf dem Weg zum Kontor kam ich dann an einer alten, schäbigen Badewanne mit dem Preisschild „1150,-“ und einem kaputten Fensterflügel für 400 Euro vorbei, und da schwante mir, dass diese Knöpfe eventuell nicht so richtig günstig werden könnten. Tatsächlich wollte man mir 25 Euro pro Stück abknöpfen. Zwar werden solche Sachen bei ebay & Co. tatsächlich für diese Summen gehandelt, angesichts der Präsentation, des Zustands und der Fülle der Artikel dort habe ich aber ehrlich gesagt mit ’nem Zehner für beide gerechnet. Als ich dann erklärte, einer wäre ja nur Ersatz, habe ich immerhin beide für 30,- bekommen und habe dann diesen schrägen Laden mit gemischten Gefühlen wieder verlassen. Vielleicht bin ich auch einfach zu unerfahren im Antiquitätenhandel.

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Bakelit-Klingelknöpfe

Als die Knöpfe dann sauber waren, sahen sie tatsächlich sehr hübsch aus, und wenn beide funktionieren, verkaufe ich den zweiten, aufgehübschten vielleicht auch bei ebay und habe dann wahrscheinlich das Geld wieder raus! 🙂

Die Abzweigdose habe ich dann online bei Lux-Est bestellt, da gibt es neben dem ganzen Bakelit-Programm auch wunderschöne Leuchten, Möbel, Uhren und viele Dinge im Industrie/Vintage-Design.

Ich habe dann einen Verdrahtungsplan der alten Dose gemacht und dann alles auseinandergerissen, die neue Dose angebracht und die Leitungen wieder so wie vorher verlegt.

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Sitzt!

Jetzt müsste ich eventuell die Kabel noch wieder hübsch weiß anstreichen und fertig ist die Sache. Hat letztendlich nicht mal eine Stunde gedauert, und dafür habe ich es so lange vor mir her geschoben. Naja, das aufwändige hier war natürlich die Beschaffung. Aber jetzt weiß ich ja, wo ich (nicht) nach sowas suchen muss…

Alles funktioniert, die Außenleuchte leuchtet, die Klingel klingelt, und ich genieße jetzt den Sonntag, wo der Regen regnet und die Wolken wolken. Bis nächste Woche!

 

 

 

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Ein Gedanke zu „Bakelit

  1. Hättest du mal was gesagt, so eine Abzweigdose liegt noch in meiner Grabbelkiste. Hätte ich dir im Tausch gegen einen anderen Aal vermacht.

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