Zwergentür

Wie zum Beweis, dass ich in der Beratungsstunde letzte Woche nicht die komplette Dämlichkeit der Suchanfragenstatistik erfasst habe, wurde ich diese Woche noch beglückt mit:

„kann man holz vor dem fliesen mit drahtgeflecht beplanken“

Das lassen wir jetzt alle mal sacken.

In dieser und der kommenden Woche sehe ich mich vor der Aufgabe, drei Türstürze umzubauen. Das Grundproblem ist ja gar nicht so selten: Durch einen veränderten Fußbodenaufbau (Trockenestrich, Fußbodenheizung, Flokati) kommt das Bodenniveau höher und die Türöffnung wird dadurch zu niedrig. In diesem Fall war die eine oder andere Tür ohnehin schon etwas knapp bemessen und durch die Sanierung der Holzbalkendecke ist das Bodenniveau um ein paar Zentimer gestiegen. Und nein, es ist nicht bei mir zuhause. Regelmäßig bekomme ich Anfragen: „Na, bist Du immer noch nicht fertig?“ Hier nochmal offiziell: Wenn alle hier vorgestellten Projekte bei mir zuhause wären, hätte ich nicht nur fünf Badezimmer und siebzehn Sanierungsschichten, ich wäre auch pleite und geschieden. Einen Großteil der Bauerei betreibe ich als offizielles Nebengewerbe bei anderen Leuten; so auch dieses mal. Doch nun zum Staub und Dreck:

 

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Neuen Türsturz ausschneiden

Eine zentrale Rolle bei der Sturzänderung spielte auch hier der Multicutter von Bosch; auch wenn die #builtwithBosch-Testwochen vorbei sind, hat er mir hier wirklich großartige Dienste geleistet und war in diesem Fall ein Werkzeug ohne Alternative. Doch dazu später mehr.

Als Stürze habe ich KS-(Kalk-Sandstein)Stürze eingesetzt. Da die Türöffnungen knapp 90cm betrugen, wäre der 1m-Sturz etwas knapp gewesen, daher habe ich 1,25m-Stürze eingebaut. Die armierte und ausgegossene Rinne des Sturzes liegt dabei immer oben. Weitere Infos z.B. hier.

Ich habe also mit dem Cutter zunächst ein Feld von 125 cm Breite und 9 cm Höhe (Sturzhöhe 7cm + Platz für die Mörtelfuge oben und unten) ausgeschnitten. Zur Übertragung auf die andere Wandseite wurden vier Löcher in die Ecken gebohrt. Der alte Sturz (oder besser Holzbalken, wie in diesem Fall) bleibt übrigens zunächst drin.

Warum jetzt der Cutter? Im Gegensatz zur „Flex“/Winkelschleifer macht der Cutter nur ein Zehntel so viel Staub und Schweinerei. So ein Sturz mit der Flex ausgeschnitten, und das Stockwerk ist erstmal unbewohnbar. Weiterhin konnte ich sehr fein nur das nötige Material bis in die Ecken ausschneiden. Den Bohrhammer habe ich zum Stemmen nur für die Putzschichten benutzt, nicht für die Steine. Wie der Kenner eventuell bereits bemerkt hat, habe ich hier nämlich nichts abgestützt. (Hier wie immer die Warnung, liebe Kinder: Nicht nachmachen, keine Gewähr, bitte einen Statiker oder Kosmonauten fragen!) In diesem Fall sind es nichttragende Wände im oberen Stockwerk, sprich darüber sind nur noch zwei Reihen Ziegel, das ist das Schlimmste, was da unterkommen kann. Der Bohrhammer jedenfalls hätte so sehr am Bestandsmauerwerk herumvibriert, dass das Lastdreieck, durch das der Sturz statisch funktioniert (habe ich hier mal genauer erklärt) und auch die Stoßfugen, die jetzt sturzlos darüber liegen, gebröckelt wären und dann schon die Gefahr besteht, dass das einiges runtergepoltert kommt. Also präzise, smooth und vibrationsarm mit dem Multicutter ausgeschnitten, dann in der Mitte ein Stück Wand weggenommen und mit einem Reststein auf dem alten Sturz abgestützt, nur so für’s Gefühl:

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Zwischendurch mal abstützen

Es wurde dann nach und nach das gesamte Mauerwerk entfernt:

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Mauerschnitt mit Multicut

Durch die verschiedenen Cutter-Aufsätze konnte ich je nach Gegebenheit so schneiden, wie ich es gerade brauchte. Vor allem, weil beidseitig Elektroleitungen am Sturz langliefen, deshalb wäre allzu grobes Werkzeug hier also auch fehl am Platz gewesen.

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Werkzeugwechsel

Wenn der Platz für den Sturz und die Türöffnung ausgeschnitten ist, wird der neue Sturz eingesetzt, ausgerichtet und auf dem alten Sturz abgestützt:

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Neuer Sturz auf dem alten abgestützt

Die Ausrichtung sollte so erfolgen, dass zwischen neuem Sturz und der Bestandsmauer noch genügend Luft für die ein Mörtelbett bleibt. Der Sturz wird nicht einfach trocken auf die Auflager gelegt!

Mit einer Traufel und einer Fugenkelle wird nun Zementmörtel unter, neben und auf dem neuen Sturz gebracht. Eine Übersicht über die verschiedenen Kellernarten gibt es z.B. hier bei Baywa.

Dabei sind die ganzen Flächen vorher zu entstauben und vorzunässen (ich habe immer eine Sprühflasche für sowas, mit einem Quast geht es evtl. vorher auch). Wichtig ist, dass der Sturz komplett auf einem satten Mörtelbett liegt und vollflächig mit Mörtel unterfüttert ist. Auch die Fuge nach oben muss komplett sauber gefüllt sein. Wenn das soweit passiert ist, darf das Ganze, immer noch abgestützt auf dem alten Sturz, trocknen und ruhen, und wer es nicht eilig hat, lässt das mal eine Woche vor sich hinschmoren. Zwei, drei Tage sind hier aber schon das Mindeste. Dann wird die Abstützung entfernt und der alte Sturz nicht herausgenommen, sondern auf Breite der Türöffnung abgeschnitten. Am Ende wird das Ganze noch dann noch verputzt und ist dann bereit für eine schöne Standardtür in Standardhöhe.

Für das Ganze solle man sich Zeit lassen und vorsichtig zu Werke gehen. Für Ausschneiden, neuen Sturz einsetzen und vermauern habe ich z.B. etwa drei Stunden gebraucht. Vielleicht geht das auch schneller, aber ich war hier lieber zärtlich, bevor mir alles überm Kopf zusammenbricht.

So, und ob das alles gehalten hat, lest ihr dann nächste Woche 🙂

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2 Gedanken zu „Zwergentür

  1. Lieber Manuel
    Das nenne ich nun Zufall. Da suche ich nach einer kurzen Anleitung für mein Wochenendeprojekt auf unserer Hausbaustelle und finde doch tatsächlich gerade deinen Beitrag von gestern. Herzlichen Dank für die Tipps und liebe Grüsse aus der Schweiz

  2. Die Oszillationsschneider von Bosch finde ich auch genial. Ich könnte ihn aus meiner Werkstatt garnicht mehr weg denken.
    3 Stunden für die ganze Arbeit ist doch eine gute Leistung. Würde ich garnicht schneller hin bekommen.

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