Der Binford-Laden

In der Serie „Hör‘ mal wer da hämmert“ (im Original Home Improvement) gibt es einen Werkzeugladen namens Harrys Eisenwaren (Harry’s Hardware), in dem es neben diversen Eisenwaren auch jede Menge Werkzeug von Binford zu kaufen gibt. Und was soll ich sagen, ich habe exakt diesen Laden bei uns in Ostwestfalen gefunden. Doch dazu später mehr.

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Sägerei

Das Fensterladen-Projekt geht tatsächlich gut voran. In einer tagesfüllenden Aktion habe ich acht Doppelzentner Holzleisten und Rahmenholz gesägt. Die Leisten (11×68, siehe Bild oben) werden die Lamellen, aus dem Rahmenholz (26×93) werden, große Überraschung, die Rahmen gebaut. Eine Lage ist mit 26mm Stärke etwas knapp, um dort Lamellen einzusetzen, daher wird der Rahmen doppellagig, wobei jeweils ein langes und ein etwas kürzeres Stück zusammengeleimt werden, daraus ergibt sich dann nachher die Eckverbindung gerades Eckblatt, das ich dann noch zusätzlich verdübeln werde, nein, kein Bauschaum.

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Rahmenteile verleimen: Vertikale Stücke in lang…

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…horizontale Stücke in kurz.

Das Holz für Rahmen und Lamellen ist bereits werksseitig gefast, so dass ich zumindest die Lamellen an den Kanten nicht weiter bearbeiten muss. In einer weiteren Tagesaktion habe ich dann das Ganze erfolgreich verleimt, indem ich alles an Zwingen zusammengekratzt habe:

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Pressen!

Der Plan für das Wochenende war nun, die nötigen Fräsungen zu machen. Wie bereits letzte Woche angedeutet, überlegte ich dazu die Anschaffung entsprechender Werkzeuge, aber Freitag habe ich es nicht mehr geschafft und es blieb nur noch der Samstag, und Samstags haben die meisten ordentlichen Werkzeugläden geschlossen, und dann ist da ja noch diese lästige Baumarkt-Allergie (wobei ich dieses mal kurz davor war!). Ich habe mich also schlaugegoogelt und einen Laden gefunden, der nicht nur fast BINFORD heißt, sondern dessen Firmenlogo auch die gleiche Schriftart wie BINFORD hat, und der auch noch Samstags offen ist! Das kann doch kein Zufall sein!

Ich bin also hingefahren. Vor dem Laden wurde, ja tatsächlich, es wurde gegrillt. Ein Pavillon war aufgestellt, ein unfassbar großer Smoker von Weber-Grill verrichtete seinen Dienst und Männer mit Werkzeuggürteln aßen um halb neun die dritte Bratwurst. Der Laden selbst ist eine 1:1-Kopie von Harry’s Binford-Shop. Es waren ausschließlich Kerle mit Werkzeuggürteln und O-Armen darin. Die einzige Frau sorgte für Nachschub am Grillstand. Es gab einen großen Tresen, dahinter Harry, vielleicht auch noch Scotty und Mitch. Vor dem Tresen Al aus Tooltime, Benny und weitere flanellhemdentragende, O-armige Werkzeuggürtelträger. Was O-Arme sind? Nun, es gibt Arme, die einfach vom Körper runterhängen, und es gibt Arme, die stets angespannt sind (sagt man nicht auch Rasiermesser unter den Achseln?), vielleicht auch deshalb, weil der Werkzeuggürtel ein einfaches Herunterhängenlassen nicht zulässt. Und: es sieht immer nach Übermacht und Tatendrang aus! Auch ich werde angesichts des gewaltigen Eindrucks versuchen, mir diese Körperhaltung in den nächsten Wochen anzutrainieren.

Drei(!) Verkäufer in Binford-Westen kamen auf mich zu, ich wählte den kräftigsten und verlangte nach Beratung hinsichtlich einer Oberfräse und einer Flachdübelfräse. Mit der Flachdübelfräse wollte ich Lamello-Verbindungen (diese kleinen, ovalen Holzplättchen zum Einleimen) herstellen, die die Lamellen mit den Rahmen verbinden sollen. Die Oberfräse wollte ich zum Abrunden der Rahmenkanten und zum Fräsen einer Schräge auf den oberen Rahmenkanten als konstruktiven Holzschutz, sprich, damit das Wasser besser abfließt. Das zeige ich noch im Detail und Bild, wenn es soweit ist. Der Binford-Mann stellte mir ein Angebot zusammen, bei dem ich nicht nein sagen konnte.

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Die Binford OF 1010

Und diese Oberfräse ist es geworden: die Binford OF-1010. Sie hat einen Verbrennermotor mit 10 PS. Ich hatte zunächst ja mit der Binford OF-1400 geliebäugelt, die war mir aber dann für meine filigranen Arbeiten doch zu teuer groß und mit 1400 PS auch etwas zu kräftig. Ich habe mit der 1010 nun schon einige Probefräsungen gemacht und kann mich über zu wenig Leistung weiß Gott nicht beschweren.

Durch das eingesparte Geld konnte ich mir nun noch eine Flachdübelfräse zulegen, die Binford PJ-7000. Ich hatte erst etwas Angst, dass mir eine Flachdübelfräse die feinen Lamellen zerfetzt oder dass ich nicht mehr genug „Futter“ an den Dübelrändern habe, aber es funktionierte tatsächlich ideal und ich habe alle Lamellen sauber gefräst bekommen. Dazu habe ich mir diese Hilfskonstruktion mit Werkstückfixierung und Mittenmarkierung gebastelt:

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Fräs-Schlitten

Damit habe ich es geschafft, eine Lamelle beidseitig in 14 Sekunden zu fräsen. Nicht zuletzt natürlich auch dank des Zweitakter-Motors der Binford PJ-7000 mit immerhin 70 kW. Oder so.

Die Maschine läuft tatsächlich sehr präzise, es gibt keine Ausrisse und der Schlitz ist auch wirklich nur so breit und hoch, wie man ihn für den entsprechenden Dübel braucht, in meinem Fall Größe 0 (47x4mm). An einem Verstellrad neben dem Vergaser kann man die Dübelgrößen einstellen, und je nach Größe taucht das runde Sägeblatt dann mehr oder weniger tief ins Holz ein und erzeugt dann auch einen breiteren und tieferen Schlitz. Sie ist allerdings tatsächlich relativ laut.

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Lamellen für Lamellos

Als Gegenstücke habe ich dann noch Fräsungen in den Rahmen gemacht. Dazu habe ich immer zwei Rahmen-Pärchen gemeinsam markiert (ok, nicht immer. Beim ersten mal habe ich es einzeln gemacht und die sind auch nix geworden. Aber bisher der einzige Ausschuss!), zunächst die Abstände der Lamellen eingezeichnet und dann mit der Schmiege die Winkel von 30° markiert:

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Winkel anzeichnen

Die Flachdübelfräse hat einen Abstand von 10mm zwischen Bodenplatten und Sägeblatt, das muss man dann beim Anzeichnen berücksichtigen. Sowieso habe ich mit allen Geräten vorher umfangreiche Probefräsungen an Resthölzern gemacht, um nicht direkt alles zu versauen.

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Die Binford PJ-7000 in ihrem Element!

Ich habe erst mit einer Art Schablone experimentiert, die Schlitze lassen sich aber tatsächlich gut „freihand“ fräsen, wenn die Markierungen vernünftig sind. Der Vorteil von Lamellos ist, dass man die Stücke durch die Dübelform immer noch ein bißchen hin- und herschieben kann. Der Nachteil ist, dass die Maschine allein schon wegen der 70 PS nach etwa zwei bis drei Fräsungen nachgetankt werden und dann wieder mit dem Starterseil angerissen werden muss. Dafür habe ich nun immer einen Kanister handelsübliches Binford-Zweitaktgemisch an der Werkbank stehen.

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Voilà!

Ich habe nun alle Flachdübel-Fräsungen komplett; als nächstes stehen dann die Oberfräsenarbeiten an und dann muss ich das Zeug eigentlich nur noch zusammenleimen (das wird wahrscheinlich das Schlimmste!)

Was war noch? Achja: Wer jetzt selber Lust auf Werkeln und Grillen bekommen hat: Die Firma Binford SPAX veranstaltet einen „Grill & Chill“ – Contest, das fand ich nun doch so interessant, dass es hier kurz Erwähnung finden sollte: Es treten zehn Teams gegeneinander an, und es zählt, den schönsten Grillplatz aus Holz zu bauen. Alle teilnehmenden Teams (2-8 Personen) bekommen Spax-Produkte gratis und einen toom-Gutschein über 300 Euro; das Siegerteam bekommt 1000,- € und eine Grillparty gesponsort. Also, wer möchte, bewerben unter grillandchill.spax.com.

Ich würde auch mitmachen, hätte ich nicht gerade neuntausend andere Sachen zu tun. Denn nicht nur die Fensterläden wollen verleimt werden, nein, Montag kommt auch das Gerüst und dann geht’s bald los mit der Fassade. Die Ereignisse überschlagen sich bei dannwollenwirmal!

So, ich will nun noch schnell einen Kübel Mörtel anrühren, und dann…warum? Nun, ehrlich gesagt sind 70 PS auch nicht so leicht in der Hand zu halten und so ist mir die Binford-PJ 7000 beim Nutfräsen abgehauen und hat eine saubere Nut in die Kellerwand gefräst. Bis ich sie wieder einfangen konnte, hat sie rund viereinhalb Meter geschafft, dann war der Sprit alle. Muss ich nur kurz wieder zuschmieren. Mach ich dann, ähhh, sobald ich mich wieder reintraue, in die Werkstatt. Denn, ja, wie soll ich sagen, die Binford OF-1010 ist mir bei eingerastetem Anschalter vom Tisch gesprungen und sie wirbelt nun wie ein Derwisch auf dem Werkstattboden herum; ich habe es noch geschafft, zu flüchten und die Tür zuzuschlagen, es rumort und poltert aber immer noch, doch auch da müsste bald mal der Tank leer sein. Schätze, ich werde dann mal nach dem Estrich schauen müssen. Die nächsten Fräsungen werde ich dann mit zwei Leuten machen, um die Kraft der Maschine zu halten. Ist eben eine echte Binford!

Und bis es soweit ist, schnall‘ ich mir den Werkzeuggürtel um, ziehe die Arme hoch, fahre zu Harry’s Binford-Laden in Werste und probiere mal so ne Wurst vom Smoker. Mahlzeit!

 

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10 Gedanken zu „Der Binford-Laden

  1. Herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchs!

    Ich muss schon sagen, ich bin ein wenig neidisch, auch wenn sie sich noch in den Flegeljahren befinden und etwas wild sind… Sobald sie sich die Hörner abgestoßen haben, lässt sich bestimmt gut mit ihnen arbeiten. 🙂

    Eine Frage hätte ich aber noch: hast du die schrägen Fräsungen nur mit dem Bleistiftstrich als Anschlag gesetzt? Bleibt die Maschine dabei stabil oder wandert sie weg? Mein Flachdübler, ich nenne ihn Dübli, wandert seitlich weg.

    Vielen Dank, dass du meine Hoffnung auf vernünftige Werkzeuggeschäfte nährst. Frag doch mal, ob dein Binford-Laden eine Niederlassung in Lübeck hat… 🙂

    Herzliche Grüße
    Frank

    • Danke, ja ich werde sie schon noch bändigen 😉 Die Maschine arbeitet tatsächlich sehr präzise; ich hatte ja extra einen Winkelanschlag dafür gebastelt, den ich aber gar nicht brauchte. An der Markierung ansetzen, drücken, fertig. Es ist allerdings auch recht weiches Holz (Fichte), weiß nicht wie es bei härteren Holzarten ist. Und so einen Laden gibt es natürlich nicht in Lübeck! Da musst Du schon hierher kommen! Da gehen wir dann mal zusammen auf ne Bratwurst hin. Ach, und kannst Du bei der Gelegenheit die langen Zwingen mitbringen? 😉

  2. Servus!

    Ich beschäftige mich gedanklich seit knapp nem halben Jahr mit einem Projekt, das ich mir (bei Beginn meiner Überlegungen) eigentlich genauso vorgestellt hatte umzusetzen.
    Dank des Internetzes bin ich irgendwann von der Verwendung von Kiefer in dem Bereich abgekommen und überwiegend deshalb auch noch keinen Schritt weiter. Genauso wie bei den Buche-Lamellos.
    Beide Werkstoffe für sich genommen, glaubt man der landläufigen Meinung, sind für die Verwendung an der Fassade alles andere als geeignet. Kiefer ist nicht maßhaltig und die Buche Lamellos neigen zum Quellen – spätestens wenn der Fakt der Maßhaltigkeit beim Kiefernholz eintritt.

    Hast Du die Stimmen aus dem Netz ignoriert und trotzdem die Materialwahl getroffen oder war Dir das schlicht wurscht?

    BTW:
    Interessanter und vor allem erheiternder Blog! Weiter so.

  3. Hallo Sebastian,
    ehrlich gesagt war es mir zum größten Teil tatsächlich „Wurst“. Mein Holzhändler sagte, wenn die Fichte gut imprägniert und lackiert wird ist sie ebenso witterungsbeständig wie viele andere Holzarten. Außerdem beachte ich auch den „konstruktiven Holzschutz“, so dass kein Wasser auf den Läden stehenbleiben kann. Und wie maßhaltig die überhaupt so werden, wenn ich erstmal alles zusammengebaut habe, sei mal dahingestellt 😉
    Die Lamello-Dübel sollen ja auch etwas aufquellen mit dem Leim, dadurch erhalten sie ja ihre Festigkeit. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass sie dabei das Rahmenholz sprengen.
    Die Fensterläden werde ich dann die nächsten Jahre beobachten und vielleicht mal Zwischenbericht erstatten. Wenn ich sie in 10 Jahren entsorgen muss, hab ich ja igendwie auch was gelernt.
    Und: Wenn man im Internet recherchiert und sich diverse Bauforen durchliest, möchte man sowieso am liebsten von allem die Finger lassen 🙂
    vg

  4. Herzlichen Glückwunsch zur Binford OF-1010. Sehr amüsante Geschichte. So einen Laden suche ich auch noch.
    Al würde sagen: „Das glaube ich nicht, Tim!“

  5. „Wo is das denn wech“ dachte ich noch beim Lesen. Und dann die Auflösung 🙂 Harrys Binford-Laden in Werste kenne ich noch aus meiner Kindheit (nun leider in Bayern gelandet). Kann man wirklich nur empfehlen!

  6. Pingback: Farbwunder | Dann wollen wir mal!

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